Mit der Insolvenz des Bauunternehmens Stark Energies GmbH kommen nicht nur in den nördlichen Gemeinden des Landkreises, sondern auch in Wehr die Bauarbeiten für den kommunalen Breitbandausbau vorerst zum Stillstand. Stark Energies hatte im Juli 2021 den Zuschlag für das Bauvorhaben mit einem Auftragsvolumen von zehn Millionen Euro bekommen. Zumindest finanziell sei der Stadt aber noch kein Schaden entstanden, so Bürgermeister Michael Thater: „Es wurden von Seiten der Stadt Wehr noch keine Zahlungen geleistet.“
Wann und durch wen die Arbeiten fortgesetzt werden können, sei aber noch unklar. Von dem Insolvenzantrag sei man überrascht worden, so Thater. Die Arbeiten hätten erst im Winter begonnen, unter anderem weil Baumaterialien knapp waren. „Bis lang sind nur wenige hundert Meter Kabel und einige Hausanschlüsse im Hölzle verlegt“, so Thater.
Breitbandausbau im gesamten Landkreis betroffen
Das in Ludwigsburg ansässige Unternehmen Stark Energies ist ein Tochterunternehmen der türkischen Yilmaz Elektrik. Stark Energies hatte sich zuletzt sehr darum bemüht, in der Region Fuß zu fassen. Neben Wehr bekam das Unternehmen unter anderem in Laufenburg, Albbruck sowie in acht Gemeinden um St. Blasien den Zuschlag für den Breitbandausbau. Am 22. Februar hat Stark Energies nun einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt.
„Der jetzt bekannt gewordene Insolvenzantrag von Stark Energies ist ausgesprochen ärgerlich und leider eine neue unnötige Hürde in den nunmehr schon 10 Jahre währenden Bemühungen zum Ausbau eines schnellen Breitbandnetzes in Wehr,“ so Thater. Man stehe aber in Kontakt mit Stark Energies, dem Insolvenzverwalter und vor allem mit den anderen betroffenen Kommunen und dem Landkreis, so der Bürgermeister. „Über das weitere Vorgehen können wir aktuell – wir wissen ja seit gerade drei Tagen vom Insolvenzantrag – noch nicht viel sagen, „ so Thater Ende Februar.
Kritik durch Gemeinderäte bei der Vergabe
Bereits bei der Auftragsvergabe im Juli 2021 gab es kritische Stimmen im Gemeinderat: Hans-Peter Zimmermann (FDP) erkundigte sich noch Kreditauskünften und Referenzen angesichts des „sensationell günstigen Angebots“. Vito Doria (Grüne) regte Kontrollen für die Einhaltung sozialer Standards und der Zahlung des Mindestlohns an. Hardy Gutmann vom für die Bauarbeiten zuständigen Ingenieurbüro Gutmann berichtete von Nachschulungsbedarf: „Am Anfang hatten wir extreme Probleme mit den Bautrupps.“
Insgesamt sei Stark Energies aber eine Firma mit sehr guten Leuten, so Gutmann. Bei der Bewertung der drei verwertbaren Angebote für die Bauleitungen seien auch Qualifikation des Fachpersonals und das Konzept eingeflossen. „Wir haben eine Bewertungsmatrix entwickelt, in welche nicht nur der Endpreis einfließt“, erklärte Helge Laufer, technischer Leiter des Eigenbetriebs Breitband. „Nach meiner Kenntnis ist die Vergabe nicht zu beanstanden und die jetzt drohende Insolvenz wesentlich durch die Geschäftsführung verursacht, „ so Bürgermeister Thater.