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Natürlich war die Enttäuschung groß bei den Basketballern von ratiopharm Ulm nach der knappen Niederlage in den Bundesliga-Finals gegen den FC Bayern. Nelson Weidemann warf seine Medaille als Vizemeister weg, noch bevor er - als letztjähriger Münchner - das Podium für ein Foto betrat. Teamkollege Karim Jallow, ebenfalls mit Bayern-Vergangenheit, stellte beim Sender Dyn klar: «Vizemeister, das schmeckt überhaupt nicht.»

Die junge Mannschaft hatte eine bärenstarke Saison gezeigt und den Topfavoriten aus München in der Finalserie am Rande des K.o. - der große Coup aber blieb nach dem 77:81 vom Donnerstagabend im entscheidenden Duell in München aus. «Es ist natürlich enttäuschend, das Finale zu verlieren», sagte Chefcoach Ty Harrelson. «Wir hatten die Chance, aber konnten es nicht durchziehen. Aber ich bin stolz auf unsere Spieler.»

Jallow mit Kritik an Playoff-Modus und Draft-Entscheidung

Dem Team aus Baden-Württemberg blieb die zweite Meisterschaft nach 2023 verwehrt. Dass es viele Basketball-Fans in Deutschland mit ihren Auftritten begeistert hatte, war zunächst nur ein schwacher Trost. «Diesen Weg, den wir gegangen sind, haben uns nicht viele Leute zugetraut», sagte Jallow.

Der 28-Jährige übte dann auch Kritik an der Liga. Zum einen störte ihn der Playoff-Modus in der BBL, bei dem in den Best-of-Five-Serien immer abwechselnd daheim und auswärts gespielt wird. Das hat viele Reisen und damit längere Serien zur Folge. «Das zehrt mental und körperlich so hart an den Leuten», sagte Jallow. Stattdessen wäre ein 2:2:1-Format, also mit zunächst jeweils zwei aufeinanderfolgenden Matches an einem Ort, sinnvoller, meinte er.

Fällt das Team nun auseinander?

Und dann sprach der Flügelspieler noch einen der großen Streitpunkte dieser Finals an, die Nicht-Verlegung der Partien vier und fünf. Ulm hatte das beantragt, damit die Jung-Stars Ben Saraf und Noa Essengue zum NBA-Draft in die USA fliegen können. Die Liga lehnte ab. Essengue reiste nach New York, Saraf verfolgte die Talenteziehung in der deutschen Nacht und verpasste entsprechend Schlaf und Training. «Du verlierst zwei Spieler in den Finals, das kann es absolut nicht sein», haderte Jallow. Für die jungen Teamkollegen und deren Entscheidungen habe er hundertprozentiges Verständnis.

Wie es nun weitergeht mit Ulm, das ist offen. Neben Saraf und Essengue dürften weitere Leistungsträger den Verein verlassen - es ist dies immer das Schicksal von erfolgreichen, kleineren Mannschaften. Auch Jallow gilt als Kandidat bei größeren Teams in Europa. «Ulm wird immer einen wahnsinnig großen Platz in meinem Herzen haben, egal wo ich hingehe, ob ich bleibe, keine Ahnung», sagte er.

Coach wird seine Schützlinge vermissen

Trainer Harrelson wurde bei der Pressekonferenz nach dem fünften Finalspiel fast ein bisschen wehmütig. «Es war eine besondere Erfahrung für mich als Cheftrainer. Ich bin dankbar, ich hätte ewig mit diesen Jungs weiterspielen können», sagte er. «Ich werde sie vermissen, wenn sie weiterziehen, aber sie werden alle viel Erfolg haben.»