Dass in Rielasingen-Worblingen Mammutbäume zu finden sind, ist etwas ungewöhnlich. Dass sie einer Unternehmer- und vermutlich sogar einer Adelsfamilie zu verdanken und schon über 150 Jahre alt sind, ist tatsächlich kurios. Hintergründe kennt Susanne Breyer als Vorsitzende im Ortsverband des Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND), sie macht gerne auf die besonderen Bäume im Dreieck zwischen Ten-Brink-Schule, Rathaus und der Aach aufmerksam.

Dort befinden sich Parkanlagen, die insbesondere an heißen Tagen den Bewohnern Rielasingens kühlenden Schatten spenden, wenn sie entlang der teils mit mehr als 100 Jahre alten Baumriesen gesäumten Wege spazieren. Die drei Riesenmammutbäume, von denen zwei am Ufer der Radolzeller Aach in der Talwiesenstraße stehen und ein weiterer an der Hegaustraße auf Höhe der Straße „Am Park“, sind vermutlich über 150 Jahre alt. Der Park wurde um das Jahr 1860 von der Arlener Unternehmerfamilie ten Brink angelegt.

Mammutbäume sind nicht nur wegen ihrer schieren Größe faszinierend, sondern auch weil diese Lebewesen die Zeit scheinbar überlistet haben und beinah ewig leben. Sie gehören zu den Zypressengewächsen und zeichnen sich durch ihr festes, rotbraunes Holz aus und ihre bis zu 40 Zentimeter dicke, spröde Rinde, die tatsächlich an das zottelige Fell eines Mammuts erinnert.

Der „General Sherman Tree“ im Sequoia-Nationalpark (Kalifornien, USA) stellt mit seinen fast 84 Metern Höhe und einem Alter von schätzungsweise 2300 bis 2700 Jahren ein beeindruckendes Beispiel für die Lebensdauer dieser Bäume dar.

Susanne Breyer, die Vorsitzende des BUND Ortsverbandes Rielasingen-Worblingen, steht vor – beziehungsweise unter – einem der ...
Susanne Breyer, die Vorsitzende des BUND Ortsverbandes Rielasingen-Worblingen, steht vor – beziehungsweise unter – einem der Riesenmammutbäume am Ufer der Aach an der Talwiesenstraße. | Bild: Elmar Veeser

Die Heimat des Riesenmammutbaumes liegt an den Westhängen der Sierra Nevada in Kalifornien in Höhenlagen zwischen 1350 und 2500 Metern. Er ist winterhart und fühlt sich deshalb auch in unseren Lagen recht wohl. Der Küstenmammutbaum hingegen, der ursprünglich vom nördlichen Küstenstreifen Kaliforniens stammt, ist frostempfindlich. Es bedurfte des milden Inselklimas der Mainau, um ihn zumindest dort gedeihen zu lassen.

Setzlinge womöglich von der Insel Mainau

Aber auch Riesenmammutbäume gibt es auf der Mainau. Laut Onlineportal Baumkunde trägt der Älteste die Nummer 9247 im Arboterum-Katalog der Insel. Er wurde im Jahr 1864 gepflanzt und ist 40 Meter hoch.

So sieht der Zapfen eines Riesenmammutbaums aus, den Susanne Breyer gesammelt hat.
So sieht der Zapfen eines Riesenmammutbaums aus, den Susanne Breyer gesammelt hat. | Bild: Elmar Veeser

Es liegt nahe, dass die Setzlinge der Riesenmammutbäume in Rielasingen-Worblingen ursprünglich von der Insel Mainau stammten. Wie die bereits verstorbene Lokalhistorikerin Gertrud Streit in ihrer Chronik zu Rielasingen niedergeschrieben hat, habe die Unternehmerfamilie Ten Brink freundschaftliche Kontakte zur großherzoglichen Familie gepflegt, die damals im Besitz der Mainau war.

Jeden Sommer, nach dem Aufenthalt auf ihrer Bodenseeinsel, habe der Großherzog Friedrich I. von Baden mit Großherzogin Louise in Arlen Station gemacht und den Baumwoll- und Textilfabrikanten Carl ten Brink besucht. Dies sei – wie sie festgehalten hat – ein Festtag für die ganze Bevölkerung gewesen. Kinder, die an diesem Tag schulfrei hatten, standen Spalier für die großherzogliche Familie.

Deshalb sei die Wahrscheinlichkeit groß, so Breyer, dass der Großherzog seinem Unternehmerfreund unter anderem auch Mammutbaumsetzlinge zum Gastgeschenk gemacht haben könnte. Konkrete historische Belege zu dieser These seien bislang aber nicht gefunden worden.

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Historische Tatsache ist aber, dass Großherzog Friedrich I. von Baden die Mainau im Jahr 1853 erworben und sie zu seinem Sommersitz mit wunderschönen Parkanlagen und Gärten umgestaltet hat. Die exotischen Bäume und die andere Pflanzen, die er dort ansiedelte, hatte er von seinen ausgedehnten Reisen mitgebracht. Friedrich I. von Baden, der 1907 starb, vermachte die Mainau seiner Schwester, Königin Victoria von Schweden, womit die Insel Mainau an des schwedischen Königshauses ging. So gelangte sie schließlich in den Besitz der Familie Bernadotte, die zur schwedischen Königsfamilie zählt.