Über Klimawandel und Naturschutz wird immer wieder viel und kontrovers debattiert. Die Erwartungen richten sich dabei oft in Richtung der großen Politik.

Christa Balser (61) vertritt in Frickingen im Bodenseekreis eine andere Haltung: „Statt Jammern und den Kopf in den Sand stecken, lieber selbst mit anpacken und erschaffen, was man gerne hätte“, lautet ihre Devise.

Der neue Frickinger Themenpfad „Einfach Vielfalt“ ist ein Beispiel dafür, was die studierte Agrarwirtschaftlerin meint. Die Idee zu dem Pfad mit zehn Stationen zu Streuobst, Blühstreifen oder einem Nistplatz plus Beschilderung entstand im Anschluss an eine Exkursion nach Bad Saulgau, die „Landeshauptstadt der Biodiversität.“

Stück für Stück Handarbeit

Eigentlich wollte Balser diesmal im Hintergrund bleiben. Schnell merkte sie jedoch, dass es eine tatkräftige Person braucht, die die Initiative ergreift. Wenn ein Naturpfad für mehr Artenvielfalt entstehen sollte, musste sie Verantwortung übernehmen. Die ideelle Unterstützung kam von Thomas Lehenherr, dem Umweltbeauftragten von Bad Saulgau.

Zusammen mit engagierten Frickinger Bürgern gründete Balser im Sommer 2022 eine Biodiversitäts-AG, die die Idee eines elf Kilometer langen Themenweg in Handarbeit Stück für Stück Wirklichkeit werden ließ.

Hilfe vom Bauhof

Auch Frickingens Verwaltung und Bauhof griffen ihnen tatkräftig unter die Arme. Von der Gemeinde beantragte Zuschüsse aus Mitteln des Landes Baden-Württemberg und der LEADER Aktionsgruppe konnten die Investitionskosten von 18.000 Euro um 10.500 Euro verringern.

Da dem Weg zu den Fördertöpfen bürokratische Hürden entgegenstanden – so gab es ein 111-seitiges Handbuch darüber, wie das Baden-Württemberg-Logo zu verwenden ist – wünscht sich die Ehrenamtlerin einen deutlichen Bürokratieabbau.

Verzicht auf Flugreisen

Im Privaten will sie möglichst viel Nachhaltigkeit leben. Wo möglich, fährt sie mit dem Fahrrad. In ihrer Hausgemeinschaft ist Selbstversorgung, Tauschen und Reparieren angesagt.

Auf Flugreisen wird verzichtet. Sie sieht das nicht als Verzicht. „Das fühlt sich gut an“, unterstreicht Balser ihr Gefühl, das Richtige zu tun.

Sich mit anderen Engagierten zu vernetzen, liegt ihr besonders am Herzen. „In Gemeinschaft ist mehr zu bewegen, und es macht mehr Spaß“, so ihre Überzeugung.

Wie Engagement Kreise zieht

Hinzu komme der Mehrwert durch die unterschiedlichen Blickwinkel und Fähigkeiten der Mitstreiter. Wie Engagement Kreise zieht, findet sie faszinierend.

Als Beispiel nennt sie den Vortrag von Maike Sippel, Professorin für Nachhaltige Ökonomie an der HTWG Konstanz im April 2024. Eigentlich habe Sippel zunächst abgelehnt, nach Frickingen zu kommen, um über ihr Buch „Zwölf Gedanken, die die Welt verändern“ zu referieren.

Die Theorie vom Handabdruck

Weil Balser so fasziniert ist von den Gedanken, blieb sie dran. Vor allem die Theorie vom Handabdruck, über den jeder Einzelne durch Aktionen und Initiativen zu Bewusstseinswandel in der Welt beitragen kann, wollte Balser mit anderen teilen.

Die Idee, dass sich Menschen aus der Gemeinde mit ihren nachhaltigen Projekten ebenfalls präsentieren, überzeugten Sippel, die ihr Vortragshonorar für ökologische Pläne spendete.

Daraus wurde in Abstimmung mit der Gemeinde ein mittlerweile fest etablierter Fonds mit jährlich 5000 Euro für nachhaltige Initiativen Frickinger Bürger. „Unser Gemeinde-Motto ,Frickingen – nachhaltig Zukunft sichern‘, wird damit voll erfüllt“, freut sich Balser.