Reinhard Weigelt verliert sein Amt schon wieder an einen Koch. Während bei der Gemeinderatswahl vor fünf Jahren „Adler“-Wirt Peter Vögele Eventmanager Weigelt auf den undankbaren vierten Platz verbannte, heimste diesmal Andreas Liebich die nötige Stimmenzahl für die FDP ein und bildet künftig mit Ingo Wörner und Raimund Wilhelmi eine Dreier-Fraktion. Ein bisschen überrascht hat es ihn schon, gibt Liebich zu. „Es gab andere liberale Bewerber, die sich mehr im Wahlkampf engagiert haben.“ Doch findet er es nach dem Ausscheiden von Wirt Vögele „gut, wenn in einer touristisch geprägten Stadt wie Überlingen weiter ein Touristiker im Gemeinderat sitzt“.
Liebich ist Vorsitzender des Dehoga-Ortsverbands, plant aber, dieses Amt wegen der nun anstehenden Ratsarbeit abzugeben. „Das wird mir sonst zu viel.“ Er und Vögele seien Fachleute im Thema Gastronomie und Hotellerie. „Aber wir sind zwei unterschiedliche Typen. Peter ist ein guter Freund von mir. Er wortgewaltig und extrovertiert. Ich eher einer von der ruhigen Sorte.“
Laute Stimme oder leiser Singvogel?
Wer Liebich ein bisschen näher kennt, der weiß, dass er – zumindest nach außen – die Gelassenheit in Person ist. „Ich weiß nicht, ob dieses in sich gekehrt sein im Gemeinderat ein Fehler ist, ob in diesem Gremium eher eine laute Stimme als ein leiser Singvogel angebracht ist? Ich muss mal schauen, wie sich das entwickelt.“ Er sagt: „Die Stadt steht vor gewaltigen Herausforderungen, auch finanzieller Art. Da muss man sich erst mal in die Thematik einfuchsen, das wird ganz schön viel Arbeit werden. Vorher erlaube ich mir kein Urteil.“
Als Dehoga-Vorsitzender hat Liebich politische Erfahrungen gesammelt. Während der Corona-Pandemie als Unternehmer ganz persönliche. „Wenn am Dienstag gesagt wird, dass am Freitag der Laden zu ist, dann ist das psychologisch schon sehr belastend.“ Die Zukunftsperspektive habe damals gefehlt. „Ich wusste nicht, wie es weitergeht. Geht es überhaupt weiter? Das war schon keine leichte Zeit.“ Und wie hat er sie bewältigt? „Augen zu und durch.“
Vergleich zwischen Küche und Gemeinderat
Die Frage liegt einem natürlich auf der Zunge: Was haben der Gemeinderat und ein gutes Essen gemeinsam? Liebich: „Ein gutes Essen ist wie ein guter Gemeinderat: Es gibt unterschiedliche Produkte und Geschmacksrichtungen, die sich unter einem gemeinsamen Ziel, die Stadt nach vorne zu bringen, vereinen. Genauso verhält es sich auf dem Teller: Es gibt unterschiedliche Komponenten und Geschmacksrichtungen, die insgesamt ein Bild und ein Geschmackserlebnis ergeben sollen. Wenn dann eine Komponente versalzen ist, ist es blöd. Ich nenne jetzt keine Partei.“