Man hört schon von weitem das Lachen und die Musik. Auf der Parzelle der Fallensteins, an einem Tisch vor dem Wohnwagen, sitzt eine größere Runde zusammen und spielt Karten. Neben Familie Fallenstein hat sich auch der Nachbar, Anton Sadovoj, am Tisch niedergelassen. Man kennt sich hier auf dem Campingplatz.
„Wenn wir herkommen, sind wir überwiegend hier an unserem Wohnwagen“, sagt Tanja Fallenstein. Dann treffe man sich mit den Nachbarn, spiele Karten oder unterhalte sich. „Hier in unserer Ecke kennen wir alle“, sagt Dirk Fallenstein.
Ferien auf dem Campingplatz
Seit knapp zehn Jahren hat Familie Fallenstein einen Wohnwagen auf dem Campingplatz am Riedsee in Pfohren, einem Stadtteil von Donaueschingen. 400 Stellplätze für Dauercamper gibt es hier, die Wohnwägen stehen dicht an dicht. Der Platz liegt direkt an einem See, hier kann man baden und angeln.
Die Wege, an denen die Stellplätze liegen, heißen Rehgasse, Turmweg oder Pappelallee. Auf manchen Parzellen sind die Wohnwägen selbst gar nicht mehr zu erkennen: Familie Fallenstein hat ein fest installiertes Vorzelt, in dem eine Küche, ein Sofa und ein Tisch mit Stühlen Platz finden. Den Wohnwagen nutzt die Familie nur zum Schlafen.
In die Ferne zieht es die Fallensteins nicht mehr, seitdem sie ihren Wohnwagen haben: „Die Ferien und die Wochenenden verbringen wir meistens hier“, sagt Tanja Fallenstein. Tochter Mia ist auf dem Campingplatz groß geworden. „Man hatte als Kind seine Clique, war mit ihnen auf dem Platz unterwegs. Zum Wohnwagen kam man eigentlich nur zum Essen“, erzählt sie.
Mutter Tanja gefällt besonders gut, dass ihre Kinder den ganzen Tag an der frischen Luft sind. Und die Gemeinschaft auf dem Platz ist ihnen wichtig: „Morgen treffen wir uns hier mit ein paar anderen zum Grillen“, sagt Dirk Fallenstein. „Es ist wie ein kleines Dorf.“
Seit 30 Jahren auf dem Campingplatz
Es gibt auch Camper am Riedsee, die schon richtig lange hier herkommen. Heidi und Wolfgang Irmler zum Beispiel. Sie haben ihren Wohnwagen bereits seit 30 Jahren und kommen aus dem Kreis Tübingen. „Früher war es praktisch, nach der Arbeit in einer guten Stunde hier zu sein“, sagt Heidi Irmler. Inzwischen sind die beiden in Rente und verbringen etwa zwei Wochenenden im Monat am Wohnwagen.
„2000 haben wir hier sogar mal Silvester gefeiert, mit mehreren Familien“, sagt Heidi Irmler. „Wir kommen hauptsächlich wegen der Ruhe“, erzählt sie. „Egal wie viele Leute da sind, es ist immer angenehm ruhig.“
47 Zentimeter Schnee
Auch Sylvia und Peter kommen schon seit 30 Jahren nach Donaueschingen. Den Überstand, das Dach, sogar die Fußbodenheizung im Vorzelt, all das hat Peter selbst gebaut. In ihrem Vorzelt stehen kleine Figuren und Blumen, Fotorahmen mit Postkarten und sogar ein Fernseher.

„Es ist wie eine kleine Zweitwohnung“, sagt Peter. Mit seiner Frau Sylvia ist Peter bei Wind und Wetter auf den Campingplatz. „Wir haben schon alles erlebt“, sagt er. „Hagel, 47 Zentimeter Schnee, aber das Dach hat gehalten.“ Früher habe es häufig große Feste auf dem Campingplatz gegeben, vorne am Eingang. „Da wurde gefeiert und getanzt bis spät in die Nacht“, sagt Peter. Jetzt sind die beiden aber einfach froh über ihren Rückzugsort.
Der Wohnwagen ist inzwischen zum Treffpunkt für die ganze Familie geworden. Auch die Töchter von Sylvia und Peter kommen mit den Enkelkindern gerne nach Donaueschingen. „Mit den Enkeln kann man in der Umgebung einfach viel unternehmen“, sagt Peter. Den Wohnwagen würden die beiden Ruheständler gerne so lang wie möglich halten. Ihre Töchter haben ebenfalls schon Interesse angemeldet.
Nah am Camping bleiben
Ganz neu auf dem Platz ist Familie Merk aus dem Kinzigtal im Schwarzwald. Erst im September 2024 haben sie die Parzelle gemietet, auf der nun der Wohnwagen steht. „Erst hieß es, dass die Warteliste sehr lang sei, aber dann ging es doch schneller als gedacht“, sagt Michael Merk.

Im Gegensatz zu vielen anderen Dauercampern hat Familie Merk kein fest montiertes Vorzelt. „Wir wollen so nah wie möglich am Camping bleiben“, sagt Michael Merk. Seine Frau Yvonne war erst skeptisch, ob das Dauercampen wirklich etwas für sie ist. Jetzt verbringt Familie Merk den ersten Sommer auf dem Platz.
„Ich finde es schön, aber ich will auch noch andere Orte sehen“, lautet ihr Fazit. Mit ihrem Auto und dem Dachzelt werden sie daher in den nächsten Jahren auch noch andere Länder bereisen.
Im Schlafanzug auf Toilette
Dagmar Kaum hat gerade Besuch: Ihre Nachbarin Gabi Frei ist herübergekommen. „Ich habe meinen Wohnwagen seit 23 Jahren“, sagt Kaum. Früher sei sie mit ihrem Mann viel in Spanien mit dem Wohnwagen unterwegs gewesen. Als das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr ging, entschied sich das Paar aus Steißlingen (Kreis Konstanz) für einen dauerhaften Platz.

„Die Gemeinschaft hier ist super, besser als zuhause“, sagt Kaum. Früher habe sie häufiger an Festen auf dem Platz teilgenommen. Jetzt geht es etwas ruhiger zu. Mit ihrer Freundin Gabi Frei geht Dagmer Kaum gerne schwimmen oder Rad fahren. „Wer hier vereinsamt, ist selbst schuld“, sagt Gabi Frei und lacht. Es sei lockerer auf dem Campingplatz. Man könne auch mal im Schlafanzug auf Toilette gehen und es störe niemanden.
Wohnen auf dem Campingplatz
Einige Wohnwagen weiter tritt gerade Ingo aus seinem Vorzelt. Seit knapp acht Jahren wohnt er auf dem Campingplatz. „Ich bin unter der Woche als Lkw-Fahrer unterwegs“, sagt er. „Wozu brauche ich da noch eine Wohnung?“ Den Wohnwagen hat er seinem Vorgänger abgekauft und modernisiert. Ganz neu dazugekommen ist ein Kühlschrank.
Ist es nicht auch mal einsam auf dem Campingplatz? „Wenn ich hier sitze, geht da drüben die Sonne auf“, sagt Ingo. „Herrlich.“ Mehr brauche er nicht. Außerdem gebe es immer jemanden, mit dem man sich unterhalten kann. „Wenn die Nachbarn draußen sitzen, kann man sich eine Flasche Bier nehmen und dazu setzen“, sagt Ingo.
„Und ich kann hier einfach die Tür auflassen und es passiert nichts“, ergänzt er. Dann schwingt er sich auf sein Rad und fährt davon.