Königsfeld – Die Optimierung der zentralen Wasserversorgung für die Ortsteile Erdmannsweiler und Neuhausen kostet mit knapp acht Millionen Euro nicht nur viel Geld. Aufgrund deutlich weniger Förderung muss die Investition neu überdacht werden.
Eine entscheidende Wendung nahm die Beratung über die zentrale Wasserversorgung in der Sitzung des Gemeinderats. Bürgermeister Fritz Link erinnerte an seine Bedenken im Januar dieses Jahres, dass eine europaweite Ausschreibung der geplanten Maßnahme durch eine externe Firma die Gemeinde etwa ein Jahr Zeit koste. Der in der November-Sitzung 2023 vorgestellte Variantenvergleich sei durch das beauftragte Ingenieurbüro Fritz-Planung aus kostentechnischer Sicht aktualisiert worden. Nach wie vor koste Variante 1 etwa 140.000 Euro weniger als Variante 2. Allerdings seien bei letzterer Lösung die Unterhalts- und Wartungskosten geringer und die Förderfähigkeit höher einzuschätzen. „Es haben sich aber Mehrkosten von gut zwei Millionen Euro ergeben, die die Gemeinde vor Herausforderungen stellen“, räumte der Bürgermeister ein und ergänzte: „Zwei Millionen Euro Kostensteigerungen, bevor man mit der Planung beginnt – das ist bedenklich.“
Nachdem die Experten Maren Herma und Jochen Fritz vom Ingenieurbüro die beiden Varianten nochmals im Detail vorgestellt und die Umsetzung der Großbaumaßnahme in einem Zeitraum von rund sieben Jahren gesehen hatten, in denen in die aktuelle Wasserversorgung nicht eingegriffen werden muss, ließ Link die Katze aus dem Sack: „Heute Morgen haben wir die Mitteilung erhalten, dass seit Ende Mai neue Förderrichtlinien gelten. Bisher haben wir mit bis zu 52 Prozent gerechnet, jetzt sind es nur noch 22 Prozent“, lautete die Hiobsbotschaft des Bürgermeisters, die ein Jammern im Gremium auslöste.
Links Ansicht nach stellt die neue Förderquote das Vorhaben infrage. „Wir müssen jetzt mit den Förderbehörden reden, die Voraussetzungen haben sich gewaltig geändert. Da die Wasserversorgung ein Eigenbetrieb ist, der sich über Gebühren finanziert, müssen wir abschätzen können, wie teuer das Wasser für die Nutzer dann wird. Das sind wir ihnen schuldig. Eine europaweite Ausschreibung ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht angesagt“, begründete der Bürgermeister.
Rätin Marielle Lupfer (Grüne) wollte wissen, ob die Maßnahme verschoben werden kann. Laut Bürgermeister besteht kein Zeitdruck zum Handeln, da die Wasserqualität nach wie vor gut sei. Die Gemeinde denke weitsichtig. Jens Hagen (Freie Wähler) urteilte, die Kosten für das Vorhaben sprengten die Vorstellung, die eine Gemeinde zu leisten vermöge. Birgit Helms (SPD) erkundigte sich nach der Wassermenge, die nach Auskunft des Bürgermeisters genügend aus eigenen Quellen zur Verfügung steht.
Bernd Möller (CDU) sprach bei der zentralen Wasserversorgung vom Erbe der Gemeindereform, die viele Vorteile habe. Es sei jetzt eine Situation eingetreten, die jeder in seinem eigenen Haushalt kenne, „das Bettlaken ist zu kurz“. Da man aber keinen Handlungsdruck spüre, müsse zuerst die Zuschusshöhe geklärt werden. „Das muss dann der neue Gemeinderat entscheiden“, riet Möller zu einer Vertagung des Themas.
Einstimmig folgte der Rat der von Link empfohlenen Änderung des Beschlussvorschlags, wonach die Verwaltung beauftragt wird, die beiden Varianten nochmals überarbeiten zu lassen und die Fördermöglichkeiten auszuloten, damit das neue Gremium eine vertretbare Entscheidung treffen kann.
Die Varianten
- Variante 1 sieht bei einer dezentralen Wasserversorgung die Sanierung des Hochbehälters Mozartweg mit Anbau für Notstrom, Aufbereitung und Absetzbecken sowie den Bau eines neuen Hochbehälters „Ob Erlen“ für Erdmannsweiler und Neuhausen vor. Kosten Stand Juni 2024: 7,802 Millionen Euro.
- Variante 2 mit zentraler Versorgung würde einen neuen Hochbehälter im Brücklewald mit Notstromversorgung bringen, wodurch alle bisherigen Hochbehälter aufgegeben werden. Bei der Neuverrohrung des Rohwassers und Reinwasserleitungen sollen Bestandsleitungen genutzt werden. Kosten: 7,941 Millionen. Bei beiden Varianten sollen Quellfassungen im Rotwald und der Tiefbrunnen saniert werden.