Die Information, dass bestimmte Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren (SBBZ) von den sonst flächendeckenden Schulschließungen ausgenommen sind, findet sich eher versteckt auf der Internetseite des Kultusministeriums in einem Schreiben vom 6. Januar.

„Geöffnet werden die Sonderpädagogischen Bildungs- und Beratungszentren mit den Förderschwerpunkten geistige Entwicklung und körperliche und motorische Entwicklung, andere Sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren mit den entsprechenden Bildungsgängen sowie die Schulkindergärten mit diesen Förderschwerpunkten.“ Weiterhin ausgesetzt bleibe die Präsenzpflicht. Die Entscheidung sorgt in Friedrichshafen für gemischte Gefühle bei Betroffenen.

Mutter eines Schülers freut sich für ihren Sohn: „Was in der Schule gemacht wird, kann ich zuhause gar nicht machen“

Sebnem Ögrunc, Mutter des neunjährigen Devin, der die Tannenhagschule besucht, zeigt sich erfreut und erleichtert, dass ihr Sohn wieder zur Schule gehen kann. „Ich bin gottfroh“, erklärt sie. Zwar sei es keine Pflicht, aber für sie sei sofort klar gewesen, dass sie ihren Sohn wieder zur Schule schicken werde. Er hat aufgrund seines Autismus sonderpädagogischen Förderbedarf.

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„Ihm fehlt das total. Das alles, was in der Schule gemacht wird, kann ich zuhause gar nicht machen. Ich versuche viel, aber komplett geht das einfach nicht. Ihm fehlt wirklich die Schule, ihm fehlen auch die paar Kinder, die er um sich herum hatte.“

Schulleiter sieht Unterstützungsbedarf, äußert sich aber auch besorgt: „Unsere Schüler gehören zur Risikogruppe“

Schulleiter Gerold Ehinger erklärt: „Natürlich sehen wir viele Argumente, die dafür sprechen, dass unsere Schule Präsenzunterricht anbietet. Die teilweise besonders große Belastungssituation für unsere Eltern kennen wir durch unseren permanenten und engen Austausch und Kontakt wirklich gut. Daher ist es für uns auch nachvollziehbar, dass hier entsprechende Entlastungen und Unterstützungen dringend erforderlich sind.“

Allerdings sei dies auch durch das Angebot der Notbetreuung gut umsetzbar gewesen. Hier hätten sie auch bereits Erfahrungen gemacht: „Im letzten Schuljahr haben wir gute Konzepte entwickelt, mit denen wir auch in Form von Hybridunterricht ein gutes Angebot machen konnten.“

Schulleiter Gerold Ehinger war sehr überrascht, als ihn die Mitteilung von der Schulöffnung erreicht hat.
Schulleiter Gerold Ehinger war sehr überrascht, als ihn die Mitteilung von der Schulöffnung erreicht hat. | Bild: Lena Reiner

Die Mitteilung, dass die Schule trotz der hohen Infektionszahlen komplett geöffnet sein werde, habe ihn sehr überrascht, so Ehinger: „Hinsichtlich der hohen Infektionszahlen sehe ich sie nicht gerade entspannt. Unsere Schülerinnen und Schüler gehören zur Risikogruppe, können oft die Schutzmaske nicht richtig tragen und Abstands- sowie Hygieneregelungen zuverlässig einhalten.“ Daher mache er sich große Sorgen bezüglich der Gesundheit der ihnen anvertrauten Schüler, seiner Lehrkräfte und der weiteren Mitarbeiter. Angesichts des hohen Infektionsrisikos für die Beschäftigten wäre aus Ehingers Sicht auch eine Priorisierung bei den anstehenden Impfungen „dringend geboten“.

Seit Montag seien nun wieder ihre Schüler in der Tannenhag-Schule: „Sie haben sich auf die Schule gefreut und wir wissen, wie wichtig die Tannenhag-Schule für sie ist.“ Allerdings hätten sich auch zahlreiche Eltern entschieden, ihr Kind nicht in die Schule zu schicken.