In zwei Wochen startet das diesjährige Milchwerk Musik Festival. Der Vorverkauf für die Konzerte läuft und die Vorfreude bei den Beteiligten um Milchwerk-Leiterin Melanie Riedmann, Wolfgang Frey von der Firma Livestage Entertainment und Oberbürgermeister Simon Gröger steigt angesichts der hochkarätigen Künstler, darunter Beatrice Egli, Max Mutzke und „Juli“. Doch es gibt im Vorfeld auch leise Kritik.
Fest steht: Das Festival wird auch 2026 stattfinden. Dann kommen die „No Angels“ nach Radolfzell. Sie sind für den 2. August 2026 gebucht, kündigt Wolfgang Frey an, Geschäftsführer der Live Stage Entertainment GmbH Bodensee. Bekannt wurde die Gruppe in den 2000er-Jahren als erste von vielen weiteren Bands, die im Fernsehen zusammengestellt wurden. Sie entstand aus der ersten Staffel der Castingshow Popstars und feierte mit Songs wie „Daylight“ und dem Album „Elle‘ments“ einige Chart-Erfolge.
Diese Künstler kommen zum Milchwerk Musik Festival
Wolfgang Frey gewährte einen Einblick in die Künstlerauswahl, den Buchungsprozess und den laufenden Vorverkauf – samt Schwierigkeiten. Da Radolfzell keine Großstadt ist, sei die Anzahl kulturinteressierter Menschen begrenzt. „Daher braucht man bekannte Namen, um genug Besucher anzulocken“, macht Frey klar. Bei den Buchungen habe man das Ziel verfolgt, ein möglichst breites musikalisches Spektrum abzudecken und in jedem Genre Qualität zu bekommen.

Zudem habe man in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass Auftritte, bei denen die Stimme anstatt der Musik im Vordergrund steht, in Radolfzell besser ankommen – zum Beispiel bei Chris de Burgh oder „Frontm3n“. „Mit diesem Wissen haben wir zum Beispiel die Söhne Mannheims gebucht„, so Frey. Sie spielen am 6. September ihr Projekt „Söhne Mannheim Piano“, also eher leisere Töne mit Klavierbegleitung, bei denen die Stimmen im Vordergrund stehen – allerdings ohne das bekannteste Ex-Mitglied Xavier Naidoo.
Ähnliche Gedanken habe man sich bei der A-Capella-Gruppe ‚Medlz‘ gemacht, die am 7. September spielt. Diese seien innerhalb des A-Capellas eher untypisch, da sie auch akustische Klangteile reinnehmen. „Da sind auch poppige Elemente drin, das wird eine A-capella-Party und erweitert unser Spektrum noch einmal“, kündigt Frey an.
Für Max Mutzke habe man sich entschieden, da er in der Region bekannt sei und es im Soulbereich nur wenige so gute Künstler in Deutschland gebe. Von „Juli“ schwärmt Frey als eine Band, die qualitativ in ihrem Genre zu den besten in Deutschland gehöre. Am Tag danach spielen die Rocker von ‚Axxis‘, die in den 1980er-Jahren mehrere Nummer-Eins-Hits in Deutschland hatten, sowie von Axel Rudi Pell nacheinander ein Doppelkonzert. Den Abschluss macht am Samstag 13. September, Beatrice Egli. „Sie ist im Schlager die ganz große Nummer, da haben wir gar nicht nachdenken müssen, als sie uns angeboten wurde“, berichtet Wolfgang Frey.
Lob für gute Zusammenarbeit – aber es gibt auch Kritik
Die Vorfreude auf das Festival ist bei Wolfgang Frey bereits groß. „Das Milchwerk hat eine besondere Atmosphäre. In vielen Stadthallen ist die Technik sicherlich besser, aber die sind austauschbar, deshalb machen wir das Festival hier“, sagt er. Zudem laufe die Zusammenarbeit mit der neuen Leiterin des Milchwerks, Melanie Riedmann, sowie der Stadt und dem gesamten Team gut.
Für Melanie Riedmann ist es das erste Milchwerk Musik Festival – zumindest als Gastgeberin. Zweimal sei sie bereits als Zuhörerin dabei gewesen. „Die Zusammenarbeit begann natürlich auf der Schnellstraße, es war viel Learning-by-doing, aber sie läuft sehr gut“, sagt sie. Da jeder Künstler individuelle Bedürfnisse habe, könne man aus den Vorjahren ohnehin immer nur begrenzt Lehren ziehen. Als „kleine Schlagerprinzessin“ freue sie sich besonders auf Beatrice Egli, „Juli“ kenne sie noch aus ihrer Jugend.
Doch nicht alles läuft rund. So kritisiert Frey, dass Radolfzell als einzige Gemeinde am Bodensee bei solchen Veranstaltungen keine Ausnahmegenehmigungen gebe, um bereits früher als die erlaubten 14 Tage vor der Veranstaltung plakatieren zu dürfen. „Bei kleinen Künstlern ist das zu spät, um genug Werbung zu machen, große sind bereits ausverkauft, wenn die Plakate hängen dürfen, und man hatte unnötige Kosten“, erklärt er. Dies müsse im nächsten Jahr besser laufen und frühzeitig mit der Stadt abgestimmt werden.
Vorverkauf läuft teilweise nicht ideal
Auch der Vorverkauf laufe nicht ganz perfekt. So sei die Nachfrage nach Beatrice Egli zwar besonders hoch, Frey erwartet deutlich über 1000 Besucher im maximal 2000 Menschen fassenden Milchwerk. „Juli“ bleibe im Vorverkauf bislang jedoch deutlich unter den Erwartungen, die Frey angesichts ihres Auftritts vor 23.000 Leuten jüngst beim Campus Festival in Konstanz hatte. „Juli ist qualitativ hervorragend, aber scheinbar zieht der Name hier nicht so“, sagt Frey.
Für die „Söhne Mannheims“ seien bislang rund 50 Prozent der kalkulierten Tickets verkauft, auch Max Mutzke laufe gut, für den Rockabend mit Axel Rudi Pell habe der Vorverkauf inzwischen angezogen, seit auch „Axxis“ angekündigt wurde. Für „Medlz“ seien bislang noch relativ wenige Karten verkauft, allerdings habe man damit auch gerechnet.
Überzeugt vom Programm zeigt sich auch Oberbürgermeister Simon Gröger. „Ich bin begeistert von all diesen Stars aus dem deutschsprachigen Raum, die in diesem Jahr dabei sind“, sagt OB Simon Gröger. Das Festival sei eine tolle Sache für Radolfzell und über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Ihn freue besonders die musikalische Vielfalt in der Stadt – und zwar nicht nur beim Festival selbst, sondern auch in Kombination mit den vielen anderen Konzerten mit Blasmusik und klassischer Musik.