Erst vor einer Woche haben Stefanie und Robert Sayegh den „Adler“ in Ittendorf eröffnet, nun müssen die neuen Pächter Restaurant und Hotel schon wieder schließen. „Mich hat diese Maßnahme doch sehr überrascht, da die Zahlen im Bodenseekreis eigentlich in Ordnung waren“, sagt Robert Sayegh. Die Gastronomiebranche sei auch nicht der Treiber des Virus, so der 35-Jährige.

Seit Öffnung des Hotels Anfang August habe er nach seinen Schätzungen zwischen 800 und 1000 Menschen im Haus gehabt. „Wir hatten nicht einen einzigen Fall, haben nie einen Anruf vom Gesundheitsamt bekommen“, sagt Sayegh, der sich von der Politik im Stich gelassen fühlt. Schließlich habe man sich an alle behördlichen Auflagen gehalten und ein Hygienekonzept umgesetzt.
„Adler“-Team in Ittendorf richtet Abholstation im Biergarten ein
Dennoch möchte Robert Sayegh nicht über die Situation jammern, sondern die Herausforderung als Chance sehen. „Wir sind ein junges dynamisches Team.“ Dieses Team möchte im „Adler“-Biergarten eine Abholstation installieren und neben Speisen und Getränken auch Cupcakes, Cookies, Smoothies und Fruitcups anbieten.
Burak Tunckiran ändert sein gastronomisches Konzept
Auch Burak Tunckiran ist dabei, sein gastronomisches Konzept umzustellen. Das „BeerPub La Capri“ gegenüber der Stadthalle heißt jetzt „Kultburger“, in wenigen Tagen wollte er an den Start gehen und Burger anbieten. „Jetzt beginnen wir halt mit einem Abhol- und Lieferservice„, sagt Tunckiran.

Derzeit werden noch Flyer gedruckt und er wartet auf den bestellten Lieferwagen. „Ich habe geahnt, dass es uns wieder treffen wird“, sagt der Junggastronom. Nun ist er froh, dass er die Weichen entsprechend gestellt hat und aus der Kneipe ein Lokal wurde. „Wir wollen aber weiterhin am Wochenende das Kneipenfeeling bewahren, Fußballspiele zeigen und Alkohol ausschenken. Aber erst, wenn es wieder möglich ist.“
Nicht alle Wirte können und wollen To-Go-Angebote initiieren
Während Robert Sayegh und Burak Tunckiran auf Umsätze durch die Abhol- und Lieferdienste hoffen, wird Roland Döring das Restaurant „Krone“ am Latscheplatz komplett schließen. „Für uns macht ein To-Go-Angebot keinen Sinn, damit haben wir keine Erfahrung und das würde sich für uns kaum rentieren“, erklärt der Koch. Er wird die Zwangspause nutzen, um aufzuräumen, zu putzen, Büroarbeiten zu erledigen und Anfragen zu bearbeiten. Die Zimmer, die Döring anbietet, wird er weiterhin an Monteure und Geschäftsreisende vermieten, solange die Nachfrage vorhanden ist.

Nach einem guten Sommer fehlen erneut die Einnahmen
Nach einem guten Sommer sei es umso ärgerlicher erneut keine Einnahmen zu haben. Für den Dezember rechnet Roland Döring nicht mit einer Entspannung, denn Stammtische, Vereinssitzungen und Weihnachtsfeiern werden nicht stattfinden. „Ich kann nichts für diese Situation und es bleibt einem nichts anderes übrig, als sich damit abzufinden.“

Hasan Sakiz: „Die Gastronomen sitzen am kürzeren Hebel“
Auch Hasan Sakiz vom „Ludwig“ im Einkaufszentrum Proma muss sich mit der Situation abfinden. „Das ist einfach blöd und ich kann nichts daran ändern“, sagt der 30-Jährige. Sich über die Politik und die beschlossenen Maßnahmen aufzuregen, bringe seiner Meinung nach nichts. „Wir sitzen am kürzeren Hebel“, so der Gastronom, der trotzdem verärgert ist.
„Die Infektionen passieren im privaten Umfeld, nicht bei uns im Laden“, sagt Sakiz. Er und sein Team versuchen gut durch den November zu kommen, um dann direkt zu eröffnen, sobald es wieder erlaubt sein wird.

Bei den „Ambasadorka“-Pächtern herrscht gedrückte Stimmung
Magdalena und Michael Linnig haben den Gastrobetrieb „Ambasadorka“ neben der Stadtgalerie an der Ulrichstraße am 21. Mai eröffnet und müssen nun die Zwangspause hinnehmen. „Der Frust ist da“, gibt Michael Linnig die gedrückte Stimmung wieder, „das Verhältnis zwischen den Verursachern und den Einschränkungen passt nicht zusammen. Wir setzen das Hygienekonzept um und halten uns an alle Vorgaben. Wir sind auf einem guten Weg und bekommen das täglich von Kunden gespiegelt.“ Magdalena Linnig ergänzt: „Die Gäste sind doch bei uns in der Gastronomie besser aufgehoben, als bei privaten Feiern. Ich bemühe mich nach Kräften, damit sich die Gäste sicher fühlen können.“

Sie werde den Weinverkauf mit Lieferservice aufrecht erhalten. „Nun entsteht der Druck, dass wir einen Web-Shop einrichten, obwohl wir viel lieber die persönlichen Kontakte zu den Kunden pflegen wollen.“ Nein, sie sei „kein Freund von To-Go-Angeboten“. Das sei „zu unpersönlich, es geht das Ambiente in unserem ‚Wohnzimmer‘ im Ambasadorka verloren“.