Neben den Auswirkungen der Corona-Pandemie stand Laufenburg vergangenes Jahr im Zeichen von drei wichtigen Bauprojekten. Im Juli begann die Innensanierung der Hans-Thoma-Schule, die Arbeiten werden bis zum, Spätsommer 2021 dauern, die Stadt nimmt dafür 7,2 Millionen Euro in die Hand. Anfang Dezember begann mit einem symbolischen Spatenstich der Ausbau des Breitbandnetzes, der in der Altstadt und in Binzgen durch Stiegeler Internet Service erfolgt, in Rotzel und Hochsal durch die Stadt selbst. Eine Woche später folgte auf dem ehemaligen Dampfsägeareal der Spatenstich für ein Projekt, auf das in Laufenburg Stadtverwaltung und Gemeinderat 15 Jahre hingearbeitet hatten: Die Ansiedlung eines Baumarkts.

Doch natürlich bestimmte auch in Laufenburg nichts das öffentliche, wirtschaftliche, kulturelle und private Leben so sehr wie die Corona-Pandemie. Während die Stadt bis zum Jahresende relativ gut durch die zweite Welle kam, hatte sie die erste Welle im März und April hart getroffen. Laufenburg hatte bezogen auf die Einwohnerzahl zu Beginn der Pandemie etwa doppelt so viele Fälle zu verzeichnen wie Waldshut-Tiengen und Wehr sowie zweieinhalbmal so viele wie Bad Säckingen. Drei Menschen starben während der ersten Welle an den Folgen ihrer Virusinfektion. Bis zum 30. Dezember waren 197 Laufenburger positiv auf das Covid 19-Virus getestet worden.

Wegen der Schutzmaßnahmen gegen die Pandemie mussten auch in Laufenburg Schulen und Kindergärten, Läden und Gaststätten, Kirchen und Freizeiteinrichtungen zeitweise schließen, zum Teil sogar Monate lang. Viele Menschen konnten ihrer beruflichen Beschäftigung gar nicht mehr oder nur noch eingeschränkt nachgehen. Das Vereinsleben fand praktisch nicht mehr statt. 2020 war ein Jahr ohne Gartenstrandbad, ohne Hela, ohne Apfelmarkt, ohne Altstadtweihnacht. Der Gemeinderat trat von Anfang März bis Anfang Mai nicht mehr zusammen. Symbol für die Umwälzungen, die Corona für das tägliche Leben bedeutete, war in Laufenburg besonders die Schließung der Grenze. Drei Monate lang vom 16. März bis zum 16. Mai konnten praktisch nur noch Berufspendler ins Nachbarland reisen. Ohne Schweizer Kunden waren die Restaurants in der Altstadt und die Geschäfte im Laufenpark seltsam leer. Erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg war die Laufenbrücke gesperrt und verbarrikadiert.

Den ersten Spatenstick für den Laufenburger Obi-Markt tun hier gemeinsam (von links) Tobias Oberle von Freyler Industriebau, Albert ...
Den ersten Spatenstick für den Laufenburger Obi-Markt tun hier gemeinsam (von links) Tobias Oberle von Freyler Industriebau, Albert Gebhardt senior und Michael Schelle als Bauherren, Till Fleischer als Städteplaner, Bürgermeisterstellvertreterin Gabriele Schäuble, Altbürgermeister Roland Wasmer, Ramona Bartsch vom Bauamt sowie Albert Gebhardt junior. | Bild: Michael Krug

Und dennoch ging es auch 2020 weiter. Gegen Ende des Jahres kam es sogar zu einem Ergeignis, von dem viele Laufenburger inzwischen glaubte, es werde wohl nie kommen: Auf dem ehemaligen Dampfsäge-Gelände stachen am 8. Dezember Vertreter der Investoren und der Stadt Spaten in die Erde als Zeichen für den begonnenen Bau des Obi-Markts Laufenburg. Bis Oktober 2021 sollen der 5000 Quadratmeter große Baumarkt und das 2500 Quadratmeter große Gartencenter fertiggestellt sein. 15 Jahre waren vergangen, seit der Gemeinderat einen Bebauungsplan beschlossen hatte, der an dieser Stelle einen Baumarkt vorsah. Gegen viele Widerstände aus den Nachbarstädten hatten die Bürgermeister Roland Wasmer und Ulrich Krieger zusammen mit dem Gemeinderat beharrlich an dem Projekt gearbeitet und schließlich Investoren dafür gefunden.

Der Breitbandausbau in der Stadt beginnt. Zum symbolischen Spatenstich trafen sich (von links): Ingenieur Ralf Goller, ...
Der Breitbandausbau in der Stadt beginnt. Zum symbolischen Spatenstich trafen sich (von links): Ingenieur Ralf Goller, Telekommunikationsunternehmer Felix Stiegeler, Bürgermeister Ulrich Krieger, Ramona Bartsch vom Bauamt und Tiefbauunternehmer Roland Huber. | Bild: Gerd Leutenecker

Kaum weniger wichtig war ein anderer symbolischer Spatenstich eine Woche zuvor. Dieses Mal traten Vertreter der Stadt und anderer privater Investoren am Rathausplatz Spatenblätter in die Erde. Es war das Zeichen dafür, dass viele Laufenburger bald schnelles oder wenigstens schnelleres Internet zur Verfügung stehen wird. Damit bis Ende 2021 in den Stadtteilen Rotzel und Hochsal flächendeckend schnelles Internet über Kabel verfügbar sein wird, investiert die Stadt dort 2,5 Millionen Euro in den Ausbau, von diesem Geld kommen 1,4 Millionen Euro als Fördergeld vom Land. Noch einmal 2,5 Millionen Euro investiert Stiegeler in den Ausbau in Binzgen und Teilen der Kernstadt.

Hochbetrieb herrschte während der Ferien an der Hans-Thoma-Schule, wo zahlreiche Handwerker gleichzeitig für die Sanierung tätig waren.
Hochbetrieb herrschte während der Ferien an der Hans-Thoma-Schule, wo zahlreiche Handwerker gleichzeitig für die Sanierung tätig waren. | Bild: Stadtverwaltung Laufenburg

Größtes kommunales Vorhaben ist der Investitionssumme nach aber die Sanierung der Hans-Thoma-Schule. Mehr als 7 Millionen Euro wird die Stadt in die Sanierung des Alt- und des Neubaus der Schule auf dem Rappenstein, aber auch für die Ausstattung und die Auslagerung von acht Schulklassen ins ehemalige Feuerwehrhaus Brunnenmatt und in die ehemalige Laufenschule Rhina investieren. Mitte Juli begannen die Arbeiten. Bis Herbst 2022 sollen an der größten Laufenburger Schule moderne Klassen-, Lern-, Aufenthalts-, Büro- und Werkstatträume zur Verfügung stehen. Dies beinhaltet auch die Verbesserung der digitalen Infrastruktur sowohl für den Unterricht wie für die Schulverwaltung. Nicht zuletzt der Fernlernunterricht, der für viele Schüler während der Corona-Pandemie notwendig wurde, machte deutlich, dass Schule ohne Digitalisierung heute nicht mehr möglich ist. Auch an der Hebelschule wurde dieses Jahr deshalb investiert.

Schlaglichter eines besonderen Jahres

Zur Laufenburger Stadtgeschichte erschienen dieses Jahr gleich zwei wichtige Veröffentlichungen. Im Januar kamen die von Stadtarchivar Martin Blümcke und Franz Schwendemann herausgegebenen und kommentierten „Heimatbriefe für die Soldaten der Stadt Laufenburg (Baden)“ heraus. Auf 464 Seiten beleuchten die beiden Laufenburg in der Zeit des Nationalsozialismus. Bisher hatte sich niemand an dieses wichtige Thema herangewagt. Blümcke und Schwendemann schließen mit ihrer Veröffentlichung eine Lücke in der Laufenburger Lokalgeschichtsschreibung. Im Oktober präsentierte die Stadt Laufenburg die in ihrem Auftrag von Petra Gabriel verfasste 254 Seiten umfassende Biographie der Ehrenbürgerin Mary Codman (1839-1929) „Madame kam aus Amerika“.

Zwei Gedenksteine erinnern seit 5. März in Laufenburg an das während der Nazi-Herrschaft ermordete Ehepaar Emilie und Siegfried Löwenstein. Der Künstler Gunter Demnig verlegte die „Stolperstein“ genannten Plaketten vor dem ehemaligen Wohnhaus der Löwensteins am Stadtweg 1. Vertreter des öffentlichen und des kirchlichen Lebens sowie Bürger nahmen auf Einladung der Stadt Laufenburg und des Freundeskreises Jüdisches Leben Waldshut-Tiengen an der Verlegung teil.

Der Unternehmer Heinrich Grieshaber verstarb am 29. März im Alter von 71 Jahren. Der in in Rotzel gebürtige und in Immenstaad am Bodensee lebende Grieshaber war Gründer und Aufsichtsratsvorsitzender der Grieshaber Logistik Weingarten und bis 2018 zehn Jahre lang Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bodensee-Oberschwaben. Erst im Oktober 2019 war ihm In Anerkennung seiner Verdienste das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik verliehen worden. Seinem Heimatort Rotzel blieb Grieshaber stets verbunden. So unterstützte er dort finanziell 2010 die Errichtung eines neuen Steinkreuzes an der Kapelle St. Karl Borromaeus und 2016 die 750-Jahr-Feier.

Um die rund 1000 Schüler in Laufenburg kümmert sich seit 1. Juni wieder ein Schulsozialarbeiter. Der 35-jährige Sebastian Holle trat an diesem Tag seine Vollzeitstelle an. Er betreut die Hans-Thoma-Schule in Laufenburg und die Hebelschule in Rhina und Luttingen. Holles Vorgängerin Chiara Jelk war im März auf eine Stelle in ihrer Heimatgemeinde Jestetten gewechselt.

Unbekannte zerstörten Anfang Oktober die Engelsfigur vor der Kirche Heilig Geist. Nur ein Stumpf blieb übrig von der 92 Zentimeter hohen Skulptur. Bereits mehrere Male schon war die Skulptur Ziel von Vandalismus. Einen Monat später beschmierten Unbekannte im November den Pavillon auf der Codman-Anlage. Die Schmierereien wurden am Volkstrauertag bei der Kranzniederlegung entdeckt.

Der Bildhauer Erwin Rehmann starb am 11. Dezember im Alter von 99 Jahren. Der in Laufenburg/CH geborene Künstler gestaltete mit seinen Werken den öffentlichen Raum in Laufenburg/CH und vielen anderen Schweizer Städten. So stammt die Skulptur an der Hochrheinbrücke ebenso von ihm wie der Springbrunnen am Rheinufer oder das Gemeinschaftsgrab auf dem Friedhof. Der 1976 zum Ehrenbürger ernannte Rehmann hatte großen Anteil am Erhalt des Laufenburger Stadtbilds und der Auszeichnung 1985 mit dem Wakkerpreis. 2001 gründete er das Rehmann-Museum.