Ein deprimierendes Bild von der Lage an den Schulen im Schulkreis Lörrach-Waldshut zeichnete der Verband Bildung und Erziehung jüngst bei einem Pressegespräch in Bad Säckingen.
„Seit knapp zehn Jahren gibt es einen immer größeren Lehrermangel am Hochrhein. Ganztagesunterricht, Fördergruppen und ganze Schulfächer fallen aus – in Richtung Waldshut hin wird das Problem immer drängender“, beklagt die Schulkreisvorsitzende des Verbandes, Sonja Dannenberger. Wegen des Mangels an ausgebildeten Kräften könne der Bildungsplan an vielen Schulen nicht mehr angemessen erfüllt werden. Sie verwies darauf, dass nur noch durch rund 300 Quereinsteiger aus allen Berufen der Unterricht aufrechterhalten werden könne.
Ohne Quereinsteiger geht es nicht mehr
Fast an jeder Schule im Schulkreis Lörrach-Waldshut gebe es mittlerweile Quereinsteiger, so die stellvertretende Kreisvorsitzende Felicitas Adlung. Für diese würden zwar im Lehrerseminar in Lörrach Kurse angeboten, doch oft müssten Schulleitungen und Lehrer die Quereinsteiger an den Schulen weiter unterstützen – dies gehe allerdings auf Kosten der eigentlichen Aufgaben einer Lehrkraft, so Adlung.

Sie wünscht sich flexiblere Einsatzmöglichkeiten für Quereinsteiger, „denn wir sind dankbar für sie, viele von ihnen machen eine tolle Arbeit.“ Sonja Dannenberger fügt hinzu: „Wir könnten den Unterricht ohne Quereinsteiger nicht mehr aufrechterhalten.“ Allerdings, ergänzt Dannenberger, fehle diesen tatsächlich oft die klassische Lehramtsausbildung.

Vor allem Fächer wie Kunst, Sport, Musik oder Religion fielen oft komplett aus.
Zu wenige Schulsozialarbeiter
Der Unterricht könne auch aus anderen Gründen oft nicht mehr angemessen geleistet werden, ergänzt der stellvertretende Kreisvorsitzende des Verbandes, Tassilo Fuchs: „Wir benötigen mehr Schulsozialarbeiter und Psychologen an den Schulen.“ Auch viele mit der digitalen Aufrüstung der Schulen verbundenen Aufgaben seien von Lehren zusätzlich zu leisten, „die Lehrer sollten aber mehr Zeit für den tatsächlichen Unterricht haben“, so Fuchs weiter.

„Die Hochrheinregion muss für Lehrkräfte attraktiver gemacht werden, damit mehr Lehrer hierherkommen und das Studium muss stärker an den Beruf angepasst werden, denn viele Studenten brechen das Studium ab“, führt Sonja Dannenberger weiter aus. Das Problem des ländlichen Raumes werde bereits seit Längerem diskutiert, eine Möglichkeit zur Lösung bestünde darin, die Region durch finanzielle Anreize für Lehrer attraktiver zu machen. „Wir müssen die Region den Lehrkräften aber auch durch soziale Angebote als Heimat spürbar machen“, ergänzt der Bundesvorsitzende Gerhard Brand hierzu.

Er erhob drei Forderungen, um die Situation der Lehrer an den Schulen zu verbessern: „Es muss durch eine bessere Gesundheitsfürsorge sichergestellt werden, dass die Lehrer gesund bleiben und nicht aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig aus ihrem Beruf ausscheiden.“
Beruf soll attraktiver werden
Darüber hinaus müsse das Lehramtsstudium attraktiver gemacht werden durch die Einrichtung von Kinderhorten an den Hochschulen, eine bessere finanzielle Unterstützung für die Studenten und eine professionelle Begleitung im Studium, etwa durch besondere Tutorate.
„Trotz aller Probleme machen die Lehrer ihren Job aber immer noch gerne“, so Gerhard Brand weiter. Der VBE-Bundes- und Landesvorsitzende fordert, die Schule aus der politischen Auseinandersetzung herauszuhalten, um um langfristige Planungen zu ermöglichen. „Wenn das nicht möglich ist, haben keine Hoffnung mehr, dass ein langfristiges Konzept für eine neue Schul- und Bildungspolitik gelingen wird.“
Diesem pessimistischen Blick in die Zukunft entgegnet Sonja Dannenberger mit einem Ausblick, der Mut macht: „Wir kämpfen auch für die Kinder weiter, damit es ihnen gut geht und sie gut lernen können.“