Rheinfelden Kim Gerbel besuchte mit zwei befreundeten Pärchen und insgesamt vier Kleinkindern am Freitag, 8.¦August, das Rheinfelder Freibad. Den betreffenden Vorfall schildert sie gegenüber dieser Zeitung so: Gegen 17.40¦Uhr habe sich die Gruppe im Warmwasserbecken aufgehalten, als die einjährige Tochter ihrer Freundin vom Beckenrand auf deren Arm sprang. Ein Bademeister wies sie in scharfem Ton darauf hin, dies zu unterlassen – was die Gruppe sofort respektiert habe. Doch damit sei die Situation nicht beendet gewesen: Der Bademeister sei in der Nähe stehen geblieben, habe die Gruppe weiter beobachtet und begonnen, „sehr lautstark zu schreien, dass wir das Becken sofort zu verlassen hätten“, so Gerbel.

Die Gruppe habe ruhig nach dem Grund gefragt, worauf der Bademeister erneut mit lautem Geschrei reagiert und ein Hausverbot ausgesprochen habe. Eine Viertelstunde sei ihnen eingeräumt worden, sich und die Kinder umzuziehen. Bei vier Kleinkindern sei das schon sehr knapp bemessen gewesen. Doch bereits vor Ablauf der Frist habe die Polizei bei der Gruppe gestanden, um sie aus dem Bad zu begleiten. Die Kinder seien verängstigt gewesen und hätten geweint. Und das, obwohl sich die Gruppe weder aggressiv noch unangemessen verhalten habe, betont Gerbel. Mehrere Badegäste hätten die Szene beobachtet und währenddessen ihr Unverständnis geäußert.

Doch damit nicht genug: Der Bademeister hat einen der Männer aus der Gruppe wegen Beleidigung angezeigt. Womit er den Bad-Mitarbeiter beleidigt haben soll, gehe aus der Mitteilung der Polizei über die Anzeige nicht hervor. Und weder sie habe eine Beleidigung gehört, noch die umstehenden Badegäste, deren Namen und Telefonnummern sie habe, sagt Gerbel. Der Betroffene wolle sich nun einen Anwalt nehmen und Gegenanzeige erstatten. Die ganze Situation sei „absurd“, sagt Gerbel. Gerade in einem Familienbad sollte man erwarten dürfen, dass Konflikte deeskalierend und respektvoll gelöst werden – insbesondere im Umgang mit Kindern, findet sie.

Mit dieser Erfahrung scheinen Gerbel und ihre Freunde nicht allein zu sein. Auf Google finden sich Rezensionen, die Ähnliches berichten. So heißt es in einer Stellungnahme, dass einige Bademeister aggressiv und respektlos mit den Badegästen umgehen – unabhängig von Alter oder Verhalten. In einer weiteren Beurteilung wird das Verhalten der Bademeister mit „absolut inakzeptabel“ und „anbrüllen und fast schon Nase an Nase“ beschrieben. Ein anderer berichtet, sein elfjähriger Sohn sei von einem Mitarbeiter am Beckenrand angeschrien worden, obwohl er sich ruhig ins Wasser begeben wollte. Ohne Ermahnung oder Erklärung sei ihm ein einstündiges Badeverbot erteilt worden. Als der Mann das Gespräch mit dem Mitarbeiter gesucht habe, sei er respektlos geduzt, provoziert und mit einem Hausverbot und der Polizei konfrontiert worden. Letztlich sei er sogar angezeigt worden.

So bewertet die Stadt den Vorfall

Was sagt die Stadt dazu? Man habe die Beurteilungen aus dem Internet und auch den Vorfall vom 8.¦August intern aufgearbeitet, teilen Bäderbetriebsleiter Tobias Wiener und Linda Maurer vom Hauptamt mit. Aus Sicht der Mitarbeiter hätten sich die Vorfälle anders abgespielt als von den Betroffenen geschildert. Gleichwohl sei es für ein Familienbad eine unglückliche Situation, wenn Eltern samt Kindern von der Polizei aus dem Bad begleitet werden. Man werde gerade im Winter verstärkt auf Schulungen in Bezug auf Kommunikation und Deeskalation setzen, auch wenn beides ohnehin bereits Teil von regelmäßigen Schulungen sei.

Die Mitarbeiter seien angehalten, das Einhalten der Haus- und Badeordnung konsequent einzufordern und bei wiederholter Missachtung der Sicherheitsanweisungen entsprechende Sanktionen zu verhängen, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der Stadt. Nur so lasse sich die Sicherheit aller Badegäste gewährleisten. Zu den Verstößen zähle auch das Springen vom Beckenrand in bestimmten Bereichen.

Konkret zum Fall vom 8.¦August teilt Wiener mit, dass es wohl drei Hinweise zweier Bademeister gegeben habe, das Springen im Warmwasserbereich zu unterlassen. Auf die Bitte an die Mutter, den Bereich zu verlassen und mit der Tochter in einen anderen zu gehen, wo das Springen erlaubt sei, habe sie nicht reagiert. Zudem hat sich laut der Stellungnahme der Stadt ein Mann aus der Gruppe eingeschaltet, der dem Mitarbeiter das Recht absprach, ein Hausverbot zu erteilen. Nachdem die Frau der Aufforderung wieder nicht nachgekommen sei und ihr das Hausverbot erteilt worden sei, habe der Mann gesagt, die Gruppe werde das Freibad nicht ohne Polizei verlassen. „In der Konsequenz sah sich unser Mitarbeiter gezwungen, die Polizei hinzuzuziehen“.

Die Entscheidung, ein Hausverbot auszusprechen, sei – auch wegen des unkooperativen Verhaltens – „nicht willkürlich oder diskriminierend, sondern die Folge eines wiederholten klaren Verstoßes gegen unsere Sicherheitsbestimmungen“, heißt es darin weiter. Dennoch: „Im Rückblick betrachtet, war aus Sicht der Stadtverwaltung eine derartig schnelle Eskalation der Situation jedoch nicht notwendig und daher auch nicht verhältnismäßig.“ Was die Anzeige wegen Beleidigung angehe, so könne man nichts dazu sagen. Das sei eine private Anzeige des Mitarbeiters, macht Maurer deutlich.

Auch den Fall des Vaters mit dem elfjährigen Sohn habe man intern aufgearbeitet und hier gebe es ebenfalls zum Teil starke Unterschiede in der Darstellung, sagt Maurer. Es gebe auch unabhängige Zeugen, die die Version des Mitarbeiters stützten. Es handle sich um qualifizierte und erfahrene Mitarbeiter und sie habe keinen Grund, an deren Darstellungen zu zweifeln. Was die Lautstärke betreffe, in der die Bademeister sprächen, müsse man bedenken, dass diese sich in einem sehr lauten Umfeld bewegen.

Es gebe in Rheinfelden im Vergleich zu den Bädern in anderen Städten des Landkreises sehr wenige Probleme – und das bei einer Saison mit vielen Besuchern, betont Maurer. Sie verweist auch auf andere Beurteilungen auf Google, auf denen die Mitarbeiter und das Bad sehr gelobt werden. Weiterhin bekamen die Mitglieder der Gruppe ein Schreiben des Bäderbetriebs, in der das Bedauern über die Situation ausgedrückt wird. Zudem wurde gratis ein Familien-Tageseintritt in Aussicht gestellt. „Wir bedauern sehr, dass die betroffenen Personen und insbesondere deren Kinder ihren Freibadbesuch als derart belastend empfunden haben“, heißt es abschließend. Man hoffe, die betroffenen Badegäste erneut begrüßen zu dürfen, und arbeite weiterhin daran, den Spagat zwischen konsequentem Durchsetzen der Haus- und Badeordnung zur Gewährleistung der Sicherheit aller Badegäste und dem berechtigten Anspruch der Gäste auf respektvollen Umgang miteinander gerecht zu werden.