In Sigmaringen hat sie am vergangenen Wochenende begonnen, in Meßkirch geht sie in wenigen Tagen los: die Vesperkirche, bei der Menschen, darunter viele Bedürftige, für ein paar Euro eine warme Mahlzeit bekommen. In Pfullendorf fand im Jahr 2016 die letzte Vesperkirche in der evangelischen Christuskirche statt. Seither nicht mehr. Warum eigentlich nicht? „Der organisatorische Aufwand ist sehr groß und muss von vielen Leuten betrieben werden. Uns fehlte einfach die Manpower“, sagt Gerhard Hoffmann, Geschäftsführer des Diakonischen Werks Überlingen-Pfullendorf.

Bis zu 300 Essen

Gerhard Hoffmann war dabei, als zuletzt im Oktober 2016 über einen Zeitraum von zwei Wochen täglich bis zu 300 Essen an die Bevölkerung ausgegeben wurden. In der Vesperkirche wurde nicht nur gegessen, sie war auch ein Ort der Begegnung und der Gemeinschaft. Nachdem aber Mariaberg den Restaurantbetrieb vor einigen Jahren eingestellt hatte und somit das Essen nicht mehr liefern konnte und auch später die Zieglerschen das Catering beendet hatten, wurde der Aufwand noch größer.

Speisen wird erhitzt

Die evangelische Kirchengemeinde musste die Infrastruktur selbst schaffen, stellte mithilfe eines Kranes Container auf und erhitzte die Speisen in einem Konvektomat. „Wir mussten außerdem die Mitarbeiter vor allem hinsichtlich der Hygienevorschriften belehren“, so Hoffmann über die Gründe, warum die Vesperkirche in Pfullendorf nicht mehr realisierbar war.

„Unser Kindertagheim frisst derzeit viele Kapazitäten. Das darf man nicht unterschätzen.“
Sebastian Degen, evangelischer Pfarrer

Und auch dieses Jahr wird es keine Vesperkirche geben. „Unser Kindertagheim frisst derzeit viele Kapazitäten. Das darf man nicht unterschätzen“, sagt der evangelische Pfarrer Sebastian Degen. Gemeint ist der Wechsel der Trägerschaft von der evangelischen Kirchengemeinde zur Stadt Pfullendorf, die ab September das Kindertagheim betreiben wird.

Thema ist nicht vom Tisch

Für Degen ist die Idee der Vesperkirche aber noch nicht vom Tisch. Für eine mögliche Neuauflage der Vesperkirche 2026 wäre es von Vorteil, „wenn das Essen fertig angeliefert würde“, ergänzt Degen. Da die Vesperkirche einen zeitlichen Vorlauf benötigt, könnte es im Herbst dieses Jahres zu einem ersten Treffen kommen. „Daran dürfen sich gerne die Bürger beteiligen, ohne die wir es nicht stemmen können.“