Rund 2000 ausgediente Christbäume sind zusammengetragen. Am Funken-Sonntag, dem ersten Sonntag nach der Fastnacht, sollen sie am Gehrenberg – auf der sogenannten „Panzerwiese“ – verbrannt werden. So will es ein alter Brauch, der in der gesamten Bodenseeregion anzutreffen ist. Der SÜDKURIER hat beobachtet, wie ein Funken entsteht. Jener Scheiterhaufen, durch dessen Brennen der Winter ausgetrieben wird.
Bereits in der Früh treffen sich die Mitglieder der Funkenmannschaft Markdorf (FuMaMa), um im Wald die für den Funken benötigten Stämme zu schlagen.
Die Stämme hoch gewachsener Nadelbäume, aus denen das Gerüst für den Funken gezimmert werden kann.
Gianluca Colucci, seit langem bei der Markdorfer Funkenmannschaft hat schon die Kettensäge geschultert. Er wird die Stämme anschließend auch passgenau kürzen.
Zu den besonderen Herausforderungen in diesem Jahr gehört die Hauptstange des Funkens, eine besonders hoch gewachsene Tanne.Hier braucht es viele Helfer, um den Stamm aus dem Wald zu holen. Die Funkenmannschaft wartet, bis auch der Letzte herbeigerufen ist.
Und tatsächlich müssen alle mit anpacken, um den frisch gefällten Baum aus dem Gehölz zu rangieren. Auf viele Schultern verteilt, ist das fast ein Kinderspiel.
Und ein Kamerateam des SWR filmt das Unterfangen. Weil auch das Fernsehen dokumentieren möchte, wie in Markdorf der Funken gebaut wird. Am Sonntagabend war dies in der Sendung „Treffpunkt“ zu sehen.
Die Ausbeute eines arbeitsreichen Morgens im Wald. Nun heißt es die Stämme so zu kürzen, dass aus ihnen das Gerüst aufgebaut werden kann.
Die Stämme werden nach Länge sortiert, bereit gelegt, auf dass sie als tragende Grundgerüst-Strebe dienen können, als Teil des Käfigs, der den darin aufgehäuften Christbäumen schließlich Halt geben soll oder als kurzer, sichernder Pflock. Gleich wie, das Tragen, Heben und Sägen und Einpassen wird die Mitglieder der Funkenmannschaft noch den gesamten Samstag und auch etliche Stunden des Funken-Sonntags beschäftigen. Gianluca Colucci, seit Langem bei der Markdorfer Funkenmannschaft, spitzt die Stangen an, damit sie leichter in den Boden gerammt werden können.
Unterdessen bringt Thomas Keller den Hauptstamm per Traktor.
In verkürzender Perspektive wirkt der den Funken krönenden Hauptbaum gar nicht einmal so lang.
Funkenmeister Johannes Schmidschneider sägt die – rund 30 – Scheiben. Die werden am Funkensonntag ins Feuer gelegt, bis sie glühen. Anschließend bekommen sie auf ansteigender Bahn soviel Drall, dass sie in weitem Bogen leuchtend in den Funken fliegen.
„Scheibi, Scheiba, Scheib‘ auf der Bahn – wem soll die Scheibe gelten?“ heißt es dazu.
Jens Mink und Jonas Daerr markieren auf dem Boden, wo der „Funken“ am Sonntagabend abbrennen soll.
Funken-Urgestein und „Funkenvater“ Berti Müller markiert später, wo beim Grundgerüst gekürzt werden soll.
Viele diskutieren, ob das reicht oder nicht. Nun gelten Erfahrungswerte mehr als vorläufige Eindrücke. Bis Jörn Hempelmann schließlich den Schnitt macht.
Und was nicht gebraucht wird, kann weg. Hempelmann kann nicht nur gute Schnitte machen, er trifft auch den Nagel auf den Kopf.
Wobei das Halten der Nägel Vertrauenssache ist. Denn trifft den Hammer den Daumennagel, ist das ziemlich übel.
Das Grundgerüst nimm Form an.
Ganz so leicht, wie es wirken könnte, ist die Arbeit an der Konstruktion aber nicht. Viele müssen zupacken – und das kräftig.
Dann sind auch schon einmal kräftigere Hiebe nötig.
Öfter auch zum wiederholten Male. Wenn‘s dann immer noch nicht passt, kommt der Hammer zur Seite und die Säge zum Einsatz.
Und zum Schluss ging es ja doch immer auf, so dass der letzte Nagel den gewünschten Halt geben kann.
Hält das Grundgerüst, stehen die Stangen, liegen die Paletten als gut brennende Grundlage für den Funken, dann können endlich die Christbäume aufgeschichtet werden.
Und mit kräftigen Tritten wird deren Geäst verdichtet, damit der Funken möglichst fest ist, um so besser brennt.
Schließlich heißt es nur noch, auf die Dämmerung warten, bis dann der Funken angesteckt werden kann. Eine festgelegte Zeremonie – mit geradezu feierlichem Charakter.
Und es zeigt sich: Die viele Arbeit hat sich auch in diesem Jahr wieder gelohnt. Denn der Funken brennt prächtig.