Der Weg führt durch einen hellgrünen Wald, Schmetterlinge flattern über die Wege, doch kurz vor dem Teufelsloch wachsen die Bäume und Sträucher dichter, es wird dunkler, beinahe verpassen Unkundige den fast zugewachsenen Trampelpfad. Dort steht man erst einmal vor einem mannshohen Zaun und blickt in einen Trichter mit etwa zwölf Metern Durchmesser, an dessen Rändern Efeu rankt.

„Teufelsloch – 40 Meter tiefe Doline, Einstieg lebensgefährlich“, warnt der Schwarzwaldverein auf einem Schild. Es ist der Einstieg in eine Welt, in der bis jetzt nur wenige waren, mit Tropfsteinen, unterirdischen Becken, Wasserfällen und einem Bach, von dem niemand genau weiß, wohin er fließt.

Schon der Bereich um das im Durchmesser drei Meter breite Teufelsloch herum ist trügerisch, weiß Jürgen Räuber. Er war viele Jahre lang Ortsvorsteher von Karsau. Insbesondere wenn es geregnet hat, ist der lehmige Boden drumherum rutschig. Wer ausrutscht und hinunterstürzt, wird so bald nicht mehr gesehen. Er landet dann im sogenannten Dom, dem ersten Teil der Höhle, der bis zu 15¦Meter unter der Öffnung liegt. Daher wurde auch der Holzzaun um das Loch herum mit einem Maschendrahtzaun ersetzt. Bei Begehungen wurden dort auch die Skelette von abgestürzten Tieren gefunden.

Das Teufelsloch hat mehrere Namen

Das Teufelsloch hieß nicht immer so. Für die Nordschwabener war es früher das Baselwaldloch, für die Karsauer das Dornacher Loch – beide Namen stammen von den Orten der Klöster, die in dem Gebiet Wald besaßen, sagt Räuber. Erst als sich jemand mit dem Seil heruntergelassen hatte und im Dom einen Stalaktiten gesehen hat, der an eine Teufelsfigur erinnert, bekam das Loch seinen heutigen Namen.

Der Schwarzwaldverein warnt mit einem Schild vor den Gefahren des Teufelslochs.
Der Schwarzwaldverein warnt mit einem Schild vor den Gefahren des Teufelslochs. | Bild: Maximilian Müller

Eigentlich ist das Teufelsloch gar kein Loch, sagt Räuber. Eine Karte der Höhle aus dem Jahr 1965 zeigt: Die Doline mündet in einen Schacht und dann in ein Gangsystem, das sich tief in den Dinkelberg erstreckt.

Es wurde etwa 200 Meter weit und 75 Meter tief erkundet. Nur wenige waren dort unten, auch Räuber nicht, obwohl er als Ortsvorsteher von Karsau und schon zuvor als junger Polizist mit der Doline zu tun hatte. Räuber war dabei, als Rettungskräfte im Teufelsloch nach einer vermissten Zahnarzthelferin suchten. Die junge Frau wollte eines Tages in den 1970er-Jahren zur Arbeit trampen – und wurde seitdem nicht mehr gesehen, berichtet Räuber.

Hertener fertigt eine Karte der Höhle an

Allzu oft ist die Höhle nicht „befahren“ worden, wie der Fachbegriff lautet. Insbesondere Urban Wolpensinger aus Herten hat sich dabei um die Vermessung verdient gemacht, von ihm stammt auch die Karte. Wie es nach dem dunklen Trichterloch weitergeht, das ahnt der Betrachter von oben nicht. Schon den Boden des Doms sieht man vom Wald aus nicht. Auf den Dom folgen die Tropfsteinkammer mit Stalaktiten, danach einige Becken, gefüllt mit dem Wasser eines unterirdischen Bachlaufs und schließlich ein Klamm genannter schmaler, aber mehrere Meter hoher Durchgang.

Dahinter verzweigt sich die Höhle weiter, doch weitere Durchgänge wurden bisher nicht freigelegt. Es könnte also sein, dass man dort noch weiter kommt. Denn auch das Wasser des Bachs – manche wollen ihn schon an der Oberfläche rauschen gehört haben – muss ja irgendwohin fließen. Doch wohin?

Wohin fließt das Wasser?

Manche behaupteten, dass das Wasser in die Tschamberhöhle fließt und den Bach dort speist. Aber Räuber ist skeptisch. Ohne Fotobeweis von eingefärbtem Wasser will er es nicht recht glauben, auch wenn es entsprechende Berichte gibt. Dabei sind Bäche, die unterirdisch versickern und andernorts wieder ans Tageslicht sprudeln, in Karstgebirgen wie dem Dinkelberg nichts Ungewöhnliches. Als Beispiel nennt Räuber die Linsenbachquelle. Er betont auch, dass das Teufelsloch nicht mit der Haseler Höhle vergleichbar sei. Beide seien in unterschiedlichen Zeiten entstanden. Das Teufelsloch sei jünger.

In den 2010er-Jahren gab es eine Gruppe von Höhlenkletterern, die sich ins Teufelsloch hineingewagt haben. In einem munteren Bericht schreiben sie über ihre Erfahrungen, einige Bilder haben sie ins Netz hochgeladen. Klar wird bei der Lektüre aber auch: Für solche Vorhaben braucht es viel Fachwissen, Können und Erfahrung.

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Die SÜDKURIER Video-Serie „Aufgeschlossen – vergessene Orte in der Region“ bietet besondere Einblicke hinter die Fassade verlassener und vergessener Orte in der Region. Hier geht es zu den Videos.

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