Es gibt sehr viele singende Schauspieler. Sie machen das aber viel länger als die Schweighöfers und Liefers dieser Welt. Wie kam das?

Gustav Peter Wöhler: Ich habe sehr früh mit Musik angefangen, da war ich noch nicht einmal auf der Schauspielschule. Die erste Band, die ich hatte, war im Jahr 1975. Damals haben wir eigene Stücke gespielt, aber auch schon Rock‘n‘Roll.

Schreiben Sie heute keine eigenen Songs mehr?

Nein, wir schreiben keine eigenen Songs, das sind alles Coverversion. Aber in einem völlig neuen Arrangement.

Wie haben Sie Ihre Band gefunden?

Durch das Theater. Ich hab in Hamburg Anfang der 90er-Jahre Theater gespielt. In einem Stück waren drei Musiker dabei, mit denen ich rumgejamt habe, und das hat sich dann so entwickelt.

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Und für die anderen ist es in Ordnung, dass die Band unter Ihrem Namen läuft?

Es ist absolut okay. Wir haben kurz überlegt, ob wir uns einen anderen Namen geben, aber dann war der Zug irgendwie abgefahren und wir waren bereits als Gustav Peter Wöhler Band zu bekannt. Aber für die anderen ist es wirklich völlig okay.

Warum sind eigentlich so viele Schauspieler gleichzeitig auch Musiker? Gehört das irgendwie zusammen?

Nein, das gehört gar nicht zusammen. Ich habe auch viele Kollegen, die würden sich hüten, auch zu singen oder Musik zu machen. Aber als Schauspieler begegnet einem Musik oft bei der Arbeit. Es gibt viele Stücke, die sehr musikalisch sind, wie zum Beispiel Shakespeare. Und natürlich haben viele Schauspieler schon davor Musik gemacht oder spielen Instrumente. Dann liegt es sehr nahe, dass man irgendwann auch beides macht.

Was erwartet denn die Besucher des Konzertes in Radolfzell?

Ein Abend voller bekannter und unbekannter Songs aus den letzten 40 Jahren und auch älter. Wir haben aus verschiedenen Jahrzehnten Hits und nicht so bekannte Lieder neu arrangiert, auf eine sehr musikalisch, aber vor allem auch humorvolle Art.

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Gibt es auch neue Stücke, die Sie entdecken?

Immer. Wir sind gerade dabei unser neues Programm zusammenzustellen. Wir fangen an zu suchen und jeder findet etwas neues. Manchmal sitzt man im Auto und es kommt ein bestimmtes Lied im Radio und man weiß, das ist es, das müssen wir machen. Und dann versuchen wir das zu arrangieren, manchmal klappt es, manchmal nicht. Wir haben eine Sammlung von 50 Songs und davon bleiben dann so 18 übrig.

Haben Sie bestimmte musikalische Vorbilder?

Das ist völlig verschieden, es gibt sehr viele Künstler, die ich verehre. Das Schöne ist aber, dass wir auch mal Künstler zeigen können, die nicht so bekannt sind. Wir haben aktuell einen Song von einem Künstler im Programm, der leider viel zu früh gestorben ist. Nick Drake heißt er. Ein großartiger Singer/Songwirter, der Anfang der 70er-Jahre gestorben ist. Da werden wir auch nach jedem Konzert gefragt, wer der Interpret war, weil ihn die Leute nicht kennen. Und es ist wirklich sehr schön, wenn man so etwas findet, es ausarbeitet und die Leute sind begeistert. Da macht man auch ein bisschen Geschichtsunterricht.

Live sollen Sie ja besonders überzeugend sein. Hilft die Schauspielerei auf der Bühne als Musiker oder sind Sie beim Singen ganz Sie selbst?

Ich bin schon ich selbst, es bin ich, der singt. Aber manchmal hat man Lust über die Stränge zu schlagen und dann kommt die schauspielerische Ader zum Vorschein.

Sie gehen relativ häufig auf Tour. Wie finden Sie neben dem drehen Zeit dafür?

Ich drehe aktuell gar nicht mehr so viel. Ich bin ja mittlerweile auch schon 63. Wenn ich noch so viel drehen würde wie früher, hätte ich gar keine Zeit mehr für die Band. Die Schauspielerei ist ein bisschen in den Hintergrund gerückt und so habe ich viel mehr Zeit für die Musik.

Es gibt kaum eine deutsche Serie oder ein Format, in dem Sie nicht irgendwann einmal mitgespielt haben. Gibt es bestimmte Rollen, die Sie besonders reizen?

Es muss eine Figur sein, die nicht oberflächlich ist. Mich reizen Menschen, die einen interessanten Hintergrund oder Charakter haben. Es muss nicht immer der liebe, nette Nachbar sein, es kann auch mal der böse Nachbar sein, mit einem Geheimnis. Mich interessiert immer das Geheimnis bei einer Rolle, weil ich so auch meine eigenen Geheimnisse sehen kann.

Gibt es für Sie noch musikalische Ziele?

Wir sind gerade dabei uns den Süden zu erobern. Hier waren wir noch nicht wirklich unterwegs. Wir haben schon mal in München gespielt, aber hier sind wir nicht weiter als Stuttgart gekommen. Da ist das Konzert in Radolfzell ein guter Anfang. Ich habe Freunde in Konstanz, aber in Radolfzell war ich vorher noch nie.

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