Allseits geschätzt und doch ein selbstgewähltes Ende – Michael Sutter hat als Chef der Narrenzunft aufgehört. Nach einer grandiosen Fasnachtssaison, nach fast 30 Jahren an der Spitze der hochgeschätzten Zunft, war es Zeit, anderen das Zepter zu übergeben. Reibungslos und mit der gewünschten Übergangszeit hat sich ein runderneuertes Leitungsteam gefunden. Eben, weil die dörfliche Fasnacht weiterhin in Öflingen einen steten Zulauf hat, „ist das der beste aller möglichen Zeitpunkte gewesen, jetzt haben die neuen ihre Chance“, führte Sutter aus. Markus Borutzki wurde einstimmig in der mehrfach als historisch bezeichneten 113. Hauptversammlung der Narrenzunft Öflingen zum Zunftmeister gewählt.
Heute ist die organisierte Fasnacht mit einem gewaltigen Aufwand verbunden. Das große VHN-Treffen Ende Februar etwa, hatte einen Planungszeitraum von über zwei Jahren. Der finanzielle Rahmen lag dabei im sechsstelligen Bereich. Und trotzdem ist am Öflinger Markenzeichen, der gelebten Dorffasnacht, nicht gerüttelt worden. Sutter hat in all den Jahren an der Generallinie festgehalten – die Kommerzialisierung der Fasnacht im Rahmen zu halten und doch diese nahbare persönliche Art mit reichlich Spaß, Schabernack und gepflegten Freundschaften fortzuführen. Die Vereinigung Hochrheinischer Narrenzünfte (VHN) widmet sich seit 60 Jahren genau dieser Linie, die Öflinger Narrenzunft profitiert immens davon.

Und auch in der VHN ist Sutter seit bald 30 Jahren an vorderster Front aktiv dabei. VHN-Präsident Martin Klein kann sich auf den Organisationsprofi Sutter verlassen, denn „fünf Narrentreffen und neun Hästrägertreffen tragen seine Handschrift“. Ein Wachstumspfad, der im Februar bei 15.000 Besuchern und 4000 Hästräger auf den Öflinger Straßen gipfelte. „Damit haben wir eigentlich nicht gerechnet“, sagte Bürgermeister Michael Thater schonungslos offen. Schließlich stand gleichzeitig die anberaumte Bundestagswahl an – ein Mammuttag für alle Seiten, der nur aufgrund der Vertrauensbasis zwischen Stadt und Sutter als Hauptverantwortlichen der Narrenzunft funktionieren konnte. Außer dem Gerücht über K.-o.-Tropfen in den sozialen Netzwerken, seien zwei Beschwerden abgearbeitet worden: Ein Bürger hatte Einspruch gegen das Wahlergebnis eingelegt, „der hat aber glatt gelogen“, versicherte Thater. Und auf einem Grundstück lag dermaßen viel Müll, dass tags darauf intensiv gereinigt werden musste.
Sutter findet klare Worte
Sutter blieb in seinem letzten Rechenschaftsbericht bei der Hauptversammlung am Freitagabend in der „Säge“ schonungslos, zuweilen auch verschmitzt, offen und ehrlich. „Eine sehr verdiente Entlastung für den Gesamtvorstand“, der Bürgermeister dankte für das drei Jahrzehnte Wirken von Sutter.
Markus Borutzki ist kein Unbekannter in der Narrenzunft Öflingen; Säckelmeister und Narrenbaumorganisator etwa. Ein Team ist von ihm formiert worden, das eine ähnliche Konstanz erwarten lässt. Johannes „Iwan“ Weißheim ist Vize-Zunftmeister, Stefan Borutzki der neue Säckelmeister, Julia Berlinghof bleibt Zunftschreiberin und Jessica Kruse die Zeremonienmeisterin. Beisitzer sind Vanessa Schmidt und Martin Borutzki. Als Kassenprüfer gehen Marco Gerspach und Cora Kruse in Verantwortung. Drei Ehrungen gab es: Ingrid Röther und Gerlinde Kniebel wurden zu Ehrenmitgliedern ernannt. Ralf Kruse ist erst die zweite Person in der 114-jährigen Geschichte der Narrenzunft Öflingen, die den Titel Vize-Ehrenzunftmeister verliehen bekommen hat. Borutzki setzte bereits die ersten Akzente: Das Geschäftsjahr wird auf das Kalenderjahr umgestellt und zwei der nicht mehr existenten Gründungszünfte werden aus der Satzung gestrichen.