„Sie können es versuchen“, sagte der Polizist, „aber die Erfolgschancen sind gering.“ Ich hatte in der Polizeiwache Gottmadingen angerufen, nachdem mein Mann eine WhatsApp-Nachricht vom Sohn empfangen hatte: „Ich habe eine neue Handy-Nummer. Du kannst die alte löschen.“ Genervtes Augenrollen unsererseits. Warum wechseln junge Leute die Handynummern fast so häufig wie die Unterhosen? Die nächste Nachricht trudelte ein: „Ich habe ein Problem.“ So was kommt vor. Ist doch nett, wenn Kinder elterlichen Rat suchen. Kurz: Er brauchte Geld. Morgen würde er alles zurückerstatten. Großes Ehrenwort.

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Wie gut, dass wir nicht – wie eingangs befohlen – die alte Nummer gelöscht hatten. Ein rascher Anruf bestätigte den Verdacht: Weder war sein Handy verschwunden, noch hatte er dringende Rechnungen offen. Die Polizei informierte uns, dass dies ein klassischer Enkeltrick sei. Leider war die Telefonnummer des Betrügers für Fahndungszwecke unbrauchbar. Eine Internet-Rückverfolgung zeigte, dass die Nummer weder in Deutschland noch sonst wo existierte. Beim sogenannten Spoofing wird über einen Prepaid-Service eine x-beliebige Telefonnummer eingegeben, die beim Opfer auf dem Display erscheint.

Die wenigsten Fälle werden aufgeklärt

Gibt es keine Möglichkeit, dem falschen Sohn auf die Schliche zu kommen? Hier hatte der Polizist einen Tipp: „Versuchen Sie, die IBAN herauszukriegen, auf die das Geld überwiesen werden soll.“ Er schränkte unseren Fahndungseifer aber gleich ein: „Über 90 Prozent dieser Betrügereien werden nie aufgeklärt. Und hinzu kommt, dass die Internetkriminalität geradezu explosionsartig zunimmt.“ Das einzige, was hilft, sei Wachsamkeit. Und gesunder Menschenverstand.

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Persönliche Fragen können ein K.o.-Kriterium sein

Persönliche Fragen sind da wertvoll. Ich hätte nach dem Geburtsort fragen können. Der liegt im Ausland und ist ein ziemlicher Zungenbrecher. Ein K.o.-Kriterium, das unseren Kontakt vermutlich sofort beendet hätte. Wir haben stattdessen eine halbe Stunde nett mit dem Betrüger gechattet und schließlich die IBAN bekommen. Er wollte 1500 Euro. Ein eher moderater Betrag, wie ich vom Polizisten erfuhr. „Meist geht es ums Doppelte, mindestens.“ Kontoinhaberin ist übrigens eine Frau in Kinshasa, aber vielleicht ist auch ihre Identität geklaut. Mal sehen, was die Anzeige bringt.

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„Wieso fallen die Leute auf so etwas immer wieder rein“, frage ich zum Abschluss den Polizisten. „Das steht doch ständig in der Zeitung.“ – „Offenbar nicht häufig genug“, ist die Antwort. „Schreiben Sie doch bitte darüber.“ Was ich hiermit getan habe.