Hüfingen Die Stadt Hüfingen ist unter dem Motto „Die Gemeinschaft macht aus vielen Ichs ein starkes Wir“ mit einer Auftaktveranstaltung in die organisierte Nachbarschaftshilfe gestartet. Das Interesse war in der Rathausgalerie enorm groß und übertraf mit gut 70¦Gästen jegliche Erwartungen.
Seit Jahren bewegt Bürgermeister Patrick Haas dieses Thema, welches im Hinblick auf den demografischen Wandel und die steigende Altersarmut zunehmend an Bedeutung gewinnt. Dennoch überraschte ihn die Resonanz auf die Informationsveranstaltung, die die Stabsstelle Sozialraum und Beteiligung mit ihren Ansprechpartnerinnen Susanne Bucher und Julia Gemeinder für Hüfingen und für jeden Ortsteil an sechs Abenden organisierte. Haas sah die organisierte Nachbarschaftshilfe eng verbunden mit seiner eigenen Karriere. Diese startete er auf der Verwaltung in seiner einstigen Heimat Mönchweiler, in der Bürgermeister Rudolf Fluck die Nachbarschaftshilfe in einer Art Vorreiterrolle mit Erfolg initiierte. Haas machte deutlich, dass es in Hüfingen in einem ersten Schritt um die Mobilisierung von Menschen gehe, die sich vorstellen können, als Helfer oder finanziell als Mitglied eines noch zu gründenden Vereins die organisierte Nachbarschaftshilfe zu unterstützen. „Ich weiß um den Zusammenhalt der Hüfinger Bevölkerung und bin überzeugt, dass sie gemeinsam eine Form der Nachbarschaftshilfe findet, die zu ihr passt“, ergänzte Haas.
Susanne Bucher verwies darauf, dass alle, die sich zur Nachbarschaftshilfe entscheiden, nicht auf sich alleine gestellt sind. Ein großes Helfertreffen pro Jahr und vor allem eine Arbeitsschulung im Vorfeld soll allen Interessenten eine Basis bieten, um möglichst optimale Nachbarschaftshilfe zu leisten. Bucher verwies zudem auf den kostenfreien Kurs „Begleitung im Alltag“, den die katholische Landfrauenbewegung in Kooperation mit der Krankenkasse AOK zwischen dem 16. Oktober 2025 und 19. März 2026 in der Hüfinger Rathausgalerie anbietet. Er soll für die notwendige Qualifikation der helfenden Menschen sorgen, schließt mit einem Zertifikat ab und ist an 16 Abenden in die Abschnitte „Der Mensch im Alter“, „häusliche Krankenpflege“ sowie „Unterstützung und Hilfe“ unterteilt.
Von der Stabsstelle Sozialplanung im Landratsamt war Susanne Maier zu Gast, welche den steigenden Bedarf an organisierter Nachbarschaftshilfe neben dem Wegfall der einstigen Strukturen der Großfamilien auch mit dem zunehmenden Mangel an Fachkräften im Sozialbereich zurückführte. Sie befürwortete, die Nachbarschaftshilfe verstärkt als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu betrachten, da der Sozialstaat verstärkt an seinen Grenzen stoße. Maier dankte allen Interessenten, die sich bürgerschaftliche Hilfe als erfüllende und sinnvolle Aufgabe vorstellen können. „Der Hilfe-Mix aus professioneller und ehrenamtlicher Hilfe stellt sich in jeder Gemeinde anders dar. Deshalb sind die Helfenden gefordert, passend zu ihrer Gemeinde individuelle Lösungen zu finden“, ergänzte Maier. Diese hat der bereits 2021 gegründete Verein der Nachbarschaftshilfe Aasen/Heidenhofen längst gefunden. Dessen Vorsitzende, Sigrid Hall, berichtete von dem Erfolgskonzept, das im ersten Jahr mit 58 ehrenamtlich geleisteten Stunden begann und sich kontinuierlich auf 2823 Stunden im Vorjahr steigerte. Diese absolvierten 41 geprüfte Helfer, die 52 Klienten betreuten. Der Mitgliedsbeitrag von jährlich 12 Euro, den 230¦Mitglieder entrichten, liefert die finanzielle Basis für die Hilfe.
Wie groß ist der Bedarf?
Die Hüfinger Stabsstelle Sozialraum bezeichnete diese Basis als einen Vorteil, der die Koordination der Nachbarschaftshilfe sichere. Susanne Bucher verwies auf die vielfältigen Möglichkeiten einer organisierten Nachbarschaftshilfe und hoffte auf viele Mitmenschen, die bereit sind, diesen Weg mitzugehen. „Wir gehen in die Infophase, in welcher alle Ideen willkommen sind“, animierte sie, möglichst viele Vorschläge einzureichen, wie die Nachbarschaftshilfe in Hüfingen aussehen könnte. Wie groß der Bedarf in Hüfingen ist und eine mögliche Vereinsstruktur stehen bei einer Startsitzung im September thematisch im Mittelpunkt. In der Zwischenzeit hofft Bucher, dass möglichst viele der Fragebögen zum Unterstützungsbedarf für Jung und Alt in der Stadt in der Stabsstelle eintreffen. Ihre Auswertung dient dazu, bedarfsgerechte Angebote zu entwickeln und die Lebensqualität in der Stadt zu erhalten.