Neugierig stecken Kinder ihre Köpfe in die offene Tür, auch Passanten fragen gespannt nach: „Machen Sie bald auf?“ Die Vorfreude auf die neue Pächterin des Kiosks an der Mainaustraße ist riesig, nachdem die Verkaufsstelle monatelang geschlossen war. An Weihnachten 2024 hatte der vorherige Pächter Branko Baumhardt nach 22 Jahren zum letzten Mal die Rollläden heruntergelassen.
Demnächst werden sich Türen und Verkaufsfenster wieder öffnen. Ein bisschen Geduld brauchen die Gäste noch, denn Nachfolgerin Kristina Becker plant, am 1. September 2025 zum ersten Mal Süßes, Zeitungen, Zigaretten und Getränke zu verkaufen. Bis dahin hat sie noch einen Haufen Arbeit.

„Ich muss mit Lieferanten sprechen, Behördenkram erledigen und ein Kassensystem aussuchen“, sagt die 37-Jährige. Sie ist Mutter von drei Kindern im Alter von 16, 15 und 6 Jahren. Dass sie sich gegen 17 Mitbewerberinnen und -bewerber durchsetzte, freut sie. „Ich habe ehrlich gesagt, dass ich mit einem Kiosk keine Erfahrung habe“, erzählt sie.
Unbedarft tritt sie ihre Selbstständigkeit dennoch nicht an: „Ich habe noch mit 35 Jahren eine Ausbildung bei der Metzgerei Otto Müller als Fachverkäuferin angefangen und abgeschlossen und habe Erfahrung im Verkauf“, erzählt die gebürtige Kasachin, die im Jahr 2003 im Alter von 14 Jahren mit ihren Eltern nach Konstanz gezogen war.
Ihr Traum sei es gewesen, mit einem Foodtruck (mobiler Essenswagen; Anm. d. Red.) durch die Gegend zu fahren, aber mit drei Kindern sei das nicht umsetzbar gewesen. „Da meine Eltern einen Kiosk und einen Tante-Emma-Laden in Kasachstan hatten, kam mein Vater auf die Idee mit dem Kiosk“, sagt Kristina Becker. Sie bewarb sich.
Ihre Ideen kamen bei der Stadt gut an. Auf die SÜDKURIER-Frage, warum die 37-Jährige den Zuschlag erhielt, teilt die Pressestelle mit: „Die Bewerberin stellte ein attraktives Zusatzangebot vor, das den Bedarf an diesem Standort sehr gut abdeckt. Zudem bringt sie einschlägige Qualifikationen und viel persönliches Engagement mit.“

Fleischkäsbrötchen und Gemüse von der Reichenau
Neben dem klassischen Kiosk-Sortiment wird sie weiter Toto Lotto anbieten. Neu ist, dass der gläserne Anbau künftig genutzt wird. „Ich werde dort belegte Brötchen, guten Kaffee zum Mitnehmen, Fleischkäse und eventuell Tütchen mit Gemüse von der Reichenau verkaufen“, sagt Becker.
Der Kiosk wird Montag bis Samstag von 6 bis 18 Uhr geöffnet haben, sonntags ist er zu. Die vierwöchige Schließzeit wird sie in den August legen. „Und wenn ich die Erlaubnis bekomme, öffne ich auch jeweils in der Nacht von Freitag auf Samstag.“

Während ihr Vorgänger den Kiosk aufgab, weil er kaum Urlaub machen konnte und die Pacht ihm zufolge immer teurer wurde, blickt Kristina Becker zuversichtlich nach vorn: „Sehr viel zu arbeiten, bin ich gewohnt. Und meine älteren Kinder freuen sich darauf, mir zu helfen.“
In den Glasverkaufsraum rund um die Uhr zugängliche Automaten zu stellen, wie ein Mitbewerber es vorhatte, kommt für die 37-Jährige nicht infrage: „Ich möchte Kontakt zu den Menschen haben und beim Verkaufen gern ein bisschen schwätzen“, sagt sie und lacht.