Das Hallenbad am Seerhein wird mit großer Wahrscheinlichkeit nicht geschlossen. Es aufzugeben, würde sich für die Stadt finanziell kaum lohnen, aber der Gesellschaft und der Schwimmausbildung schaden. Zu diesem Schluss kommt ein neuer Prüfbericht der Bädergesellschaft.

Sportausschuss und Bildungsausschuss stimmen angesichts dieser Zahlen für den Erhalt. Sie plädieren dafür, das 1937 eröffnete Bad zu optimieren. In den nächsten Jahren stehen Investitionen von über einer halben Million Euro an. Zusammen mit den Wartungskosten summiert sich der Aufwand auf über eine Million Euro.

Die Schließung des Hallenbads ist zum sechsten Mal seit dem Jahr 1977 in der Diskussion. Michael Bremer, Vorsitzender der Konstanzer Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, der zu einem anderen Punkt in den Sportausschuss gekommen ist, sagt: „Für uns wäre es eine Katastrophe, wenn das Hallenbad geschlossen würde.“

Michael Bremer, Vorsitzender der Konstanzer Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, sagt: „Für uns wäre es eine ...
Michael Bremer, Vorsitzender der Konstanzer Ortsgruppe der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft, sagt: „Für uns wäre es eine Katastrophe, wenn das Hallenbad geschlossen würde.“ | Bild: Steinert, Kerstin

Vertreter seiner Organisation seien fast jeden Tag im Bad, um Retter, Kinder und Erwachsene auszubilden. „Wir sind darauf angewiesen. Wir haben keine Kapazitäten, auszuweichen.“ Kinder könnten nicht im See schwimmen lernen, und Rettungsschwimmer müssten gerade im Winter üben, wenn das Seewasser eiskalt ist.

Zu 70 Prozent ausgelastet

Bremers Organisation ist nicht die einzige, die das Hallenbad nutzt. Es ist zu 70 Prozent ausgelastet. Im vergangenen Jahr war es für rund 23.700 Personen Trainings- und Unterrichtsstätte. Es handelt sich um Kinder und Jugendliche aus elf Schulen und Hochschulen (44 Prozent) und Mitglieder aus fünf Schwimmvereinen (56 Prozent). Sie sind von Montag bis Samstag zwischen 8 und 22 Uhr im Wasser. Am Sonntag wird das Hallenbad derzeit nicht genutzt, dies wäre aber möglich und könnte weitere Einnahmen bringen.

Die Diskussion, das Hallenbad zu schließen, war aus finanziellen Gründen aufgekommen. Abzüglich der Einnahmen liegt der Zuschussbedarf bei jährlich 139.000 Euro. Bei einer Aufgabe würden Betriebskosten und Personalkosten wegfallen, aber es müssten voraussichtlich Gelder zum Erhalt des Kulturdenkmals aufgewendet werden. Zudem hätte die Schließung Auswirkungen aufs Schwaketenbad. Denn die Schulen und Vereine würden dorthin gehen und zahlende Gäste verdrängen.

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Ein früheres Gutachten ging von fünf Prozent Umsatzverlust aus (Minus 11.651 Euro). Die Bädergesellschaft sieht nun aber viel größere Konsequenzen. Mehr als 107.000 Euro könnten fehlen, würden das Kinderbecken im Schwaketenbad kaum noch für die öffentliche Nutzung zur Verfügung stehen und Einschränkungen bei den Bahnen vorgenommen. Man müsse inzwischen von fast 320.000 zahlenden Gästen ausgehen und nicht von nur 280.000, wie ursprünglich angenommen.

Unter dem Strich würden sich die Einsparungen bei einer Schließung des Hallenbades am Seerhein nicht auf rund 186.000 Euro belaufen, wie vom früheren Gutachter berechnet, sondern nur auf rund 90.000 Euro. Dazu kämen jährliche Zusatzkosten von über 80.000 Euro für die Beförderung der Schüler mit dem Bus zum Schwaketenbad. Unter dem Strich blieben gerade 9400 Euro an Einsparung.

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Umnutzung wäre kompliziert

Das Fazit des Prüfberichts: „Die Schließung des Hallenbads am Seerhein brächte für die Stadt Konstanz weder den erhofften haushaltswirtschaftlichen Einspareffekt noch gesellschaftliche oder stadtentwicklungspolitische Vorteile.“

Das Einsparpotenzial bei der Bezuschussung der Bädergesellschaft wäre nach Abzug aller Folgekosten und Einnahmeverluste minimal. Dies würde in keinem Verhältnis zu den gravierenden Nachteilen stehen. Das Schul- und Vereinsschwimmen würde eingeschränkt, die Schwimmausbildung von Kindern und Jugendlichen reduziert und die Vereinsarbeit bedroht.

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Dazu kommt: Das Hallenbad ist ein Kulturdenkmal. Eine Umnutzung wäre mit technischen und finanziellen Hürden verbunden. Das Risiko von Leerstand, Verfall oder städtebaulicher Entwertung sei hoch, heißt es in dem Prüfbericht. Die Erfahrungen mit der Nachnutzung ehemaliger Hallenbäder in anderen Städten seien „überwiegend ernüchternd“.

Weiter steht da geschrieben: „Viele Gebäude standen nach der Schließung jahrelang leer, weil sich keine tragfähigen Nutzungskonzepte finden ließen.“ Es gebe zwar positive Beispiele, etwa in Kassel mit den gemeinsam genutzten Arbeitsstätten und der Veranstaltungshalle oder in Heidelberg mit der Markthalle. Investoren steckten in diese Projekte aber auch Millionensummen.

„Ich bin sehr froh, wenn das erhalten bleibt“

Die baulichen Voraussetzungen seien dort günstiger gewesen als beim Hallenbad am Seerhein. Denn dieses ist eines der wenigen Bäder, bei denen das Schwimmbecken ins Obergeschoss gelegt und die Technik darunter gepackt wurde. Diese Statik und auch erhaltenswerte Bemalungen machten die Weiternutzung besonders komplex.

„Es gab Anlass, sich Fragen zu stellen“, sagt Stadtrat Roger Tscheulin (CDU). Es habe sich aber keine überzeugende Lösung für die alternative Nutzung des Gebäudes ergeben. Susanne Heiß (Freie Wähler) sieht das Gespenst der Schließung des Hallenbades zwar nicht mehr herumgeistern, sie fragt aber kritisch nach den anstehenden Investitionen.

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Samuel Hofer, Stadtrat der Fraktion FGL & Grüne, findet im Ausschuss klare Worte: „Der Bericht ist eindeutig, ich hoffe, dass damit das Thema beerdigt ist.“ | Bild: Rau, Jörg-Peter | SK-Archiv

Alex Tasdelen (Junges Forum) blickt auf die vorgelegte Einsparbilanz: „Es freut uns, dass das Minus so klein ist. Ich bin sehr froh, wenn das erhalten bleibt.“ Petra Rietzler (SPD) hält Optimierungen für sinnvoll. Und Samuel Hofer, Stadtrat der Fraktion FGL & Grüne, stellt fest: „Der Bericht ist eindeutig, ich hoffe, dass damit das Thema beerdigt ist.“