Am Überlinger Bahnhof Stadtmitte, Dienstag, 8.30 Uhr. Nachdem die Gewerkschaft deutscher Lokomotivführer (GDL) bereits Mitte August ihre Mitglieder zum Niederlegen ihrer Arbeit aufgefordert hatte, kommt es nun erneut zu Streikmaßnahmen, die noch bis Mittwochfrüh, 2 Uhr, andauern sollen. Was ist davon in Überlingen zu merken?
Maurermeister findet Arbeitskampf ein Stück weit übertrieben
Es ist nicht viel los. Ein Zug ist gerade abgefahren. Benjamin Sinzinger ist Überlinger. Eigentlich wollte er seine Mutter in Radolfzell besuchen, doch sein Zug kommt nicht. Er fahre äußerst selten mit der Bahn und sei daher eigentlich bisher nie von Zugausfällen betroffen gewesen. Von dem Streik hat er gestern rein zufällig in einem Lokal erfahren. Denn ein Bekannter von ihm ist Kontrolleur bei der Bahn. Den Arbeitskampf und die Maßnahmen der Gewerkschaft sieht er gespalten: „Irgendwann ist auch mal gut“, meint der Maurermeister. Er selbst ist Handwerker und findet die ständigen Nachverhandlungen ein Stück weit übertrieben. Gleichzeitig respektiere er aber den Einsatz für höhere Gehälter und bessere Arbeitsbedingungen.
„Irgendwann ist auch mal gut.“Benjamin Sinzinger, Handwerker aus Überlingen
Insgesamt ist es sehr ruhig am Bahnhof Stadtmitte. Die meisten der wenigen Passanten, die man auf den Lokführerstreik anspricht, sind nicht direkt betroffen.

Schaltermitarbeiterin hat Informationen für höchstens drei Stunden
Isa und Friedrich Schaulin sind aus Weil am Rhein und machen ein paar Tage Urlaub in Überlingen – wegen der Landesgartenschau. Sie seinen gerade am Schalter der Reiseinformation gewesen und jetzt nur bedingt schlauer. „Die Schaltermitarbeiterin hat auch nur Informationen für zwei oder drei Stunden und weiß nicht, ob oder wann noch ein Zug fährt“, klagt Isa Schaulin.
Das Ehepaar möchte gegen Abend heimfahren. „Wir kommen jetzt um 16 Uhr nochmal, dann kann sie es genau sagen.“ Wenn der Zug ausfällt, wollen sie einfach noch eine Nacht länger bleiben. Sie sind flexibel und schlimm finden sie es nicht. Dann fügt Isa Schaulin hinzu, dass die Deutsche Bahn sie jedoch schon oft enttäuscht habe.