Die Zeilen, die der Allensbach Gärtner Ralf Großer der SÜDKURIER-Redaktion schrieb, waren eine echte Herausforderung: „Ich lade Herrn Schuler gerne ein, eine Fläche von, sagen wir mal, 1000 Quadratmetern von Hand von Laub zu befreien oder mit der Sense zu mähen oder dem Besen zu kehren – aber bitte sauber und kostengünstig und übrigens: Unser Arbeitstag beginnt täglich um sieben Uhr, wie bei vielen anderen Arbeitnehmern auch.“
In einem Artikel vor einigen Tagen wurden pauschal alle Laubbläser dieser Welt angegriffen, die im Herbst schon früh morgens diese lärmenden Teile benutzen, um das zu machen, was früher mit Besen und Rechen erledigt wurde. Nun also nahm das Imperium der Laubbläser den Fehdehandschuh auf, der Redakteur war gefordert.
Ein Kindheitstraum geht in Erfüllung...
Auf in den Kampf. Der Journalist unterstützte den Gärtner für ein paar Stunden bei der Pflege eines großen Seegrundstückes in Dingelsdorf. Zwar nicht ab sieben Uhr morgens, wohl aber zunächst mit Hand betrieben Geräten, um danach zum Vergleich zu den mit Akku betriebenen zu greifen. Und siehe da: Der Journalist kam zu der nicht wahnsinnig überraschenden Erkenntnis, dass die Bläser um ein vielfaches schneller und weniger ermüdend sind als die Rechen. Ganz abgesehen von der ersparten Arbeitszeit, die bares Geld bedeutet für den Auftraggeber: Mit dem notwendigen Ohrschutz macht es wahnsinnig viel Spaß, mit diesen Geräten das Laub zusammen zu blasen. Stichwort erfüllter Kindheitstraum. „Wenn du das jeden Tag machst, hört der Spaß jedoch irgendwann auf“, erzählt der Fachmann und man möchte ihm dieser Worte ohne weiteres abnehmen.

Gärtner als herbstliche Bühmänner
Ralf Großer ist es langsam leid, als Buhmann herhalten zu müssen: „Es ist jedes Jahr das gleiche: Unser Mitmenschen beschweren sich wegen des Lärms, Medien berichten darüber – und wir Gärtner haben den schwarzen Peter. Dabei machen wir nur das, was unsere Kunden wollen – nämlich die Arbeit so schnell wie möglich zu erledigen.“ Er erlebt im Herbst das, was alle seine Kollegen erleben: Ihnen wird dezente Antipathie bis hin zur lautstarken Ablehnung entgegen gebracht. Dann nämlich, wenn sie mit diesen zugegebenermaßen nervtötenden Bläsern unterwegs sind und Straßen, Gärten oder Wiesen vom Laub befreien.

„Es muss immer schnell gehen.“
„Zeit ist Geld. Auch in unserer Branche“, erklärt der 57-Jährige. „Wenn ich einen Auftrag erhalte, ein Grundstück im Herbst zu pflegen, in dem ich Hecken und Bäume schneide oder das Laub wegräume, dann muss es schnell gehen, dann darf ich nur wenige Stunden dafür benötigen.“ Was macht der findige Geschäftsmann mit der Leidenschaft für Natur und Umwelt? Er greift zu Akku betriebenen Heckenscheren, Laubbläsern oder Freischneidern. „Ein Beispiel: Ich habe in Allensbach eine 980 Meter lange Hecke“, erzählt Ralf Großer. „Mit der Heckenschere früher habe ich dafür mehr als eine Woche benötigt. Mit der elektrischen Schere nur noch zwei Tage.“ Jeden Herbst pflegt er alleine in Allensbach fast drei Kilometer Hecke. „Da können sie sich ja ausrechnen, wie lange das dauern würde ohne die neuen Geräte.“

Auch unter Gärtnern gibt es schwarze Schafe
Er beobachtet aber auch Kollegen, die unnötig lange mit diesen Geräten arbeiten und damit andere Menschen belästigen. „Aber die große Mehrheit meiner Kollegen, egal, ob Gärtner oder Hausmeister, privat oder im öffentlichen Dienst, benutzen die Geräte, um uns allen eine gepflegte, saubere und auch sichere Umwelt zu sichern und zu erhalten“, sagt er und fügt hinzu: „Viele haben schon auf akkubetriebene Systeme umgestellt, was mir erheblichen Kosten verbunden ist, um diese Arbeiten zu erledigen. Keiner macht extra oder unnötig Lärm, da wir als Anwender ihn am längsten ertragen müssen.“

Er versucht beim Einsatz in Wohngebieten, händisch machbare Arbeit am frühen Morgen zu machen – und die lautstarken Geräten erst am Mittag zu gebrauchen. Und was ist mit der Mittagsruhe? „Wenn ich gewerblich damit arbeite, muss ich mich nicht daran halten“, sagt Ralf Großer. „Das gilt nur für Privatleute. Allerdings versuchen wir in der Regel, uns auch daran zu halten.“

Uwe Winterer, Gärtnermeister Parkstift Rosenau, schrieb dem SÜDKURIER diese Worte: „Ich möchte mal festhalten, dass es auch Anwendern der Laubbläsergeräte, zumindest mir, keinen Spaß macht, diese Dinger zu benützen. Aber wenn man es, wie ich, mit einem großem Grundstück zu tun hat, gibt es leider keine große Alternativen.“ Der Redakteur zumindest beurteilt den Einsatz der lärmenden Geräte mittlerweile mit anderen Augen. Klarer Sieg für die Gärtner.