Das Solar-Modellboot hat Stefan Fehrenbach (60) aus der Vitrine geholt. Auf dem Tisch wirkt es etwas fragil. Und das ist es auch. Aber zwei Zehntklässler der Singener Hohentwiel-Gewerbeschule haben damit den zweiten Preis beim Solarboot-Wettbewerb der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) in Konstanz geholt. Dazu mussten sie jede Menge Theorie in die Praxis übertragen. Kurz: Es war viel Tüftelarbeit, verbunden mit Erfindergeist.
Es musste gerechnet, gewogen, gelötet, geklebt werden. „Man glaubt nicht, wie schwer es ist, hauchdünne Solarfolien mit Lötdraht zu fixieren“, sagt Stefan Fehrenbach. Und wer weiß schon, das Solarmodule in einer kühlen Umgebung mehr Leistung bringen? Im Wettbewerb zählt jedes Detail. „Sie sollten mal die leuchtenden Augen sehen, wenn die jungen Burschen den Pokal in Händen halten“, sagt Fehrenbach.
Mit dem Opa im Keller gebastelt
Der Schulleiter der Hohentwiel-Gewerbeschule weiß, wovon er redet. „Als Kind habe ich mit meinem Opa im Keller gebastelt“, sagt er. „Diesen Erlebnisraum haben die meisten Jugendlichen heute nicht.“ An der Schule werde handwerkliches Geschick früh vermittelt. Nebenbei lernt man Physik. Nicht zu unterschätzen sei die Frustrationstoleranz beim Scheitern. Fähigkeiten, die in einer digital geprägten Welt zu kurz kommen.
Dabei lassen sich junge Menschen für Experimente begeistern. Das beweisen Wettbewerbe wie „Jugend forscht“. Man könne, so Fahrenbach, Schüler für die sogenannten Mint-Fächer begeistern, wenn sie erlebten, wie Mathematik oder Informatik bei der Umsetzung ihrer Ideen helfen.
Der Lehrer hatte beobachtet, dass Schüler aus Tuttlingen oder Saulgau bei „Jugend forscht“ besonders erfolgreich waren. Dort gebe es riesige Schülerforschungszentren. „Ich habe gesehen, welchen Schub so eine Einrichtung für die technischen Berufe bringen kann. Mir war klar, dass wir sowas in Singen auch brauchen.“
Stadt stellte Räume zur Verfügung
So begann er mit der Überzeugungsarbeit, warb Mitstreiter in der Stadtverwaltung, den Gewerbe- und Industrieverbänden, suchte Sponsoren und Räume. Die Stadt stellte zwei Räume zur Verfügung. Ein Trägerverein mit Fehrenbach als Vorsitzendem wurde gegründet. Kooperationen mit Stiftungen helfen bei der Finanzierung von Workshops. Die Industrie spendet Material. Viel Unterstützung kommt vom Mittelstand. Industrie und Gewerbe hoffen auf Nachwuchskräfte.
„Unser zentrales Anliegen ist freies Forschen“, sagt Fehrenbach. Der gelernte Werkzeugmacher hat Maschinenbau und Physik studiert und später in Freiburg am Seminar für Didaktik Lehrer ausgebildet. Mit seinen beiden Söhnen hat er ebenfalls gebastelt. Er weiß, wie wichtig es ist, wenn junge Menschen Selbstwirksamkeit erfahren.
Neue Energie tankt er als Sänger
Das Schülerforschungszentrum (Sfz) bietet Schülern seit 2021 dafür den Rahmen. Hier können sie Spiele programmieren, Apps entwickeln, 3-D-Konstruktionen erstellen, Roboter mit Mikro-Controllern steuern, Platinen für Schaltprogramme löten. Fehrenbach sprüht vor Begeisterung, wenn er die Möglichkeiten aufzählt. Dann ist da die Wertschätzung für seine Lehrer, die sich mit den Tüftlern beschäftigen. Wenn nötig, sogar in der Freizeit.
„Wir wollen für Industrie und Gewerbe noch sichtbarer werden“, formuliert der Schulleiter sein Ziel. „Und wir wollen mit zertifizierten Trainern in Kindergärten gehen.“ Sein Elan ist ansteckend. Neue Energie tankt er als Sänger in einem A-cappella-Ensemble oder bei der Waldarbeit. „Ich habe einen agro-kulturellen Migrationshintergrund“, sagt er und lacht.