Gestorben wird immer, hieß es in der prominenten Serie „Six Feet Under“. Und somit muss auch bestattet werden. Neben dem klassischen Begräbnis gibt es in der Nähe des Umspannwerks Kühmoos bald auch die Möglichkeit, sich im Forst bestatten zu lassen. Familie Schönau stellt ihre Ländereien für einen Bestattungswald zur Verfügung. Den Anfang machen drei Hektar und je nach Bedarf stehen noch bis zu 26 Hektar für Beisetzungen bereit, erläutert Leopold von Schönau-Wehr bei eine Führung über das Gelände.
Ein Bestattungswald ist neu in der Region
Dort türmt sich ein riesiger Ameisenhaufen auf. Die Insekten wimmeln in ihrem Eifer über ihr Bauwerk. Das Treiben wirkt wie ein Abbild menschlichen Tuns. Hier, neben den Ameisen, kann es sein Ende finden. Flächendeckend ziehen sich Heidelbeeren zwischen Bäumen entlang. Daneben blühen Wachtelweizen und wehen Ziegenbärte im Wind. Pflanzliche Zeugen des Werdens und

inen Bestattungswald einzurichten, kam Schönau in den Sinn, als er 2020 selbst einer Grablegung im Wald beiwohnte.
Die intime, naturverbundene Zeremonie tat ihre Wirkung. Einen Bestattungswald in der Region um Rickenbach gab es bisher nicht. So trat er an die Ruheforst GmbH heran, die damit einDie Firma mit 83 Begräbniswäldern in ganz Deutschland und Sitz in Nordrhein-Westfalen tritt als Dienstleister in Erscheinung. Die Gemeinde Rickenbach ist Träger des Friedhofs, betrieben wird er jedoch von der Ruheforst GmbH.
Allerdings wird der Rickenbacher Ruhewald voraussichtlich nicht lange alleine bleiben. Auch in der Nachbargemeinde Wehr soll ein Bestattungswald entstehen. Dafür steht ein 6000 Quadratmeter großes Gelände auf dem Dinkelberg bereit.
Gräber kosten zwischen 700 und 1700 Euro
Ein Urnengrab heißt in der Sprache der Ruhewald GmbH Biotop. „Biotope können in vier Wertstufen erworben werden“, erläutert Geschäftsführer Jost Arnold. Die ergeben sich etwa aus Stammstärke und Baumart. Eine dicke Eiche sei teurer als eine schmale Fichte. Außerdem werden Laubbäume älter als Nadelbäume.
Allerdings können nicht nur Bäume, sondern auch Findlinge oder Wurzelstümpfe als Begräbnisorte gebucht werden. Noch sei die Preisgestaltung nicht final, ergänzt Förster Daniel Franz. Die erste Stufe werde sich voraussichtlich je Platz bei etwas unter 700 Euro einpendeln und die teuerste Stufe bei etwa 1700 Euro liegen.

Verpflichtend ist zuvor jedoch die Einäscherung des Leichnams, die nochmal mit einem vierstelligen Betrag zu Buche schlagen kann, rechnet man Verbrennungssarg und Krematoriumskosten zusammen. Hinzu kommen Beisetzungsgebühren von etwa 350 Euro.
Kein Grabschmuck erlaubt
Um einen Baum können bis zu 12 Personen begraben werden, schildert Franz. Im Sinne der Naturerhaltung ist die Grabpflege untersagt. Statt Grabstein, Kerzen und Blumengesteck, Bucheckern, Farn und Laub.

Farbige Plaketten markieren, ob es sich um ein Gemeinschaftsbiotop oder ein Familiengrab handelt. Gelb: Gemeinschaft, blau: Familie. Dazu eine nüchterne Tafel mit zwölf freien Plätzen für Namen, Geburts- und Sterbedatum. Wer will, bekommt ein Kreuz vorangestellt.
Von der Monokultur zum Mischwald
Für die Umnutzug als Ruheforst ist der Wald aus der forstlichen Nutzung ausgeschlossen, erklärt Förster Daniel Franz. Er begleitet die Umsetzung des Bestattungswaldes für die Ruheforst GmbH. „Das heißt, wir überlassen ihn fast 100 Jahre der Natur – Bannwald mit Verkehrssicherung“, scherzt er. Doch bevor der Wald der Natur übergeben wird, wird er ab September bearbeitet: Der Laubbestand müsse herausgepflegt werden, sagt Förster Franz.

Das bedeutet, Laubhölzern Platz zu geben und schwache, bodenraubende Nadelbäume zu entfernen. Ziel sei es, von der Monokultur zum Mischwald zu gehen und auf diese Weise klimaresistenten Wald herzustellen. Ein Schritt, der ohnehin angefallen wäre, sagt Leopold von Schönau. Wenn die Maschinen durch sind, beginne die Arbeit an den Wegen. Währenddessen würden zwei Parkplätze eingerichtet sowie ein großer und ein kleiner Andachtsplatz.

Öffnung für 2024 geplant
Die Eröffnung planen von Schönau und Franz zum Frühjahr 2024. Das könne sich jedoch nach hinten verlagern, meint von Schönau. „Damit der Wald nicht gar so trist wirke“, wenn er noch im Schwarzweiß des Winters schläft, bevor er im Frühlingsgrün erwacht und die Trauernden freundlicher empfängt.
Nach 99 Jahren, wenn die Laufzeit für den Ruheforst abgelaufen ist, wird neu verhandelt. Es könne verlängert werden oder der Wald wird wieder als Wirtschaftsforst genutzt, erklärt Franz. Dann würde auch der Bestattungswald vergangen sein wie die Leben, die in ihm liegen.