Von einem Jahrhundertereignis spricht der Mooser Bürgermeister Patrick Krauss am Tag nach dem Starkregen vom Donnerstag, 21. August. „So etwas hat es hier noch nie gegeben“, so Krauss. Auf diese Wassermassen sei man nicht vorbereitet gewesen und er bezweifelt, dass man es je sein könne. Eine Messstation in Moos habe zu Spitzenzeiten bis zu 210 Liter Regen pro Quadratmeter binnen weniger Stunden gemessen. Ein Spitzenwert, der davor noch nie erreicht wurde.
60 Einsätze für die Mooser Feuerwehr
Die Wassermassen sind am Tag danach weg. Doch die Einsätze für die Feuerwehr noch lange nicht vorbei. „Wir müssen jetzt unsere Geräte und Schläuche reinigen, wieder auffüllen und für den nächsten Einsatz bereitstellen“, erklärt der stellvertretende Feuerwehrkommandant Karsten Honz.
Auch er blickt auf einen Tag zurück, wie es ihn zuvor in Moos bisher nicht gegeben hat. 60 Einsätze seien bei der Mooser Feuerwehr im Laufe des Donnerstags und in der Nacht eingegangen. Aber das seien nur die offiziell gemeldeten, faktisch seien es viel mehr gewesen.
Führungsgruppe D ist im Einsatz
Im Einsatz waren laut Honz 185 Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes, der Technischen Hilfswerke und verschiedener Feuerwehren aus dem gesamten Landkreis. Die Situation sei so extrem gewesen, dass die Führungsgruppe D, einem kreisweiten und Wehrübergreifenden Führungsstab, im Einsatz war. Diese werde nur bei besonderen Ereignissen aktiv und unterstütze die Einsätze zentral, erklärt Honz.
Auch über Radolfzell hatte sich die Regenzelle über Stunden entladen und zu mehr als 400 Einsätzen für die Feuerwehr gesorgt. So viele, dass es sowohl in Moos als auch in Radolfzell nicht mehr ohne Hilfe ging. Praktisch fast alle Feuerwehren der Region standen den Einsatzkräften vor Ort zur Seite. Nachts mussten die erschöpften Männer und Frauen abgelöst werden.
Ölteppich bis zur Mole
Die Ölwehr der Feuerwehr Radolfzell, Konstanz und Überlingen war bis weit in den Freitag hinein mit der Bindung eines Ölteppichs beschäftigt, der sich von Moos bis zur Mole in Radolfzell erstreckte. Dieser hatte sich gebildet, als die Wassermassen vom Schiener Berg durch die Mooser Wohngebiete flossen und verschmutzt in den See gelangten. Woher genau das Öl stammte, könne nicht rekonstruiert werden, so Krauss.
„Wir lassen Wasserproben im Strandbad Iznang entnehmen, um die Wasserqualität für Badegäste zu überprüfen“, erklärt Patrick Krauss. Auch habe man die Wasserversorgung umstellen müssen. Die Tiefbrunnen würden aktuell gereinigt, das Trinkwasser komme daher aktuell aus Überlingen am Ried.

Überhaupt gehe es jetzt ans Aufräumen. Das Wasser sei in Moos mittlerweile abgeflossen. Da man bei einigen Häusern das Abwasser habe abstellen müssen, hat die Gemeinde mobile Toiletten aufgestellt. Doch die Solidarität und Hilfsbereitschaft innerhalb des Ortes sei sehr groß, lobt Krauss. Besonders dankbar sei er für den unermüdlichen Einsatz der Wehren über viele Stunden.
Zusammenarbeit zwischen den Wehren klappt bestens
In Radolfzell diente die Unwetterlage einer unfreiwilligen Prüfung interkommunaler Zusammenarbeit. Für gewöhnlich seien bei derart Ereignissen 50 bis 60 Einsätze die Regel, erklärt der Radolfzeller Feuerwehrkommandant Tobias Oechsle. 400 zu stemmen, wie es jetzt der Fall war, sei eine enorme organisatorische Herausforderung.
Nachts habe die Einsatzkoordination abgelöst werden müssen, und Mitglieder der Feuerwehr Engen, die das selbe System für ihre Einsätze nutzen, hätten nach kurzer Übergabe übernommen. „Das haben wir so noch nie getestet, aber es hat sehr gut funktioniert“, so Oechsle. Er schätzt dass zirka 200 Einsatzkräfte verschiedener Wehren zu unterschiedlichen Zeiten im Einsatz waren.

Neben der Koordination seien auch die Emotionen der Hausbesitzer eine Herausforderung für die Einsatzkräfte gewesen, so Oechsle. Wegen der Flut an Meldungen habe man klar priorisieren müssen, wo man zuerst hinfahre. „Wer etwas Wasser im Keller hatte, hat warten müssen. Das hat nicht jeder verstanden“, sagt der Feuerwehrkommandant. Es sei auch nicht die Kernaufgabe der Feuerwehr, Keller auszupumpen, sondern Gefahren zu verhindern. Deswegen seien Fälle, bei denen ein Öltank oder Elektrik involviert waren, zuerst angefahren worden.
Laut Mitteilung des Landratsamts Konstanz seien die meisten Straßen nach den Überschwemmungen wieder freigeräumt worden. Nur die K 6100 zwischen Dettelbach und Liggeringen bleibe bis auf Weiteres gesperrt, da hier die Straße durch Böschungsrutsche und Schäden im Asphalt schwer beschädigt wurde.
Der Zugverkehr zwischen Radolfzell und Stockach beeinträchtigt. Die Strecke bleibt laut Deutscher Bahn bis mindestens Dienstag, 26. August, gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr zwischen Ludwigshafen und Radolfzell mit Halt in Stahringen ist eingerichtet.