Das Leben auf dem Land ist für viele nicht erstrebenswert. Gerade junge Menschen aus den Dörfern im Südschwarzwald zieht es nach der Schule zum Studium in eine größere Stadt und anschließend nicht mehr ins Heimatdorf zurück. Dennoch gibt es auch einige, die zurückkommen. So Bettina Rheiner aus Birkendorf. „Ich habe immer von einem Leben auf dem Land geträumt“, erklärt sie. Sie war sich mit ihrem Mann Sebastian Ziller nach elf Jahren Stadtleben in München und Berlin darüber einig, dass sie mit Kindern in Birkendorf leben wollen.
Bettina Rheiner ist in Birkendorf mit zwei Geschwistern aufgewachsen. Sie besuchte nach der Grundschule das Kolleg St. Blasien. Ihre Begeisterung für Pferde begann als Jugendliche. Reiten ist ihr liebstes Hobby. So kam es zum Berufswunsch Veterinärin. Sie studierte nach dem Abitur in München Tiermedizin und lernte im Studentenwohnheim ihren Mann Sebastian Ziller kennen.
Kontakt in die Heimat reißt nicht ab
Für die Dissertation, die für die Zulassung als Fachtierärztin für Pferde verlangt war, zog sie nach Berlin und auch ihr Mann beendete in der Hauptstadt sein Studium. Das junge Paar genoss das Stadtleben und hatte einen festen Freundeskreis. Sie arbeiteten in ihren Berufen – sie als Tierärztin für Pferde und er als SAP-Berater. Der Kontakt mit der Heimatgemeinde riss aber nie ab. So wurde auch die Hochzeit in Birkendorf gefeiert, wo Eltern und Geschwister der Familie Rheiner wohnen.

„Als sich nach sechs Jahren in Berlin Familienzuwachs ankündigte, konnten wir uns ein Leben mit Kindern in der Stadt nicht vorstellen. Wir hatten außerdem in Birkendorf in der Nähe von Bettinas Eltern ein bezahlbares Baugrundstück für ein Eigenheim in Aussicht. Hier könnten Kinder, so befanden wir, freier und sicherer aufwachsen“, sagt Sebastian Ziller. Trotz aller Vorzüge, die das Leben auf dem Land bieten würde, war der Abschied von Berlin 2013 mit Wehmut verbunden, erinnert er sich.
Nach dem Umzug fehlen Annehmlichkeiten der Stadt
Die Annehmlichkeiten der Stadt fehlten der jungen Familie anfangs. Das Dorfleben war ein Neuanfang, besonders für den Ehemann, der als Fremder kam. „Die Offenheit der Leute in Birkendorf hat mich sehr überrascht. Ich wurde überall freundlich gegrüßt, obwohl mich niemand kannte“, so Sebastian Ziller.
Dennoch findet Sebastian Ziller manche sprachliche Eigenheiten kurios. So wundert ihn, dass man sagt, „wir gehen auf die Post“ nicht „in die Post“ (Gasthaus). Ein gern gesehener Gast ist er dennoch auf/in der Post.
Bettina Rheiner war überrascht, wie schnell er Anschluss fand. Durch den Theaterverein Zeitschleuse entdeckte er sein früheres Hobby und spielte 2016 bei den Freilichtspielen „Im Wind der Zeit“ mit. Heute ist er einer der Aktivsten und Kassenwart des Vereins Zeitschleuse. Oft nimmt er seine Söhne Laurin und Jonathan mit, die kleine Rollen übernehmen können. Jonathan gibt sich nur noch mit Sprechrollen zufrieden.

„Als junge Mutter war ich gleich integriert“, erzählt Bettina. Nach drei Jahren in Miete, zog die Familie Rheiner-Ziller in ihr eigenes Haus in die Nachbarschaft der Eltern. Eine große Spielwiese steht zur Verfügung, wo die beiden Jungs mit ihren Cousins Fußballspielen können. Im Garten wächst eigenes Gemüse und im Stall auf der Wiese gibt es zwei Kaninchen, die von den Kindern mitbetreut werden.

Berufsleben auf dem Land
Beruflich ging es problemlos am neuen Ort weiter. Die Großeltern sind als Babysitter zeitweise für die Kinder da. Die Nähe zum Flughafen Zürich war wichtig, da Sebastian Ziller beruflich viel reisen musste. Inzwischen hat er einen Arbeitsplatz bei Sto im 17 Kilometer entfernten Stühlingen-Weizen, so bleibt mehr Zeit für Familie und Hobbys.
Mit drei Reithallen im Dorf und vielen Pferden, die hin und wieder medizinisch betreut werden müssen, gibt es für Bettina Rheiner viel zu tun. Die Tierärztin gehört außerdem zum Notfallteam der Altano-Gruppe, wo sie an manchen Wochenenden Bereitschaft hat. Das eigene Pferd steht in einem Pferdestall ganz in der Nähe und ist jederzeit für einen Ausritt bereit.

Wünsche hätte sie schon noch, sagt Bettina Rheiner auf Nachfrage. Das wären gute Waldwege ohne groben Schotter und pferdefreundlichere Spaziergänger. Diese seien manchmal gar nicht erfreut, wenn man mit dem Pferd kommt. Aber eigentlich ist alles so, wie sich das Ehepaar Rheiner-Ziller ihr Leben auf dem Land mit Kindern vorgestellt hat.
„Einen Umzug zurück in die Stadt wird es nicht geben, solange die Kinder bei uns leben“, erklären die beiden. Danach könnte man sich Stadtleben, besonders in Berlin, schon wieder vorstellen. Ob man das dann noch will, ist fraglich. „Von Birkendorf aus ist man schnell in Freiburg, Zürich oder Basel. Vorerst ist es so für uns richtig“, sagen die beiden.