Die orientalischen Klänge an den Wochenenden rund um die Singener Scheffelhalle sind seltener geworden. Anwohner hatten sich häufig über den zu fortgeschrittener Stunde wachsenden Lärmpegel beklagt, weil sie um die Nachtruhe gebracht wurden. Es hatte sich im gesamten westlichen Bodenseeraum vor allem unter türkischen Mitbürgern herumgesprochen, dass in Singen eine Halle für große Hochzeiten günstig zu mieten ist. In der Folge war die Scheffelhalle immer öfter Treffpunkt für große Gesellschaften mit entsprechender Folklore.

Die Beschwerden häuften sich, auch deshalb, weil die Halle immer seltener für die ansässigen Vereine zur Verfügung stand. Das hat die Verantwortlichen von KTS (Kultur Tourismus Singen) und den Betriebsausschuss dazu veranlasst, nach einer Lösung zu suchen. "Wir vermieten die Scheffelhalle nur noch an türkische Brautleute, wenn mindestens ein Partner länger als zwei Jahre in Singen wohnt", erklärt der KTS-Geschäftsführer Roland Frank. "Sonst können wir uns vor Anfragen nicht mehr retten." Heute ist der Veranstaltungsmix wieder ausgeglichen. Es gibt Flohmärkte, Hochzeiten, Folklore- und Fasnachtsveranstaltungen, Rassetierschauen und vieles mehr.

Singener Vereine erhalten bei der Hallenmiete einen städtischen Zuschuss von 50 Prozent. Das bleibt auch künftig so. Der Betriebsausschuss der KTS hatte in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, die Miete nach vier Jahren um zehn Prozent und die Miete für die Küche um 15 Prozent anzuheben. Wer die Halle mieten will, muss sich an das Kulturbüro wenden. Die Halle mit Galerie und Bühne kostet ab 1. Juli pro Tag (bis 2 Uhr nachts) 620 Euro. Bisher waren es 564 Euro. Für die Küchennutzung kommen weitere 230 Euro (bisher 200) Euro dazu. 950 Quadratmeter hat die gesamte Halle. Ohne Galerie und Bühne kostet die Halle künftig 460 Euro.

Im vergangenen Jahr hatte die KTS die Küche erneuert, nachdem das Veterinäramt als Aufsichtsbehörde die Hygiene beanstandet hatte. 25 000 Euro hat der städtische Eigenbetrieb dafür investiert.

Die Erhöhung der Miete für Halle und Küche fand bei den Mitgliedern des Betriebsausschusses einhellige Zustimmung. Im Vergleich zu privaten Küchen bezeichnete Oberbürgermeister Bernd Häusler die Kosten als moderat. Hans-Peter Storz (SPD) wünscht sich nun ein neues Nutzungskonzept, das noch weitere Vermarktungsmöglichkeiten auslotet. Doch davor warnt Reinhold Maier, verantwortlich für SingenCongress, der für die KTS die Hallen verwaltet. "Veranstaltungen in der Scheffelhalle bedeuten für unsere Techniker einen hohen Aufwand, den sie neben den häufigen Umbauten in der gut gebuchten Stadthalle zusätzlich bewältigen müssen", sagt Maier.

Das Gebäude

Die Scheffelhalle wurde 1925 als „provisorischer Bau“ für ein großes Sängerfest gebaut und steht als Vertreter der expressionistischen Architektur unter Denkmalschutz. Bis zur Eröffnung der Singener Stadthalle war die Scheffelhalle neben dem Bürgersaal und der Aula des Hegau-Gymnasiums die am meisten genutzte Veranstaltungshalle. Bevor es die Stadthalle gab, fanden sämtliche Narrenspiegel in der Scheffelhalle statt. Dann gab es sogar die Überlegung, die Halle abzureißen. Doch der Förderverein Scheffelhalle engagierte sich für den Erhalt. (gtr)