Zwei Ereignisse, die mit Reisen zu tun haben, prägten am Freitag die Schweiz: die Eröffnung des Ceneri-Alpentunnels im Tessin und die Eröffnung der neuen Ausstellung „Wunderkammer – Souvenir: Auf Reisen mit Carl Walter Liner„ im Rehmann-Museum im schweizerischen Laufenburg.
Diese beiden Aktualitäten zu verbinden, war natürlich humorvoll augenzwinkernd gemeint vom Stiftungsratspräsidenten Rudolf Lüscher, der „bei schönstem Reisewetter“ die Besucher dieser Schau über Reisedestinationen des Ostschweizer Künstlers Carl Walter Liner (1914-1997) begrüßen konnte. Bei der Vernissage spielte Theo Bernhard, nostalgisch kostümiert, Wiener Drehorgelmusik.

Das Konzept im Skulpturenmuseum wurde etwas geändert, das Bistro ist jetzt unten und die Ausstellungsfläche wurde erweitert. Die neue Geschäftsleiterin Patrizia Solombrino betonte, dass Lüscher und Kurator Tyrone Richards das Museumsschiff Rehmann durch die Unbilden dieser Zeit geführt haben, wobei die Crew das Wichtigste sei.
Richards, der auch die Laudatio hielt, erläuterte den Titel „Wunderkammer„. Das sei ein besonderes Format, älter als das Format Museum. Der Kurator führte die Uffizien der Medici als Beleg an. Den Begriff „Souvenir„ definierte er als Mix aus Objekt und Kunstwerken, Erinnerungen an Aufenthalte.
Für die Werkschau wurden klassische Souvenirs aus dem Basler Museum der Kulturen und dem Fricktaler Museum in Rheinfelden ausgeliehen. Das liegt in der Vita des Malers Liner begründet, der viele Reisen unternommen hat. Paris und Appenzell waren seine Lebensmittelpunkte, seine Reiseziele Ägypten, Griechenland, Italien, Spanien, Frankreich und Arizona.
Die letzte Destination hat sogar eine Verbindung zu Museumsgründer Erwin Rehmann, der bei seinem Besuch des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten, auch den Bundesstaat Arizona und die Stadt Tuscon bereiste, wo von ihm sogar eine Raumgusswand im öffentlichen Raum zu finden ist.
Auch sonst gibt es Parallelen zu Liner, denn wie jener hat auch Rehmann an der Académie de la Grande Chaumière in Paris studiert. Aufgewachsen ist Liner im Appenzeller Land, wo er von seinem Vater Carl August Liner, einem Künstler und Landwirt, in Malerei unterrichtet wurde. Seine Liebe zur Ölmalerei entdeckte er nach einer abgebrochenen Grafiklehre in Ägypten, das Liner Mitte der 30er Jahre bereiste. In zwei Studienjahren an der Pariser Akademie bei Othon Friesz vervollkommnete er seine Maltechnik.
Wichtige Inspiration hat Liner aus der Natur erhalten. Spanien und Griechenland waren „mystische Orte“ für ihn, wie Kurator Richards ausführte. Überhaupt sei der Mittelmeerraum eine Inspirationsquelle für die erwachenden expressiven Farben, mit denen sich der Maler vom Impressionistischen zu dunkleren Tönen wandelte.
Aus all diesen Ländern sieht man Reiseimpressionen, vor allem Landschaft, Boote, Küste, Meer, auch Architekturen, seltener Menschen. Sehr stimmungsvoll gemalt sind die ägyptischen Motive: die Barke am Nilufer und Dromedare, ein koptisches Kloster. Ganz besonders atmosphärisch ist die „Ägypterin auf weißem Maultier“ (1937). Das Bild stammt wie alle anderen aus dem Bestand des Kunstmuseums Appenzell. Während die Ölbilder wie „Schiffe auf der Seine“ aus den 1940er Jahren noch schwerer in ihrer Gegenständlichkeit wirken, sind die Aquarelle und Gouachen spontaner, leichter, lichter, mit schnellem gestischen Strich.
Ergänzend sind Souvenirs aus verschiedenen Kulturen zu sehen wie Masken, Fasnachtslarven, Öllampen oder auch banal erscheinende Objekte und Geräte wie etwa ein Billettkasten von 1930. In der Ausstellung, die noch durch persönliche Andenken der Besucher noch wachsen kann, darf man auf Reisen gehen.