Es ist ein Gerücht, das sich wie ein Lauffeuer in der Stadt verbreitet: Das Modegeschäft Heikorn in der August-Ruf-Straße in Singen soll zum Ende des Jahres schließen. Doch stimmt das? Der SÜDKURIER hat beim Geschäftsführer-Ehepaar Bettina und Thomas Kornmayer nachgefragt. „Das ist so nicht richtig. Wir werden nicht zum Ende des Jahres schließen“, sagt Thomas Kornmayer. Dennoch sei an dem Gerücht etwas dran: „Wir werden zum 31. Januar 2026 schließen“, so der Geschäftsführer.
Die Gründe, die er nennt, treiben den gesamten Einzelhandel schon länger um. „Wir haben in den vergangenen Jahren festgestellt, dass die Frequenz und die Umsätze nicht mehr so sind wie früher“, sagt Bettina Kornmayer. Und das trotz der prominenten Lage inmitten der Fußgängerzone. Neben den sinkenden Umsätzen würden auch die Kosten stets steigen. „Man muss kein Mathematiker sein, um zu wissen, dass diese Rechnung nicht aufgeht.“

Schon 2021 hatten Kornmayers die Entscheidung getroffen, sich zu verkleinern. Die Fläche im ehemaligen Sparkassengebäude wurde aufgegeben. Von den rund 5000 Quadratmeter Verkaufsfläche blieben ab 2022 daher knapp 3000 Quadratmeter übrig. Die Fläche in der ehemaligen Sparkasse hat das Brauhaus Barfüßer übernommen, das schließlich nach umfangreichen Umbauarbeiten im Oktober 2024 eröffnete.

Die Entscheidung, das Traditionsunternehmen nach über 60 Jahren zu schließen, sei den Kornmayers nun nicht leicht gefallen. „Wir haben uns vergangenes Jahr im Dezember hingesetzt und haben darüber gesprochen, wie es weitergehen soll. Dieses Jahr wollten wir mitnehmen und schauen, wie es sich entwickelt“, erklärt Thomas Kornmayer im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Shoppen ist noch bis 10. Januar 2026 möglich
Jetzt sei die Entscheidung für die Schließung zum 31. Januar 2026 gefallen, die Mitarbeiter wurden bereits informiert. „Geöffnet haben wir Stand heute bis zum 10. Januar 2026“, sagt Kornmayer. Doch schon jetzt sind Veränderungen spürbar.
Aktuell laufe ein Räumungsverkauf wegen Umbau. „Wir schließen das Untergeschoss und wollen unsere Waren bis zur Schließung im Erdgeschoss und Obergeschoss präsentieren“, erklärt die Geschäftsführerin. Einen Sommerschlussverkauf hätte es ohnehin gegeben, nun habe man beides miteinander verbunden. „Es ist schade, dass wir schließen müssen, aber es ist einfach der Lauf der Zeit.“
Große Lücke im Einzelhandel
Die Schließung von Heikorn reiße eine große Lücke in den Einzelhandel der Innenstadt, erklärt Claudia Kessler-Franzen, Geschäftsführerin des Standortmarketingvereins Singen aktiv. Sie bedauere die Entwicklung sehr. „Das Geschäft der Familie Kornmayer war über Jahrzehnte ein Synonym für den Handel in der Innenstadt“, sagt Kessler-Franzen. Die beiden Modehäuser Heikorn und Zinser seien prägend für die Stadt.
Wie sich das Modehaus Heikorn über die Jahrzehnte entwickelt hat, sei phänomenal. Familie Kornmayer habe sehr viel Herzblut in ihr Geschäft gesteckt, ihm mit ihrem Angebot ihre persönliche Note verliehen und auch über neue Produkte wie Gummibärchen versucht, Kunden ins Geschäft zu locken. Die langjährigen Verkäuferinnen hätten ihre Kundinnen teilweise über Jahre sehr gut beraten und begleitet. Sie wussten genau, was ihnen gefällt.

Dass auch traditionsreiche Geschäfte schließen müssen, sei leider in vielen Städten zu beobachten und Ausdruck einer sich verändernden Handelsstruktur, erklärt Kessler-Franzen. Die Corona-Pandemie, die stagnierende Wirtschaft und ein verändertes Einkaufsverhalten – es gebe viele Faktoren, warum die Menschen zurückhaltender beim Einkaufen seien.
Die Singen-aktiv-Geschäftsführerin hat auch Respekt vor der Entscheidung, denn es sei ein schwieriger Schritt, das eigene Geschäft zu schließen. „Am Ende haben aber die Inhaber die Verantwortung und müssen eine solide kaufmännische Entscheidung treffen“, sagt Kessler-Franzen.
Traditionsunternehmen bereichert die Stadt
Auch die Stadt Singen bedauere diese Entwicklung, erklärt Pressesprecher Stefan Mohr auf Anfrage: „Heikorn ist ein inhabergeführtes Traditionsunternehmen, das unsere Einkaufsstadt über 60 Jahre bereichert.“ Oberbürgermeister Bernd Häusler stehe mit dem Ehepaar Kornmayer im Kontakt.
„Natürlich ist es unser Wunsch, eine Nachnutzung zu unterstützen, sind uns aber auch bewusst, dass dies nicht einfach sein wird“, erklärt der Pressesprecher.