Rheinfelden – „Es geht uns um Völkerverständigung im ganz kleinen Rahmen, den Gemeinschaftsgedanken und den kulturellen Austausch“, so fassen die Vorsitzenden des Freundeskreises Fécamp, Jessica Eltz und Barbara Lungwitz, das Vereinsziel zusammen. Seit 30 Jahren gibt es den Verein – fast halb so lang wie die Städtepartnerschaft. Seine Mitglieder pflegen die Verbundenheit mit der französischen Küstenstadt auch abseits offizieller Empfänge; vor allem bei jährlichen Veranstaltungen. Das Interesse scheint in Rheinfelden zu wachsen – 37 neue Mitglieder hat der Verein zuletzt begrüßt, aktuell hat er rund 130.

Als Eltz 2021 in den Vorstand gewählt wurde, hätten sich viele aktive Mitglieder aus Altersgründen zurückgezogen, erinnert sich die Deutschlehrerin. Die Corona-Pandemie machte es schwieriger, ein lebendiges Vereinsleben zu gestalten und die Kontakte aufrechtzuerhalten. Vor allem dem Einsatz von Mitstreiterin Barbara Lungwitz sei es zu verdanken, dass der Verein heute gut aufgestellt sei.

„Ein neuer Impuls“, bestätigt Lungwitz, gehe durch den Freundeskreis. Dass man in den vergangenen anderthalb Jahren Mitglieder gewinnen konnte, führen die Vorsitzenden auf eine Willkommenskultur und regelmäßige Aktionen zurück. Viermal im Jahr sind Mitglieder und Interessierte beim Hock im Bürgertreffpunkt Gambrinus. „Mir ist es wichtig, Menschen einzubeziehen und an der Verschwisterung mit Fécamp teilnehmen zu lassen“, sagt Lungwitz. Sie hat die Partnerstadt erstmals 1976 beim Schüleraustausches besucht.

Seit einigen Monaten ist die neue Internetseite online und auch offline zeigte der Verein 2024 mehr Präsenz. Vertreter präsentierten beim Tag des bürgerschaftlichen Engagements in der Innenstadt. Außerdem fand eine Busfahrt nach Fécamp zum Hafenfeste im Mai viel Zuspruch. 40 Teilnehmer aus Rheinfelden und Umgebung hatten – teils zum ersten Mal – die Gelegenheit, die Partnerstadt in der Normandie zu besuchen. In Angeboten wie diesen, die sich nicht nur an Mitglieder richten, sehen Eltz und Lungwitz den Wert des Vereins. Durch den kulturellen Austausch und die Besuche entstünden Freundschaften, die teils Jahrzehnte hielten, bekräftigt Lungwitz. Auch im laufenden Jahr sollen Fahrten nach Fécamp stattfinden. Aktuell lotet man die Termine aus, Ende Januar sollen sie veröffentlicht werden.

Ein Wermutstropfen bleibt: Junge Menschen seien schwer zu gewinnen. Dabei sei es wichtig, den europäischen Gedanken hinter der Städtepartnerschaft weiterzutragen, sagt Lungwitz. Erste Erfolge im Jugendaustausch habe man im vergangenen Jahr erzielt; etwa indem man junge Vereinsdelegationen bei Reisen nach Fécamp unterstützt habe. Nun arbeite man an einem neuen Schüleraustausch, spätestens im nächsten Jahr soll es losgehen.

Der Freundeskreis wurde im April 1995 auf Initiative von Gerhard Vogel gegründet. Bis zu seinem Tod im Jahr 2014 leitete er die Geschicke des Vereins, der anfangs 24 Mitglieder hatte. Die heute rund 130 Mitglieder erfüllen eine wichtige Funktion, „Städtepartnerschaften kann man nicht nur auf Verwaltungsebene organisieren. Sie müssen in die Zivilgesellschaft“, fasst Rheinfeldens Kulturamtsleiter Dario Rago zusammen. Die Mitglieder organisieren jedes Jahr den Besuch der Gäste aus Fécamp beim Trottoirfest, eine Rheinfelder Delegation verkauft beim europäischen Weihnachtsmarkt in Fécamp regionale Produkte. Außerdem vermittelt der Freundeskreis Kunstausstellungen. Dieses Jahr wird der Lörracher Fotograf Martin Schulte-Kellinghaus im Sommer seine Ausstellung „Grün oder Grau in der Stadt“ in Fécamp zeigen.

Das 30-jährige Bestehen wird rund um den Gründungstag am 25. April gefeiert, sagt Barbara Lungwitz. Öffentlich, mit Musik und mit Gästen aus der Partnerstadt. Auch die Fécamper Musikgruppe Céline, die schon beim Trottoirfest aufspielte, soll dabei sein, sofern die Finanzierung klappt.