
Als die Schuhe über den Staub und Kies der Baustelle knirschen, bleiben die Blicke erst einmal am Boden. Mike Vivas hatte seinen Gästen soeben eine über 20 Zentimeter lange Schraube gezeigt. Und obwohl hier alle auf Ordnung achten, wollen alle in dieser kleinen Gruppe sichergehen, dass sie nicht in ein Stück spitzes Metall treten.
Doch dann werden die Köpfe doch mal in den Nacken gelegt, und der erste Ah- und Oh-Moment entsteht. 52 Meter in die Höhe schweifen die Blicke, entlang an einem Holzzylinder und einem Betonturm.

Der Weg ins Innere führt an ein paar Säulen vorbei, mit etwas Phantasie kann man sich hier so etwas wie ein Portal vorstellen, doch dann bleibt der Blick an einem Wald von Gerüsten hängen. Durch das scheinbare Gewirr führen Johannes Schweizer und Mike Vivas die Gruppe weiter zu einer rohbaufertigen Treppe, zwei Geschosse hinauf – und dann herrscht tatsächlich für einen Moment atemlose Stille.

Alle schauen erst um sich herum und dann nach oben. Willkommen in dem Raum, in dem bald das größte Bild gezeigt wird, das in der weiten Region je zu sehen war. Und es ist nicht irgendein Raum. Kreisrund ist er, Durchmesser rund 34 Meter, Höhe ebenfalls über 30 Meter, umgrenzt von den größten Holzbalken, die wohl die meisten Besucher bisher gesehen haben.
Und oben die Deckenbalken, die sternförmig in der Mitte zusammenlaufen und so miteinander verspannt sind, dass dieser riesige Raum ohne eine einzige Stütze auskommt und dennoch obendrauf noch zwei Geschosse für Versammlungsräume und Gastronomie tragen kann.

So erleben die Besucher von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ die wohl interessanteste Baustelle, die es am Bodensee derzeit gibt. Direkt an der Schänzlebrücke in Konstanz entsteht das Gebäude für das 360-Grad-Rundpanorama des Künstlers Yadegar Asisi. Und nur dafür bauen die privaten Investoren einen Turm, der auch außen rund ist und schon jetzt die Einfahrt zur Stadt markiert.

Und während lange die nach und nach aufgerichteten, über 30 Meter langen Holzbalken das Bild prägten, ist jetzt ein – bis auf die Decke – geschlossener Raum entstanden. Wie es innen aussieht und sich anfühlt, muss man selbst erlebt haben. So sagen es jedenfalls diejenigen, bei der Baustellen-Tour dabei waren.

Mehr als 1000 Abonnentinnen und Abonnenten hatten sich an der Verlosung der Plätze beteiligt, und die glücklichen Gewinner aus der ganzen Bodenseeregion von Friedrichshafen über Konstanz bis Stockach fühlen sich auch tatsächlich als solche, als Johannes Schweizer und Bauleiter Mike Vivas das Projekt erläutern. Sie beantworten alle Fragen, und Vivas hat sogar ein Stück Metall mitgebracht, eine Art Lochblech.

Mit zigtausenden Schrauben werden diese Teile am Schluss an die Fassade montiert, in zahlreichen Farben, die dem Gebäude eine besondere Optik verleihen sollen. Als eine der Besucherinnen das Wort „bunt“ benutzt, korrigiert Mike Vivas sanft, aber deutlich: „Das wird farbig, aber nicht bunt“ – so viel Anspruch muss schon sein, wenn man ein so berühmtes Architekturbüro wie Sauerbruch Hutton (Berlin) mit der Gestaltung beauftragt hat.

Für die Besucher geht es nach vielen Informationen rund ums Projekt nicht nur in den eigentlichen Ausstellungsraum, sondern auch hoch hinauf. Über das, was später eine der Fluchttreppen sein wird, klettern sie im schlanken Betonteil des Baus 287 Stufen hinauf auf die Höhe, wo dann ein Restaurant ein Panorama der anderen Art bietet: Es reicht von der Höri über den Seerhein, die Schweizer Berge bis auf den Obersee und in Richtung Allgäu. Im Norden und Osten sind weite Teile der Stadt Konstanz zu sehen. „Da will ich mal hin“, sagen die Gäste.

Bis es so weit ist, müssen sie sich noch ein wenig gedulden. Auch auf hartnäckigstes Nachfragen lassen sich Johannes Schweizer und Mike Vivas kein festes Eröffnungsdatum entlocken. Doch für die Überbrückung der Wartezeit hat Schweizer den Gästen noch ein besonderes Geschenk mitgebracht – Freikarten für das ebenfalls von dem Familienunternehmen betriebene Panorama in Pforzheim, wo gerade ein 360-Grad-Bild von Amazonien zu sehen ist.

Für die Gäste an diesem Abend ist aber auch klar: Wenn in Konstanz dann die Pforten wirklich öffnen, wollen sie wiederkommen. Und dann nicht mehr über eine faszinierende Baustelle staunen, sondern über ein Bild, das sie auf eine Zeitreise über 600 ins Konstanz zur Zeit des Konzils schickt.

Wie das genau wird, können sich die Gewinner von „Der SÜDKURIER öffnet Türen“ noch nicht genau vorstellen, sagen sie im Gespräch. Einige von ihnen haben schon mal ein Asisi-Panorama gesehen, in Leipzig oder Berlin. „Einmalig“, berichten sie. Ihren Besuch in Konstanz haben sie sich schon fest vorgenommen. Und wissen: Wenn alles fertig ist, können sie auch mit weit nach oben gerichtetem Blick zum Eingang gehen. Wo heute Baustelle ist, wird dann ein schickes Entrée die Gäste erwarten.