Der Starkregen am Donnerstag, 21. August, hat im Landkreis Konstanz für zahlreiche Feuerwehreinsätze gesorgt. In Singen und dem Hegau war vor allem der Singener Ortsteil Bohlingen stark betroffen. Hier hatte sich am Vormittag vor dem Festzelt der Sichelhenke ein kleiner See gebildet. Und am Nachmittag wurde der politische Abend mit Manuel Hagel, CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag, abgesagt. Am Tag danach gibt der Singener Feuerwehrkommandant Mario Dutzi aber eine Entwarnung. „Die Lage ist entspannt“, sagt er auf Nachfrage. Das gilt für den gesamten Hegau, wie eine SÜDKURIER-Nachfrage bei mehreren Kommandanten ergibt.

Weil es am Donnerstagabend noch geregnet habe, sei die Anzahl der Einsätze im Singener Stadtgebiet von 30 am Donnerstagnachmittag auf letztlich 35 gestiegen, sagt Dutzi. Dabei war Bohlingen als größter Ortsteil von dem Starkregen am meisten betroffen. „Es hatte sich viel Oberwasser angesammelt, das wir dann abgepumpt haben“, so der Feuerwehrkommandant weiter.

Das könnte Sie auch interessieren

Bohlingen erlebte am Donnerstag einen der regenreichsten Tage in der Geschichte, fast 170 Liter Regen pro Quadratmeter in 20 Stunden wurden gemessen. An vielen Orten im Dorf standen laut Feuerwehr Gärten und Keller unter Wasser, die Wehren waren pausenlos im Einsatz, um Wasser aus den Häusern abzupumpen.

Besonders die Häuserreihe in der Schienerbergstraße hatte es erwischt, dort wird am Freitagmittag immer noch Wasser abgepumpt. Bohlinger Bürger erklären, dass sie sich nach dem zweiten Unwetter mit Starkregen innerhalb von 14 Monaten große Sorgen machen. Daher sollten der Ortschaftsrat und der Singener Gemeinderat untersuchen, inwieweit die Kanalisation vom Galgenberg und vom Schienerberg noch intakt sei.

In manchen Straßen von Bohlingen steht noch ein wenig Wasser.
In manchen Straßen von Bohlingen steht noch ein wenig Wasser. | Bild: Rolf Hirt

Radolfzell und Höri waren am meisten betroffen

Dass der Stadtteil so massiv betroffen war, könnte mit der Nähe zur Starkregenzelle über Radolfzell und der Höri zusammenhängen. ‚Radolfzell und Moos waren am meisten von dem Starkregen betroffen. Der Stadtteil Bohlingen ist da am nächsten dran“, schildert Dutzi. Inzwischen sei in dem Stadtteil aber wieder alles trocken.

Geschmückt und bereit für die Sichelhenke: Das Innere vom Festzelts blieb von den Wassermassen verschont.
Geschmückt und bereit für die Sichelhenke: Das Innere vom Festzelts blieb von den Wassermassen verschont. | Bild: Rolf Hirt

Die enormen Wassermengen vor dem Festplatzgelände der Bohlinger Sichelhenke sind verschwunden. Dem Festbeginn ab 19 Uhr steht am Freitag nichts mehr im Weg: Das Festzelt ist geschmückt und in der großen Bauernstube können die Festbesucher nun vier Tage lang das Heimatfest feiern.

CDU will Hagel trotzdem in den Hegau bringen

CDU-Landtagskandidat Christoph Stetter war am Donnerstag nach dem abgesagten Politabend mit CDU-Spitzenkandidat Manuel Hagel noch bis nach 20 Uhr am und im Sichelhenke-Zelt, um Besucher, die nichts von der Absage mitbekommen hatten, zu informieren. „Es kamen noch vereinzelte Besucher“, erklärte er.

Viele seien aber schon über verschiedenste Kanäle, etwa soziale Netzwerke, über die Absage informiert worden. Stetter habe zum Beispiel auch Bürgermeister angerufen, von denen er wusste, dass sie kommen wollten. Die abgesagte Veranstaltung für die Sichelhenke bedeute nicht unbedingt, dass Manuel Hagel vor der Landtagswahl 2026 gar nicht den Hegau kommt. Stetter und die CDU versuchen demnach, noch in diesem Jahr eine Auftrittsmöglichkeit zu finden.

Das könnte Sie auch interessieren

Restlicher Hegau war kaum betroffen und half anderen

Rielasingen-Worblingen in direkter Nachbarschaft von Bohlingen sei mit einem blauen Auge davongekommen, wie der stellvertretende Feuerwehrkommandant Daniel Pieper auf Nachfrage berichtet. Die Feuerwehr hatte acht Einsätze: Hauptsächlich mussten vollgelaufene Keller abgepumpt werden. Die meisten Einsätze waren in Worblingen: „Der Boden konnte das Wasser nicht mehr aufnehmen und es lief dann über den Hang in die Keller“, erklärte Piper.

Gottmadingen sei gar nicht von Hochwasser betroffen gewesen, erklärt Feuerwehrkommandant Stefan Kienzler, der auch dem Feuerwehrführungsstab des Landkreises angehört, der solche Lagen koordiniert. Deshalb hätten die Feuerwehren Gottmadingen und Hilzingen die Mooser Wehr unterstützen können und in der Zeit zwischen 18 und 2 Uhr morgens abgelöst. Hauptsächlich hätten die Einsatzkräfte dort dann Keller ausgepumpt. Auch Feuerwehrleute aus Volkertshausen und Steißlingen seien dort im Einsatz gewesen.

Kommandant Stefan Kienzler vom Feuerwehr-Führungsstab des Landkreises lobt die Zusammenarbeit der Wehren bei den Einsätzen nach dem ...
Kommandant Stefan Kienzler vom Feuerwehr-Führungsstab des Landkreises lobt die Zusammenarbeit der Wehren bei den Einsätzen nach dem Starkregen. | Bild: Laura-Madeleine Haunstein

„In solchen Fällen ziehen wir die verfügbaren Kräfte im Kreis zusammen und das Zusammenspiel zwischen den Wehren funktioniert wirklich gut. Wir müssen uns vermehrt auf solche Lagen einstellen“, erklärte Kienzler.

Auch der obere Hegau ist glimpflich davongekommen. „Es hat zwar viel geregnet, aber auf unserer Gemarkung war zum Glück nichts“, sagt der Tengener Feuerwehrkommandant Uwe Veit. „Wir konnten deshalb die Kollegen in Radolfzell mit einem Löschzug unterstützen.“ Auch die Engener Feuerwehr leistete mit mehreren Einheiten Überlandhilfe in Radolfzell und Moos.