Noch ist das Wasser im Stockacher Freibad ruhig. Keine Badegäste, die planschen, kein Gedränge an der Rutsche, überall freie Wiese. Doch Bäderleiter Axel Hirsch ist längst auf den Beinen. Um 6 Uhr beginnt für ihn die Frühschicht. Bis zur Öffnung um 10 Uhr muss alles geprüft und erledigt sein: Wasserqualität, Sicherheit, Sauberkeit. „Das A und O ist die Sauberkeit vom Bad“, sagt er. Und dafür passiert hinter den Kulissen einiges.

Das Stockacher Freibad aus der Luft.
Das Stockacher Freibad aus der Luft. | Bild: Gerhard Plessing

Tägliche Kontrollen vor der Öffnung

„An heißen Tagen sind wir spitz auf Knopf fertig“, erzählt der Bäderleiter. Die Zeit zwischen 6 und 10 Uhr ist strikt durchgetaktet. „Ich hab da meinen Ablauf, wie es am schnellsten geht.“ Dienstags und freitags ist es zeitlich noch knapper. Denn das Frühschwimmen beginnt da schon um 7 Uhr. Dann müssen die Vorbereitungen verkürzt werden, sagt Axel Hirsch.

Zuerst steht für Hirsch ein Kontrollgang an. Die Sprunganlagen, die Rutsche, das Spielschiff, alle Umkleiden und Duschen überprüft er täglich. Ebenso die Rettungsmittel wie Rettungsringe.

Im Technikraum muss alles stimmen

Besonders wichtig ist danach der Blick in den Technikraum. Darin befinden sich zwei Wasserkreisläufe. Ein Filter ist für das Babybecken zuständig, vier weitere sind für die beiden großen Becken. Wie oft diese gespült werden müssen, sei abhängig von den Besucherzahlen und den Wasserwerten. Axel Hirsch führt aus: „Wenn 2000 Leute da sind, muss man das jeden Tag machen.“

Ein Blick in den Technikraum. Zwei Wasserkreisläufe befinden sich darin. Der blaue Filter im Vordergrund gehört zum Babybecken. Dahinter ...
Ein Blick in den Technikraum. Zwei Wasserkreisläufe befinden sich darin. Der blaue Filter im Vordergrund gehört zum Babybecken. Dahinter sind vier weitere für die großen Becken. | Bild: Sandra Bonitz

Die Spülung sei besonders zeitaufwendig, 25 Minuten braucht allein das Babybecken. „Da muss man immer dabei bleiben und ein Auge darauf werfen“, so Axel Hirsch. Einmal im Monat prüft ein unabhängiges Labor die Wasserqualität. Das Ergebnis sei gut: „Wir haben hier eine gute Qualität“, sagt er.

Zur Desinfektion werden dem Badewasser kleine Mengen Chlorgas beigemischt. Die Flaschen stehen in einem eigenen, alarmgesicherten Raum. Weil Chlorgas hochgiftig ist, hängt dort ein Warngerät für den Fall, dass etwas davon austreten sollte. „Das ist das Erste, worauf ich schaue“, sagt der Bäderleiter. Vor Beginn der Saison wird das Team geschult. Dann prüfen und tauschen sie die Flaschen selbst, beschreibt Axel Hirsch. Der typische Freibadgeruch kommt aber nicht direkt vom Chlorgas, sondern wenn Schweiß, Urin oder Hautpartikel damit im Wasser reagieren.

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Elektrische Helfer arbeiten auch täglich

Ist die Wasserqualität sichergestellt, muss auch das Freibad sichtbar sauber gehalten werden. Täglich machen Axel Hirsch und sein Team eine Geländekontrolle. Herumliegenden Müll und Blätter sammeln sie ein, verschobene Bänke stellen sie zurück an ihren Platz. Auch die Pflege der Grünflächen geschieht in Eigenleistung.

Etwas Unterstützung bekommen sie von zwei Unterwasser-Reinigungsrobotern. Diese saugen täglich die Beckenböden. Das allein dauert zweieinhalb bis drei Stunden, so Axel Hirsch. Im tieferen Becken unter dem Sprungturm muss der Sauger per Fernbedienung gesteuert werden. „Das ist auch etwas, das Zeit raubt. Denn die Form des Beckens kann dieser Sauger nicht automatisch saugen“, erklärt der Bäderleiter.

Hier zieht Axel Hirsch den Unterwasser-Reinigungsroboter aus dem Wasser.
Hier zieht Axel Hirsch den Unterwasser-Reinigungsroboter aus dem Wasser. | Bild: Sandra Bonitz

Vieles wird von Hand gereinigt

Auch die Umgebung über der Wasseroberfläche beeinflusst den Alltag: „Wir sind hier in einem Waldfreibad, da kommt viel Dreck und Schmutz an“, erklärt Axel Hirsch. Die Überlaufrinne wird von Hand gereinigt, dort sammeln sich schnell Blätter an. Zwar werden Blätter und Dreck täglich von Hand entnommen, doch alle drei bis vier Wochen steht eine Grundreinigung mit dem Hochdruckreiniger an. „Das ist ein wahnsinniger Zeitaufwand, weil es eine lange Strecke ist mit dem 50-Meter-Becken und dem Nichtschwimmerbecken“, sagt der Bäderleiter.

Wenn das Freibad um 20 Uhr schließt, ist die Arbeit noch nicht vorbei. Die Wertschließfächer werden geöffnet, die Beckenumrandungen abgespritzt und Müll eingesammelt. „Dann beginnt die Reinigung“, sagt der Bäderleiter. Deshalb arbeitet das Team in zwei Schichten.

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Auch wenn Axel Hirsch aktuell die Frühschicht übernimmt, steckt hinter dem Betrieb des Freibads ein ganzes Team. „Wir haben nochmal zwei Rettungsschwimmer dazu bekommen. Das ist eine junge Truppe, ein wirklich tolles Team. Auch, wie sie alle mithelfen“, sagt der Bäderleiter. Aus dem Team kommt die Anerkennung zurück. „Wir sind stolz auf unseren Bäderleiter“, sagt Mitarbeiterin Marion Schuler, die das Team an der Kasse unterstützt. „Er ist ganz toll. Und wenn das passt, dann geht man auch gern zum Arbeiten. Er ist hilfsbereit und immer da“, sagt sie.

Ein Wunsch an die Badegäste

Wunschlos glücklich ist Axel Hirsch dennoch nicht. Er wünscht sich von den Badegästen mehr Zivilcourage. „Die Leute setzen sich selten ein, weil sie keinen Ärger haben wollen. So habe ich das Gefühl. Das würde ich mir schon mehr wünschen von der Allgemeinheit“, sagt er.

In Stockach sehe die Welt aber noch in Ordnung aus, so der Bäderleiter. Doch im Freibad in Gottmadingen zum Beispiel gab es im Juni einen Vorfall: Dort habe ein Mann den Schwimmmeister geschlagen, so die Polizeimeldung.

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Aber es gibt auch Komplimente für die Arbeit im Freibad: „Zu mir hat letztens eine Dame gemeint: Bei Ihnen kann man vom Boden essen. Das hat mich schon gefreut, muss ich ehrlich sagen“, verrät Hirsch. Es zeige ihm, dass die Leute seine Arbeit sehen. Hirsch berichtet weiter: „Manche sagen es nicht, manche nehmen es einfach so hin, die meinen, das ist normal. Aber die wissen nicht, was dahinter steckt.“