Herr Hinterseer, Sie befinden sich hier bei einem großen Medienevent, das für Sie veranstaltet wird. Kommt Ihnen das noch manchmal unwirklich vor?
Hansi Hinterseer: Nein, ich bin dafür dankbar. Ich weiß sehr wohl, wo ich herkomme und was wirklich wichtig ist. Es geht mir darum, wie ich meine Songs glaubwürdig herüberbringe. Und ob mir das gelingt, das entscheiden meine Fans. Ich bin einfach dankbar für alles, was ich habe machen dürfen.
Sie sind ja sehr traditionsverbunden, was man auch an Ihrem neuen Album sieht. Wie kommen Sie eigentlich mit der digitalen Welt klar?
Hinterseer: Es ist faszinierend, was alles möglich ist, aber gleichzeitig beängstigend. In den vergangenen zwei Jahren standen im Internet zig Meldungen über meinen angeblichen Tod. Wer gibt solche Nachrichten ein? Und wo soll so etwas hinführen? Aber lassen Sie nur einmal den Strom ausfallen, dann gibt es ganz große Probleme. Das hat man ja dieses Jahr in Spanien gesehen.
Haben Sie das Gefühl, dass die Leute ein Bedürfnis nach Tradition haben?
Hinterseer: Absolut. Ich sehe das bei meinen Konzerten. Da kommen ganz junge Leute. Und bei dieser Musik entsteht eine enorme Kraft.
Wenn Sie ein Album wie „Bärig – mit Herz & G‘fühl“ mit traditionellen Tiroler Volksliedern herausbringen, gibt es da beim Plattenlabel Zweifel, dass das so erfolgreich ist wie Ihre anderen Songs?
Hinterseer: Logisch haben die ihre Vorstellungen. Aber dieses Liedgut sagt mit Worten einfach so viel aus, und das sollte nicht verloren gehen. Ich musste keine harte Überzeugungsarbeit leisten.
Bärig bedeutet so etwas wie großartig. Wann hatten Sie einen bärigen Moment?
Hinterseer: Erst vor ein paar Tagen, als ich wieder im Wildpark war. Die Hirsche im Freigehege dort kennen mich von früheren Fernsehaufnahmen, ich besuche sie seitdem, so oft es geht. Und deshalb kommen sie immer zu mir her, zusammen mit den Jungtieren. Das machen sie bei keinem anderen. Und das sagt eines aus: Sie mögen mich.
Waren Sie in Ihrer Laufbahn auch mal richtig am Verzweifeln?
Hinterseer: Die Olympischen Spiele 1976 waren nicht lustig. Ich galt als Favorit, aber dann habe ich mich einen Tag vor den Wettbewerben verletzt. Wenn du dann bespuckt und beschimpft wirst, verstehst du die Welt nicht mehr. Ich war erst 22. Ich habe begreifen müssen, dass Niederlagen dazu gehören. Und das muss man lernen. So gesehen ist der Sport die größte Schule des Lebens.
Bedauern Sie es, dass Sie seinerzeit nicht Olympiasieger geworden sind?
Hinterseer: Nein, denn dann wäre etwas anderes passiert und ich wäre nicht da gelandet, wo ich jetzt bin.
Haben Sie den Menschen verziehen, die im Leben nicht nett zu Ihnen waren?
Hinterseer: Ich habe mir schon einige Namen gemerkt. Ich muss ja nicht mit allen, die mich enttäuscht haben, etwas zu tun haben. Aber das Leben ist zu kurz, als dass ich einen Groll hege.
Hat Ihre Frau ein Problem, wenn Sie von weiblichen Fans angehimmelt werden?
Hinterseer: Wenn sie ein Problem damit hätte, wären wir nicht zusammen. Sie weiß, was sie an mir hat, wie wir zueinander halten. Und sie weiß auch, was zur Show dazu gehört. Wenn sie jedes Mal sagen würde „Was tust du da?“, würde das nicht mehr funktionieren.
Es gab Aktionen, wo Sie mit 12.000 Fans eine Bergwanderung machen. Wird Ihnen so etwas nicht zu viel?
Hinterseer: Nein, denn ich kenne es ja schon vom Sport, dass auch ich für die Fans da muss und ihnen etwas zurückgebe. Wenn ich sie nicht hätte, würden Sie jetzt kein Interview mit mir führen. Und die Wanderungen in Kitzbühel sind wunderbar diszipliniert abgelaufen. Die Leute sind gut miteinander ausgekommen, es sind Freundschaften entstanden. Und wir haben den Berg respektvoll miteinander genossen.
Es gibt aber Fans, die die Grenzen der Privatsphäre nicht respektieren.
Hinterseer: Ich habe immer gesagt: „Leute, ich bin gerne für euch da. Wir unternehmen Fanreisen, ich mache mit euch Fotos, aber es gibt eine Grenze, und dahinter ist die Familie.“ Das ist bisher gut gelaufen. Und ich bin wirklich sehr stolz auf meine Fans, dass sie das respektieren und auch an die neuen Fans vermittelt haben.
Sie leben ja im Bergidyll. Lassen Sie die großen Krisen der Welt an sich heran?
Hinterseer: Wenn man den Fernseher einschaltet, wird man automatisch damit konfrontiert. Und natürlich schaut man hin. Ich kann nur hoffen, dass alles besser wird. Ich versuche, mein Leben so gut wie möglich zu meistern. Ich habe meine Familie, Freunde und Bekannte, mit denen ich gerne Zeit verbringe, und Orte, die ich genieße.