Den Zweiten Weltkrieg aus der Sicht derer nachzuvollziehen, die ihn noch miterlebt haben – darum soll es in der neuen Dauerausstellung des Museums Schiff im Schweizerischen Laufenburg gehen, die für Herbst 2026 geplant ist. Derzeit wird das Museum aufwendig saniert, da das Gebäude, in dem es untergebracht ist, unter Denkmalschutz steht. Das Renovierungsprojekt gebe es schon seit 2018, aber um staatliche Fördermittel für die Sanierung zu erhalten, musste ein neues Konzept für das Museum ausgearbeitet werden.
Geschichte der Stadt in zwei Ländern
In diesem Zusammenhang sei dann die Idee entstanden, die Geschichte Laufenburgs als eine Stadt in zwei Ländern stärker aufzugreifen. Die Verbindung der beiden Länder könne besonders gut am Spannungsfeld des Zweiten Weltkrieges aufgezeigt werden, wie Historiker Fabian Furter erläutert.

Er arbeitet für das Ausstellungsmacher-Büro imRaum mit Sitz in Baden/CH und hat vom Museumsverein Laufenburg den Auftrag erhalten, das Konzept für die neue Dauerausstellung zum Zweiten Weltkrieg zu entwerfen.

Geplant ist ein separater Raum für diese historische Episode, der mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet werden und dazu einladen soll, sich Zeit zu nehmen.
Fabian Furter war es wichtig, den Krieg in diesem Raum „weniger aus militärhistorischer Sicht und mehr aus der alltäglichen Erfahrung der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu erzählen“. Deshalb hat er einen Zeitungsaufruf gestartet und sich auf die Suche nach Personen aus Laufenburg gemacht, die den Krieg damals als Kinder miterlebt und etwas darüber zu berichten haben.
Sieben Zeitzeugen erinnern sich
Mit Erfolg: Fabian Furter konnte mit jeweils sieben Personen aus Deutschland und der Schweiz über ihre Erfahrungen sprechen. Insgesamt wird die Ausstellung aber wahrscheinlich ein Übergewicht an Schilderungen aus dem deutschen Laufenburg haben, „weil das die stärkeren Geschichten sind“, erläutert Furter.

Die Gespräche über Themen wie die angeblich geplante Sprengung des Rheinkraftwerks durch die SS, die Flucht über den Rhein, Hilfsaktionen aus der Schweiz für das kriegsgebeutelte deutsche Laufenburg, Liebesbeziehungen über den Rhein hinweg, die französische Besatzung und das Hungerleiden nach Kriegsende hat Furter aufgezeichnet.
Und das nicht ohne Grund: Ausschnitte aus diesen Filmen sollen an mehreren Videostationen in der späteren Ausstellung von den Museumsbesuchern angesehen werden können. „Es ist ein Erlebnis für sich, Zeitzeugen beim Erzählen ihrer persönlichen Geschichten zuzuhören“, sagt Furter. „Es gab niemanden, den das Ereignis des Zweiten Weltkriegs nicht in irgendeiner Form geprägt hat“, analysiert er.

Daher sollen auch die Besucher die Möglichkeit bekommen, beispielsweise Erich Meyer aus Stadenhausen bei seinen Schilderungen über die entgegen der Anordnungen gute Behandlung der polnischen Zwangsarbeiter auf dem familiären landwirtschaftlichen Betrieb zuzuhören oder einen Blick in die Feldpost von Karl Hahn, dem Bruder von Isolde Muffler, zu werfen.

Da die Erinnerungen der Zeitzeugen allerdings schon mehr als 80 Jahre alt sind und daher mitunter Lücken aufweisen können und subjektiv sind, gehört es zur Aufgabe eines Historikers, die sogenannten „Oral-History-Quellen“ (= Quellen mündlicher Geschichte) mit der historischen Faktenlage zu vergleichen.

Für Laufenburg lagen Fabian Furter dafür die sogenannten Heimatbriefe Laufenburger Soldaten an ihre Angehörigen vor. Viele Quellen seien aber auch gezielt vernichtet worden. Geholfen habe Furter aber auch Stadtarchivar Martin Blümcke, der das Stadtarchiv mit besonderer Sorgfalt pflegt und daher weiteres Quellenmaterial wie Erinnerungstafeln und Familienakten aus jener Zeit als Abgleich zur Verfügung stellen konnte.