Trotz positiver Signale seitens des Rickenbacher Gemeinderates ist die Einrichtung eines Bestattungswald zwischen Schweikhof und Egg noch nicht in trockenen Tüchern. Eine knappe Mehrheit des Rates erwirkte am Dienstag, dass ihm zuerst der Vertrag zwischen dem Betreiber des Bestattungswaldes, der Firma Ruheforst, und der Gemeinde Rickenbach vorgelegt wird. Erst dann will das Gremium eine Entscheidung treffen.

Bild 1: Die ewige Ruhe im Wald muss noch etwas warten
Bild: Müller, Cornelia

Den Anstoß dazu gab Gemeinderat Andreas Vogt (CDU). Er bezeichnete den Bestattungswald zwar als „eine gute Ergänzung“ zum kommunalen Friedhof und begrüßte das Angebot einer kostengünstigen Bestattungsmöglichkeit. Aber: „Ich hätte gerne Einsicht in den Vertrag.“ Ähnlich Volker Matt (FW): Er habe „zu wenig Hintergrundwissen“ und könne sich deshalb kein Urteil bilden. Lorenz Maurer (CDU) gab zu bedenken: „Wenn wird das jetzt beschließen, sind wir in der Trägerschaft drin.“

Die Abstimmung ergab die Differenz von einer Stimme zugunsten des Vorschlags von Andreas Vogt. Jost Arnold, Geschäftsführer der Ruheforst GmbH, ging auf die Forderung nach Vorlage des Vertrages ein, jedoch nicht in der laufenden Sitzung, da Verträge nicht öffentlich verhandelt werden sollten. Deshalb wird der Gemeinderat zu einem späteren Zeitpunkt über die Einrichtung eines Bestattungswaldes befinden.

Arnold Jost, Geschäftsführer von RuheForst, und Waldeigentümer Leopold Freiherr von Schönau-Wehr, von links, im Rickenbacher Gemeinderat.
Arnold Jost, Geschäftsführer von RuheForst, und Waldeigentümer Leopold Freiherr von Schönau-Wehr, von links, im Rickenbacher Gemeinderat. | Bild: Peter Schütz

Leopold Freiherr von Schönau-Wehr, auf dessen Grundstück im Gewann Maisenhardt der Bestattungswald eingerichtet werden soll, bezeichnete den Standort – auch mit Blick auf Parkmöglichkeiten – als „strategisch gut gelegen“. Der durch Orkan Lothar und den folgenden Borkenkäferbefall bis zu 80 Prozent beschädigte Wald sei wieder natürlich gewachsen.

Jetzt sei der Wald zum größten Teil Urwald, „er ist bunt strukturiert“. Dort einen Bestattungswald einzurichten, sei eine „sinnvolle und nachhaltige Nutzung“. Man wollte die Rechnung nicht ohne den Wirt machen und habe deshalb bei fünf Bürgermeistern nachgefragt. Die Antworten seien positiv ausgefallen. Nun habe die Firma Ruheforst ein Konzept entwickelt, das für die Region am besten passt, so Freiherr von Schönau-Wehr.

„Würdige Alternative zum Friedhof“

Ruheforst-Geschäftsführer Arnold bezeichnete den Bestattungswald als „würdige Alternative zum Friedhof“. Eine namentliche Kennzeichnung der Grabstätten – es handelt sich um Urnengräber – sei möglich, sagte er. Der Gemeinde Rickenbach würden weder Kosten noch Personalaufwand entstehen. Die Verkehrssicherung sei Sache des Waldeigentümers. Benötigt würden 10 bis 15 Stellplätze. Von den insgesamt 26 Hektar Waldfläche würden circa zehn Hektar benutzt. „Wir beginnen mit drei bis vier Hektar“, erklärte Arnold.

„Wir vergeben uns nichts“, fand Gemeinderätin Martina Lütte (WIR). Eine Konkurrenz zum Friedhof in Rickenbach sah sie nicht. „Das ist eine tolle Ergänzung zum Friedhof“, sagte sie, „und ein überregionales Angebot“. Peter Kermisch (WIR) sah es anders. Weil die Gebühren im Bestattungswald niedriger als für den Friedhof seien, entstehe doch eine Konkurrenzsituation. Arnold sagte dazu: „In Deutschland haben acht Prozent einen Platz in einem Ruheforst gesucht.“

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