Mit seiner Klima-Fleckle-Karte sorgte das Gesundheitsamt Waldshut für Aufregung in Lauchringen. Zwei von drei der heißesten Plätze im Landkreis waren in Lauchringen verortet. Mittlerweile sind die Hitze-Hotspots aber verschwunden. „Die Klima-Fleckle-Karte soll Bürgerinnen und Bürger unterstützen, an heißen Tagen nahegelegene kühle Orte und Trinkwasserstellen zu finden und heiße Orte möglichst zu meiden“, erklärt Michel Hornschuch, Projektverantwortlicher und Gesundheitswissenschaftler beim Gesundheitsamt, die Intention der Fleckle-Karte.

Wie funktioniert die Fleckle-Karte?

Die Karte sei so konzipiert, dass Bürger Hinweise zu möglichen Hitze-Hotspots melden könnten, beschreibt Susanna Heim, Sprecherin des Landratsamts Waldshut, auf Nachfrage. „Diese übernehmen wir jedoch nicht ungeprüft, sondern gleichen sie mit aktuellen Karten und Datensätzen des Landes sowie satellitengestützten Karten ab“, ergänzt sie. Nur wenn eine Meldung mit diesen Daten übereinstimme, könne sie als „heißer Ort“ markiert werden.

Hitze-Hotspots in Lauchringen

Und warum sind der Berthold-Schmidt-Platz und der Marktplatz in Unterlauchringen als Hitze-Hotspots mittlerweile wieder von der Karte verschwunden? „Die Karte befindet sich in ständigem Aufbau, es ist ja ein Mitmach-Projekt der Bürger“, erklärt Heim. Das Amt reagiere auf Meldungen und trage diese ein. „Allerdings müssen wir das dann überprüfen, denn eine Verzerrung der Orte soll durch die Darstellung nicht entstehen“, so Heim.

Dies sei in den beiden Fällen noch nicht vollständig geschehen, wodurch die Orte wieder von der Karte verschwanden. „Wir haben die Hitzepunkte entfernt, bis eine landkreisweite repräsentative Darstellung möglich ist“, räumt die Sprecherin ein. Sobald dies geschehen sei, werden alle abgeklärten Hitzepunkte wieder auf der Karte zu sehen sein.

Wie ist die Situation am Berthold-Schmidt-Platz im Riedpark?

Bereits vor der Entfernung der Hotspots aus der Karte hat sich die Redaktion mit Klaus-Ulrich Battefeld am Berthold-Schmidt-Platz getroffen. Der Lauchringer hat sich aufgrund seiner beruflichen Laufbahn mit den Themen Klimawandel, Hitze und Gesundheit intensiv auseinandergesetzt und möchte für das Thema Hitze und heiße Oberflächen sensibilisieren. Er hat sich bereits mit mehreren Beispielmessungen an die Redaktion gewandt.

Klaus-Ulrich Battefeld lebt in Lauchringen und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Hitze und Gesundheit.
Klaus-Ulrich Battefeld lebt in Lauchringen und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Thema Hitze und Gesundheit. | Bild: Johannes Kirchherr

Wie heiß ist es wirklich?

Beim Betreten des Berthold-Schmidt-Platzes am 12. August um 14 Uhr fällt direkt auf, dass fast alle Sitzgelegenheiten des Platzes der Sonne ausgesetzt waren und einzig auf einer Sitzbank, die zur Hälfte im Schatten war, eine Person saß. Die restlichen Sitzbänke waren unbenutzt. Dies ist bei einer gemessenen Oberflächentemperatur von 56,6 Grad aber auch nicht verwunderlich.

Eine der Sitzbänke auf dem Bertold-Schmidt-Platz mit einer Temperatur von 56,6 Grad.
Eine der Sitzbänke auf dem Bertold-Schmidt-Platz mit einer Temperatur von 56,6 Grad. | Bild: Maximilian Geil
Der grüne Rasen auf dem Bertold-Schmidt-Platz hat eine Temperatur von 30 Grad.
Der grüne Rasen auf dem Bertold-Schmidt-Platz hat eine Temperatur von 30 Grad. | Bild: Maximilian Geil

„Es gibt zu viel Bauvolumen und versiegelte Fläche im Vergleich zu Grünvolumen“, beschreibt Battefeld die Situation am Berthold-Schmidt-Platz. Hinzu käme, dass die Sonne fast ungehindert von Südosten am Morgen bis Südwesten am Nachmittag die gepflasterten und asphaltierten Flächen sowie Hausfassaden aufheizen könne, erklärt er. „Vertikalbegrünung mit Bäumen oder Fassadenbegrünung oder Ersatzbeschattung durch zum Beispiel ein Sonnensegel in den durchsonnten Straßen fehlt weitgehend“, sagt Battefeld. Der Springbrunnen auf dem Platz sei zwar gut, allerdings wirke er nur lokal, ergänzt er.

Bürgermeister Thomas Schäuble vor dem Berthold-Schmidt-Platz.
Bürgermeister Thomas Schäuble vor dem Berthold-Schmidt-Platz. | Bild: Maximilian Geil

Den fehlenden Schatten auf dem Platz räumt Bürgermeister Thomas Schäuble im Gespräch ein. „Dies war tatsächlich anders geplant. Wir dachten, dass die Häuser mehr Schatten spenden würden und somit die Sitzbänke auch im Schatten sind.“ Allerdings sei eine Pergola geplant, um für den nötigen Schatten zu sorgen, erklärt er.

Schatten durch Bäume, Spielplatz und Begrünung auf Dächern

Die eingepflanzten Bäume sollen mit der Zeit mehr Schatten spenden, allerdings hat Klaus-Ulrich Battefeld hier Bedenken: „Die Bäume am Platz über der Tiefgarage werden nicht sehr viel größer werden, da sie nur wenig durchwurzelbaren Boden haben.“ Dies dementiert Schäuble: „Alle Baumstandorte sind mit einer besonderen Pflanzgrube ausgestattet worden. Dies wurde vom Förderprogramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ gefördert und hatte klare Vorgaben wie die Belüftung und Bewässerung der Wurzelführung.“

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Im Riedpark gibt es zwei Spielplätze. Auf dem einen Spielplatz überspannt ein Sonnensegel den Sandkasten, auf dem anderen Spielplatz mit einem Klettergerüst gibt es keinen Schattenspender. Hier mache ein Sonnensegel aus Sicht des Bürgermeisters keinen Sinn. „Aufgrund der Größe des Klettergeländes an diesem Spielplatz wäre ein Sonnensegel riesig groß. Bei der Sandgrube ist es stationärer und macht Sinn“, erklärt er. Außerdem verweist er auf den Selbstschutz: „Eine Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 50 und eine Kappe sind notwendig. Am Schluss des Tages muss man sich auch selbst schützen.“

Dieser Spielplatz am Bertold-Schmidt-Platz bietet keine Schattenmöglichkeiten für die Kinder.
Dieser Spielplatz am Bertold-Schmidt-Platz bietet keine Schattenmöglichkeiten für die Kinder. | Bild: Maximilian Geil

Auf den Häusern der Wohnanlagen erkennt man teilweise eine Grünfläche. „Die Dachbegrünung schützt das Gebäude vor der Hitze und speichert Wasser. Solange ich Wasser in dem Substrat drin habe und es verdunstet, kühlt es nochmal zusätzlich, allerdings befindet sich nicht auf jedem Dach eine Begrünung“, bemängelt Battefeld. Bürgermeister Schäuble widerspricht: „Die Dachbegrünung befindet sich auf jedem Dach, dies war Pflicht.“

Dachbegrünung auf den Dächern im Riedpark.
Dachbegrünung auf den Dächern im Riedpark. | Bild: Maximilian Geil

Ein großes Projekt in den kommenden Jahren der Gemeinde Lauchringen ist die Überplanung des Lauffenmühle-Areals. Hier wurde aus dem Projekt des Riedparks gelernt, erklärt der Bürgermeister: „Dort werden wir zum Beispiel Fassadenbegrünung einsetzen oder auch die Abstände der Wohnreihen vergrößern. Auch deutlich größere Grünanteile in den Innenhöfen sind geplant.“

Hier geht es zur Klimafleckle-Karte des Landkreises Waldshut.