Urlauber prägen das Bild der Promenade. Karin Klett aus Thüringen ist eine von ihnen. Die Erfurterin macht gerne Urlaub innerhalb Deutschlands, immer zusammen mit ihrem Mann und ihrer langjährigen Freundin Michele L‘Homme. Dieses Jahr ist das Trio zum ersten Mal am Bodensee.
Die drei sind alle über 70 Jahre alt und nutzen viele der touristischen Angebote um den Bodensee: ob eine Überfahrt mit dem Schiff Milan, eine Weinverkostung in Meersburg oder eine Führung durch das Kloster Salem. Besonders erfreut seien sie über den kostenlosen Eintritt bei vielen der historischen Bauwerken gewesen, erzählt Karin Klett. Sie haben sich zu dritt eine private Ferienwohnung gemietet und bezahlen nach eigenen Angaben für eine Woche rund 600 Euro.

Entspricht Karin Klett somit dem durchschnittlichen Touristen in Überlingen oder gibt es einen solchen erst gar nicht? Jürgen Jankowiak ist Geschäftsführer der Überlinger Marketing und Tourismus GmbH und weiß genau, wer sich hier erholt und wie viel er dafür bezahlt. Er blickt optimistisch auf die Zukunft des Bodenseetourismus.
Weite Bandbreite an Preisoptionen
Wie tief ein Tourist ins Portemonnaie greift, hängt stark davon ab, was für eine Unterkunft er wählt. Auf eine Anfrage des SÜDKURIER legt Jürgen Jankowiak Zahlen vor, die sich aus einer Studie von 2023 zu den ökonomischen Effekten des Tourismus in der Region Bodensee-Hegau ergeben. Demnach sind die Tagesausgaben je nach Marktsegment verschieden: 58,40 Euro bei Touristikcamping sowie Reisemobiltourismus; 89,90 Euro bei Privatquartieren; 146,90 Euro bei gewerblichen Betrieben.
Jankowiak: „In erster Linie profitiert hiervon das Gastgewerbe, der Einzelhandel und der Dienstleistungssektor.“ Aus dem Geschäftsbericht der ÜMT geht hervor, dass die meisten Übernachtungen in Überlingen in der Hotellerie gebucht werden. Am zweithäufigsten wird in Ferienwohnungen übernachtet, dicht gefolgt von Kurkliniken.

Wer sind die Bodensee-Touristen?
„Insgesamt wurden im Jahr 2024 692.452 Übernachtungen in Überlingen registriert“, schreibt die ÜMT in ihrem Geschäftsbericht für 2024. Das ist mit minus 0,8 Prozent eine leicht negative Entwicklung im Vergleich zum Vorjahr. Bei den ausländischen Gästen dominieren die direkten Nachbarländer Deutschlands, beschreibt die ÜMT ferner. Die meisten Übernachtungen gehen hierbei mit 36 Prozent auf Gäste aus der Schweiz zurück, gefolgt von Frankreich mit 14 Prozent der ausländischen Übernachtungen.
Es folgen Großbritannien, die Niederlande und Österreich. Von den deutschen Übernachtungsgästen stammen nach den Daten der ÜMT die meisten aus Baden-Württemberg, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Bayern. Über die Altersstruktur der Gäste ist dem Geschäftsbericht der Tourismus GmbH zu entnehmen, dass besonders ältere Menschen den Bodensee für längere Urlaube ansteuern: 61 Prozent der Übernachtungsgäste sind älter als 50 Jahre, davon sind 37 Prozent über 60 Jahre alt.
Urlauber sind vorsichtiger geworden
Jürgen Jankowiak beobachtet nach wie vor einen Urlaub-in-Deutschland-Trend, der damals durch Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie einen Boom erlebte. Dies habe nach seinen Angaben zu einer „nachhaltigen Stärkung des Inlandstourismus“ geführt. Diese Annahme ergänzt ein weiteres Phänomen, das die ÜMT seit einigen Jahren beobachten konnte: Die Urlauber sind vorsichtiger geworden.
Das sei erkennbar daran, dass die Nachfrage nach flexiblen Stornierungsbedingungen gestiegen sei, so Jankowiak. Auch wenn die Bodenseeregion ebenfalls von den Folgen des Klimawandels betroffen sein wird, hält Jürgen Jankowiak es für möglich, dass der Bodensee als Destination „auf der Nachfrageseite daraus auch profitieren könnte“.
Weniger Übernachtungen, mehr Tagesausflüge
Allgemein lasse sich nach Angaben des Geschäftsführers Jürgen Jankowiak eine Tendenz zu kürzeren Urlauben, die oft spontan und wetterabhängig gebucht werden, erkennen. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer beträgt laut ihm vier Tage und wird positiv beeinflusst von langen Aufenthalten in den Kurkliniken. Bezüglich der ökonomischen Effekte würden Tagesgäste und Übernachtungsgäste sich ungefähr die Waage halten, so Jürgen Jankowiak, „wobei beim Übernachtungsgast der Anteil des Gastgewerbes und beim Tagesgast der Anteil des Einzelhandels im Vergleich höher ist“.
Nach Einschätzungen der Branchenvertreter sei die Nachfrage über die Pfingstfeiertage in diesem Jahr eher gering ausgefallen, wohingegen sie während der Pfingstferien positiv verliefen. Im August wurden vergangenes Jahr die meisten Übernachtungen verzeichnet, die ÜMT gibt sich erwartungsvoll für die diesjährigen Sommerferien.