Jestetten Seit etwa zwei Jahren pflegen acht Freiwillige die Radrennbahn in Jestetten mit den benachbarten Rasenflächen, nachdem in der Vergangenheit immer Einzelpersonen diesen Dienst übernommen hatten und sich kümmerten.

Die Radrennbahn von Jestetten ist ein geschütztes Denkmal. Die Nutzung ist aufgrund dieses Status, des Zustandes und des Alters untersagt und auch nicht mehr möglich. Bereits seit vielen Jahren, seit die Bahn nicht mehr aktiv genutzt werden darf, wurde eine Treppe installiert, damit die Mitte der Bahn einfacher betreten werden kann. Besichtigungen sind möglich und gewollt.

Philipp Frässle, Hauptorganisator der Gruppe, in der seine Ehefrau Silvia Landwehr-Frässle, Berthold Danner, Elda Haußmann, Paul Altenburger, Annette Ketterer und Werner Salomon Mitglieder sind, machen sich vom Frühjahr bis zum Herbst alle vier bis sechs Wochen auf, um das Gras zu mähen, das Unkraut von der Betonfläche zu entfernen und das Gelände zu pflegen, damit der Zerfall dieses Denkmals verlangsamt wird.

Durch die Begehung der historischen Radrennbahn durch den Schweizer Sachverständigen Gregor Frehner aus Winterthur konnten interessante Erkenntnisse gewonnen werden. Der Kontakt kam durch Jürgen Kübler zu Stande, der durch seine Arbeiten an historischen Baudenkmälern diesen wertvollen Kontakt herstellen konnte. Frehner war beeindruckt von der 100-jährigen Radrennbahn in Jestetten, die besondere Lage, die sich an der Geländetopografie orientiert und diese nutzt. Die Jestetter Rennbahn hat einen hohen Stellenwert, da weitere Anlagen dieser Art im Deutsch-Schweizerischen Grenzraum nicht bekannt sind. Durch die gute Dokumentation der aktiven Zeit hat diese Rennbahn ein Alleinstellungsmerkmal.

Die aktuelle Situation zeigt eine Beschädigung durch Ausbrüche und Rissbildungen in der historischen Betonoberfläche, hier kann Wasser eindringen und zu weiteren Schäden führen. Grundsätzlich sieht Gregor Frehner den Zerfall der Sportanlage nicht aufhaltbar, doch kann durch die Pflegemaßnahmen der Verfall verzögert werden. Philipp Frässle und seine Schulkollegen wollen dies noch möglichst lange machen, hätten aber sehr gerne weitere Unterstützer, denen der Erhalt des historischen Baudenkmals ebenfalls am Herzen liegt.

Frehner gab wertvolle Maßnahmen an die Hand, um den Verfall möglichst effektiv aufzuhalten, so wies er darauf hin, das Moose oberflächlich entfernt werden sollten, jedoch die mit Moos gefüllt Risse abgedichtet wirken und dieses Moos dort belassen werden sollte. Bereits vorhandene Wurzeln mögen möglichst in der Bahn verbleiben, ein Entfernen würde die Oberfläche mehr beschädigen, hingegen neu hinzukommende Pflanzen mit expandierendem Wurzelwerk muss entfernt werden. Auf der Betonoberfläche ist Handarbeit maschineller Bearbeitung vorzuziehen. Geräte wie Dampfstrahler oder Abbrenngeräte würden die beschädigte Oberfläche weiter schädigen und so arbeiten Frässle, Danner und die Mitstreiter in Handarbeit und mit viel Engagement an der Rennbahn, um diese so lange wie möglich zu erhalten.

Eine optische Aufwertung des Geländes ist in der Planung, so sind bereits Vorschläge erarbeitet worden, eine Infotafel mit ergänzenden Fotos aufzustellen. Auch ein schlichter Holzzaun soll vor dem Befahren mit Fahrzeugen aller Art abhalten, dies ist ohnehin schon lange verboten. Hier besteht nicht nur die Möglichkeit die Oberfläche der Bahn weiter zu schädigen, sondern auch durch Stürze verletzt zu werden. Ein Befahren stellt eine Ordnungswidrigkeit dar und kann geahndet werden.

Gutachter Gregor Frehner begrüßt die Pläne zur Aufwertung der Umgebung des Denkmals sehr. Die Gemeinde Jestetten unterstützt die Freiwilligen, vor allem mit Verbrauchsmaterialien. Wer helfen möchte, kann sich gerne bei Philipp Frässle, ph.fraessle@t-online.de, oder Berthold Danner unter berthold.danner@gmail.com melden. Auch sporadisches Engagement ist willkommen.