Der Roman „Nachtschnellzug“ handelt vom Werdegang eines blinden Menschen, der nicht so leicht in ein Format passt. Geschrieben wurde er von Martin Mischler aus Herrischried. Der 69-jährige Informatiker veröffentlichte nach mehr als vier Jahren Arbeit damit sein zweites Buch.
Das Besondere: Er selbst ist seit seiner Geburt blind – wie er es trotzdem schafft, Bücher zu schreiben, wie er mit seiner Einschränkung umgeht, und womit er anderen Menschen Hoffnung schenken will, erzählt Mischler im Gespräch mit dem SÜDKURIER.
Besondere Tastatur als Hilfsmittel
Wenn Mischler an seinen Texten arbeitet, nutzt er dafür eine spezielle Tatstatur. Sie verfügt über eine sogenannte Braillezeile, die ihm ermöglicht, den auf dem Bildschirm angezeigten Text in Echtzeit in Blindenschrift zu lesen. „Mit diesem Hilfsmittel kann ich völlig selbstständig schreiben“, berichtet er.

In den vergangenen Jahren habe er es fast immer dabei gehabt. „Ein großer Teil des Romans, an dem ich insgesamt vier Jahre gearbeitet habe, ist auf Reisen, an Flughäfen oder in Hotels entstanden“, so Mischler. Dank der Tatstatur mit Braillezeile kann Mischler seiner Leidenschaft, dem Schreiben, fast ohne Probleme nachgehen. „Nur wenn ich mich verschreibe, merke ich es nicht sofort“, merkt er an.
Seinen ersten Roman veröffentlichte Mischler bereits im Jahr 2008 unter dem Titel „Blind durchs Leben“ als autobiografische Erzählung von den Erfahrungen eines blinden Jugendlichen. Auch sein neuer Roman dreht sich um den Umgang mit dieser Einschränkung.
„Es handelt sich aber nicht um eine Autobiografie, sondern ist rein fiktional, auch wenn natürlich in manchen Elementen meine Erfahrungen eine Rolle gespielt haben“, stellt Mischler klar. Beim Schreiben könne er seine Kreativität ausleben, in Geschichten eintauchen und Charaktere entwickeln. Die Geschichte seines neuen Romans habe sich während des Schreibprozesses stetig weiterentwickelt.
Christlicher Glaube als zentrales Thema
„Nachtschnellzug“ thematisiert die Veränderungen, die Menschen durchmachen, und dass alles möglich ist, wenn man nur daran glaubt. Die Hinwendung zum christlichen Glauben ist ein entscheidendes Thema des Romans. „Ich habe in meinem Leben gelernt, dass ein gesunder Glaube viel Zufriedenheit bringen kann“, schildert Mischler seine persönliche Erfahrung, die er mit seinem Buch weitertragen möchte. Gerade im Umgang mit seiner Einschränkung habe er aus dem Glauben viel Zuversicht gezogen.

„Ich denke, dass viele Menschen, gerade diejenigen, die selbst mit Einschränkungen zu kämpfen haben, Hoffnung aus meinem Roman ziehen können“, erklärt Mischler. In erster Linie bleibe es allerdings ein spannendes Buch, das zur Unterhaltung dient.
„Barrierefreiheit muss bei allen Themen stets mitgedacht werden“
Mischler selbst hat einen guten Umgang mit seiner Einschränkung gefunden. „Make the best out of it“, so seine Devise. „Natürlich gibt es Schwierigkeiten. Die Berufswahl ist stark eingeschränkt und gerade hier auf dem Dorf ist es ein großes Problem, nicht mit dem Auto fahren zu können“, erzählt der 69-Jährige.
Doch dank der Unterstützung seiner Frau, die unter anderem auch sein neues Buch lektoriert hat, bekomme er das geregelt. „Es ist natürlich alles komplizierter, wenn man blind ist, aber mit einer cleveren Lebensplanung schafft man es“, so Mischler.
Dennoch weiß er, dass das Leben als blinder Mensch, gerade für Jugendliche, heute immer schwerer wird. „Ich konnte mein Abitur an einem normalen Gymnasium machen, da das Lernen hauptsächlich aus Zuhören bestand. Heute ist das mit der Wissensvermittlung viel komplizierter“, erklärt der Informatiker.
Im Alltag spiele das Visuelle eine immer größere Rolle, so auch Touchscreens, die man als Blinder nicht bedienen kann. Sein Wunsch: „Wir müssen es schaffen, dass Barrierefreiheit bei allen Themen stets mitgedacht wird.“