Wer in der Villinger Innenstadt unterwegs ist, der sieht zwar viel Wasser in Brunnentröge sprudeln, doch nichts davon ist offiziell trinkbar. So jedenfalls weisen es die Schilder aus, die auf den Brunnen angebracht sind. Wer in heißer und trockener Zeit auf der Suche nach kostenlosem Trinkwasser mit amtlichem Segen ist, dessen Durststrecken werden in VS ordentlich lang.
Trinkwasserbrunnen sind nicht billig
Nun fordert Grünen-Gemeinderätin Ulrike Merkle mehr Trinkbrunnen in der Stadt. Eine entsprechende Anfrage richtete sie in der jüngsten Gemeinderatssitzung an die Verwaltung.
Bürgermeister Detlev Bührer sprach davon, dass diese Brunnen „sehr teuer“ seien – etwa 7000 bis 10.000 Euro koste die Installation, ergänzte Silvie Lamla, Leiterin des Grünflächen- und Tiefbauamtes.
Damit sind in der Regel aber nur die Kosten für den eigentlichen Brunnen abgedeckt, für die Verlegung der Trinkwasserleitungen im Untergrund und denkmalschutzrechtliche Vorgaben wird noch einmal ein ähnlich hoher Betrag fällig, wie einem Informationsschreiben der Landesregierung zu entnehmen ist.

Wo es Brunnen gibt
Bisher gibt es vier Trinkwasserbrunnen im Stadtgebiet – allerdings nicht unbedingt an Stellen, wo sie wohl am ehesten gebraucht werden. So unterbreiten die Stadtwerke am Hochbehälter in Rietheim-Pfaffenweiler ein entsprechendes Angebot, außerdem auf der Hammerhalde und im Neckarpark. Die Stadt bietet zudem am kleinen Muslenplatz in Schwenningen die Möglichkeit, sich mit Frischwasser zu versorgen.
Das nicht eben üppige Angebot müsse verbessert werden, fordert Ulrike Merkle. Die Verwaltung sei derzeit daran, eine entsprechende Vorlage vorzubereiten, „damit das Gremium dazu umfassend informiert werden kann“, wie die städtische Pressesprecherin Madlen Falke betont. Beschlüsse oder Maßnahmen müsse dann der Gemeinderat auf den Weg bringen.

Neue Gedanken für die Villinger Innenstadt
Schon jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass die bestehenden Brunnen in der Villinger Innenstadt – derzeit noch mit dem Hinweisschild „Kein Trinkwasser“ versehen – schon bald zu Trinkwasserbrunnen werden könnten, sagt der städtische Pressesprecher Patrick Ganter.
„Derzeit wird mit Nachdruck daran gearbeitet“, betont Ganter. Das Wasser, das aus den Brunnen fließt, sei in der Tat das normale Leitungswasser. Um die Wasserspender allerdings als Trinkwasserbrunnen ausweisen zu können, sei eine regelmäßige Beprobung notwendig. Dieser Schritt soll ebenso in die Wege geleitet werden wie eine genauere Untersuchung der Rohrleitungen.
Gesetzliche Bestimmung mit Einschränkung
Die gesetzlichen Voraussetzungen sind derweil nicht besonders klar gefasst und legen die Kommunen nicht unbedingt fest. Zwar ist seit dem 12. Januar 2023 im Wasserhaushaltsgesetz die Verpflichtung für Gemeinden verankert, öffentliche Trinkwasserbrunnen bereitzustellen – allerdings mit den Zusatz: „soweit dies technisch durchführbar und unter Berücksichtigung des Bedarfs und der örtlichen Gegebenheiten, wie Klima und Geografie, verhältnismäßig ist“.

Mit dem Bau von Trinkwasserbrunnen werden mehrere Ziele verfolgt. In erster Linie werden sie gebraucht, um einer Dehydrierung der Menschen vorzubeugen. Sie sollen aber auch dazu beitragen, den Gebrauch von Plastikflaschen zu vermeiden.
Bisher ist die Abdeckung mit Trinkwasserbrunnen in den meisten Städten und Gemeinden Deutschlands noch ausbaufähig. Experten raten dazu, dass Passanten in einem Zeitraum von höchsten zehn Minuten einen Brunnen erreichen sollten – oder zumindest Zugang zu kostenlosem Wasser erhalten müssten.
Stationen zum Auffüllen der Trinkflasche
Eine weitere Möglichkeit, sich kostenlos mit Trinkwasser zu versorgen, ist das Refill-Modell. Diese Alternative zu den Trinkwasserbrunnen sieht vor, dass sich Geschäfte oder Verwaltungen bereit erklären, dass dort Trinkwasser an Waschbecken entnommen werden kann.
Einen entsprechenden Vorschlag machte SPD-Stadtrat Nicola Schurr. „Wasserflaschen könnten doch beispielsweise im Franziskanermuseum aufgefüllt werden“, regte Schurr an. Das Refill-Modell sieht vor, dass auch Geschäfte mit Aufklebern darauf hinweisen können, dass Passanten dort ihre Trinkflaschen auffüllen können.