Als die Schuhe über den Staub und Kies der Baustelle knirschen, bleiben die Blicke erst einmal am Boden. Mike Vivas hatte seinen Gästen soeben eine über 20 Zentimeter lange Schraube gezeigt. Und obwohl hier alle auf Ordnung achten, wollen alle in dieser kleinen Gruppe sichergehen, dass sie nicht in ein Stück spitzes Metall treten.

Doch dann werden die Köpfe doch mal in den Nacken gelegt, und der erste Ah- und Oh-Moment entsteht. 52 Meter in die Höhe schweifen die Blicke, entlang an einem Holzzylinder und einem Betonturm.

Pionierarbeit: Ein solches Gebäude, weitgehend aus Holz, wurde noch nie errichtet. Statt einer Kuppel zur Versteifung der Konstruktion ...
Pionierarbeit: Ein solches Gebäude, weitgehend aus Holz, wurde noch nie errichtet. Statt einer Kuppel zur Versteifung der Konstruktion hat es nach unten gebogene, Fischbauch-ähnliche Träger. Dort werden Stahlstangen verwendet, die die Kräfte besser aufnehmen und ableiten können. Verkleidet sind sie mit riesigen Holzkästen – aus Brandschutzgründen. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Der Weg ins Innere führt an ein paar Säulen vorbei, mit etwas Phantasie kann man sich hier so etwas wie ein Portal vorstellen, doch dann bleibt der Blick an einem Wald von Gerüsten hängen. Durch das scheinbare Gewirr führen Johannes Schweizer und Mike Vivas die Gruppe weiter zu einer rohbaufertigen Treppe, zwei Geschosse hinauf – und dann herrscht tatsächlich für einen Moment atemlose Stille.

Ein Wirrwarr von Stützen: Die zukünftige Empfangshalle ist voller Gerüste – denn oben auf der Decke fahren derzeit noch bis zu 30 Tonnen ...
Ein Wirrwarr von Stützen: Die zukünftige Empfangshalle ist voller Gerüste – denn oben auf der Decke fahren derzeit noch bis zu 30 Tonnen schwere Hubsteiger herum. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Alle schauen erst um sich herum und dann nach oben. Willkommen in dem Raum, in dem bald das größte Bild gezeigt wird, das in der weiten Region je zu sehen war. Und es ist nicht irgendein Raum. Kreisrund ist er, Durchmesser rund 34 Meter, Höhe ebenfalls über 30 Meter, umgrenzt von den größten Holzbalken, die wohl die meisten Besucher bisher gesehen haben.

Exklusiver Blick in den Konstanzer Panorama-Turm Video: Jörg-Peter Rau

Und oben die Deckenbalken, die sternförmig in der Mitte zusammenlaufen und so miteinander verspannt sind, dass dieser riesige Raum ohne eine einzige Stütze auskommt und dennoch obendrauf noch zwei Geschosse für Versammlungsräume und Gastronomie tragen kann.

Tiefblick: Fast 40 Meter geht es von dieser Stelle aus in die Tiefe. Durch die von hier aus klein wirkende Aussparung im Boden führt ...
Tiefblick: Fast 40 Meter geht es von dieser Stelle aus in die Tiefe. Durch die von hier aus klein wirkende Aussparung im Boden führt künftig eine Treppe in den Besucherraum. Dort wird noch ein 15 Meter hoher Turm errichtet, von dem aus sich die Gäste in den Mittelpunkt des Riesen-Rundbilds begeben können. | Bild: Rau, Jörg-Peter

So erleben die Besucher von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ die wohl interessanteste Baustelle, die es am Bodensee derzeit gibt. Direkt an der Schänzlebrücke in Konstanz entsteht das Gebäude für das 360-Grad-Rundpanorama des Künstlers Yadegar Asisi. Und nur dafür bauen die privaten Investoren einen Turm, der auch außen rund ist und schon jetzt die Einfahrt zur Stadt markiert.

Ein Zylinder aus Holz, zusammengehalten durch umlaufende Ringe wie ein Fass: So präsentiert sich der Bau für das Konstanzer ...
Ein Zylinder aus Holz, zusammengehalten durch umlaufende Ringe wie ein Fass: So präsentiert sich der Bau für das Konstanzer Asisi-Panorama den Gewinnern von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ im Juli 2025. Noch überragt der Betonturm für Treppen und Aufzüge das Gebäude. Das wird sich ändern, wenn auch die beiden oberen Stockwerke, unter anderem für ein Restaurant mit Terrasse, fertiggestellt sind. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Und während lange die nach und nach aufgerichteten, über 30 Meter langen Holzbalken das Bild prägten, ist jetzt ein – bis auf die Decke – geschlossener Raum entstanden. Wie es innen aussieht und sich anfühlt, muss man selbst erlebt haben. So sagen es jedenfalls diejenigen, bei der Baustellen-Tour dabei waren.

Weitblick: Von der obersten Etage kann man auf die Reichenau und zur Höri sehen. Unten die Bundesstraße 33 mit den neuen Hotels zu ...
Weitblick: Von der obersten Etage kann man auf die Reichenau und zur Höri sehen. Unten die Bundesstraße 33 mit den neuen Hotels zu beiden Seiten. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Mehr als 1000 Abonnentinnen und Abonnenten hatten sich an der Verlosung der Plätze beteiligt, und die glücklichen Gewinner aus der ganzen Bodenseeregion von Friedrichshafen über Konstanz bis Stockach fühlen sich auch tatsächlich als solche, als Johannes Schweizer und Bauleiter Mike Vivas das Projekt erläutern. Sie beantworten alle Fragen, und Vivas hat sogar ein Stück Metall mitgebracht, eine Art Lochblech.

Geschäftsführer Johannes Schweizer und Bauleiter Mike Vivas erklären das Panorama-Projekt. Vorne in der Mitte ein Muster der ...
Geschäftsführer Johannes Schweizer und Bauleiter Mike Vivas erklären das Panorama-Projekt. Vorne in der Mitte ein Muster der Metallstücke, mit denen die Fassade verkleidet wird. Sie werden verschiedene Farben haben und dem Gebäude eine auffällige Optik geben. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Mit zigtausenden Schrauben werden diese Teile am Schluss an die Fassade montiert, in zahlreichen Farben, die dem Gebäude eine besondere Optik verleihen sollen. Als eine der Besucherinnen das Wort „bunt“ benutzt, korrigiert Mike Vivas sanft, aber deutlich: „Das wird farbig, aber nicht bunt“ – so viel Anspruch muss schon sein, wenn man ein so berühmtes Architekturbüro wie Sauerbruch Hutton (Berlin) mit der Gestaltung beauftragt hat.

So soll es aussehen: Die Fassade des Asisi-Panoramas bei der Schänzlebrücke in Konstanz wird nicht zu übersehen sein.
So soll es aussehen: Die Fassade des Asisi-Panoramas bei der Schänzlebrücke in Konstanz wird nicht zu übersehen sein. | Bild: Sauerbruch Hutton Architekten | SK-Archiv

Für die Besucher geht es nach vielen Informationen rund ums Projekt nicht nur in den eigentlichen Ausstellungsraum, sondern auch hoch hinauf. Über das, was später eine der Fluchttreppen sein wird, klettern sie im schlanken Betonteil des Baus 287 Stufen hinauf auf die Höhe, wo dann ein Restaurant ein Panorama der anderen Art bietet: Es reicht von der Höri über den Seerhein, die Schweizer Berge bis auf den Obersee und in Richtung Allgäu. Im Norden und Osten sind weite Teile der Stadt Konstanz zu sehen. „Da will ich mal hin“, sagen die Gäste.

Durch eines der späteren Flucht-Treppenhäuser können die Gäste von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ schon einmal erahnen, welchen Blick man ...
Durch eines der späteren Flucht-Treppenhäuser können die Gäste von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ schon einmal erahnen, welchen Blick man künftig von der umlaufenden Terrasse des Panorama-Turms einmal haben wird. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Bis es so weit ist, müssen sie sich noch ein wenig gedulden. Auch auf hartnäckigstes Nachfragen lassen sich Johannes Schweizer und Mike Vivas kein festes Eröffnungsdatum entlocken. Doch für die Überbrückung der Wartezeit hat Schweizer den Gästen noch ein besonderes Geschenk mitgebracht – Freikarten für das ebenfalls von dem Familienunternehmen betriebene Panorama in Pforzheim, wo gerade ein 360-Grad-Bild von Amazonien zu sehen ist.

Hat in Pforzheim hunderttausende Besucher angezogen: Das Panorama „Pergamon“ von Yadegar Asisi war zuletzt in Pforzheim zu sehen. Jetzt ...
Hat in Pforzheim hunderttausende Besucher angezogen: Das Panorama „Pergamon“ von Yadegar Asisi war zuletzt in Pforzheim zu sehen. Jetzt hängt dort ein Riesenbild vom Amazonas. | Bild: Asisi | SK-Archiv

Für die Gäste an diesem Abend ist aber auch klar: Wenn in Konstanz dann die Pforten wirklich öffnen, wollen sie wiederkommen. Und dann nicht mehr über eine faszinierende Baustelle staunen, sondern über ein Bild, das sie auf eine Zeitreise über 600 ins Konstanz zur Zeit des Konzils schickt.

Das gibt es bald nicht mehr zu sehen: Auf die Deckenbalken des eigentlichen Panoramaraums kommt ein Betondeckel, der dann noch zwei ...
Das gibt es bald nicht mehr zu sehen: Auf die Deckenbalken des eigentlichen Panoramaraums kommt ein Betondeckel, der dann noch zwei weitere Stockwerke, unter anderem für ein Restaurant, trägt. Der Blick von dort reicht vom Allgäu bis in den Hegau und umfasst beinahe das gesamte Konstanzer Stadtgebiet. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Wie das genau wird, können sich die Gewinner von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ noch nicht genau vorstellen, sagen sie im Gespräch. Einige von ihnen haben schon mal ein Asisi-Panorama gesehen, in Leipzig oder Berlin. „Einmalig“, berichten sie. Ihren Besuch in Konstanz haben sie sich schon fest vorgenommen. Und wissen: Wenn alles fertig ist, können sie auch mit weit nach oben gerichtetem Blick zum Eingang gehen. Wo heute Baustelle ist, wird dann ein schickes Entrée die Gäste erwarten.