Nach 25 Jahren ununterbrochener Mitgliedschaft verlässt Iris Wallaschek den Kreistag. Zugegebenermaßen nicht ganz freiwillig, denn bei der diesjährigen Wahl reichten ihre Stimmen nicht mehr aus für ein Mandat. Gern hätte sie als Mitglied der Partei Bündnis 90/die Grünen noch eine Amtsperiode im Kreistag des Landkreises Waldshut drangehängt, wie sie betont.
Doch Wallaschek blickt auch so auf eine umfangreiche Arbeit im Kreistag zurück. Acht Bücher, vollgeschrieben mit Notizen aus den Sitzungen der letzten 25 Jahre, liegen vor ihr. Drei Seiten sind im letzten Buch noch frei. Am 17.¦Juli wird sie dann als Kreisrätin verabschiedet. „Die drei Seiten reichen gerade noch für die restlichen Berichte“, erzählt sie. Mit etwas Wehmut schließt sie dieses letzte Kapitel.
Ökologische Fragen im Fokus
Iris Wallaschek hat durch und durch eine „grüne Seele“, was im Wesentlichen nicht nur ihre private Lebenseinstellung, sondern auch ihre kommunalpolitische Laufbahn prägt. Das Bewusstsein für ökologische Fragen und den Klimaschutz sowie die Energiepolitik flicht sie in nahezu allen Bereichen ein. Dabei blickt sie über den eigenen Tellerrand hinaus und auch, ebenso kritisch wie freundschaftlich, über die Grenze zum Nachbarland Schweiz. Immer im Blick behält sie die lokalen Themen, aber auch das große Ganze. Die Kommunikation und eine weitläufige Vernetzung hält sie in allen Bereichen des Lebens und in der Kommunalpolitik für unverzichtbar.
Die Arbeit im Kreistag war für Wallaschek erkenntnisreich, immer herausfordernd, aber manchmal auch „zum Haare raufen“, wie sie berichtet. In einem Vierteljahrhundert kamen viele Themen auf den Tisch der Kreisräte. Große Änderungen konnten nicht durchgesetzt werden, aber Weichenstellungen wurden veranlasst, berichtet sie rückblickend. „Es gab immer den Versuch, Projekte in eine richtige Richtung zu lenken“, betont Wallaschek. Das größte Projekt an dem sie aktiv beteiligt war und bei dem sie einen gewissen Einfluss auf die Gestaltung nehmen konnte, waren die Planungen für das neue Kreiskrankenhaus.
Drei Landräte mit ganz unterschiedlichen Führungsstilen, Bernhard Wütz (im Amt von 1980 bis 2006), Tilman Bollacher (2006 bis 2014) und seit 2014 Martin Kistler, hat sie in ihrer Amtszeit erlebt. In ihrer 20-jährigen Tätigkeit ab 1989 als Grünen-Gemeinderätin in Herrischried arbeitete sie mit zwei Bürgermeistern, Roland Baumgartner (1988 bis 2004) und Christof Berger (2004 bis 2020), zusammen.
Das Waldsterben und das Bewusstsein für die Folgen gaben einst für Iris Wallaschek nach dem Umzug in ihre Wahlheimat auf den Hotzenwald (1978) den entscheidenden Ausschlag, in die Partei der Grünen einzutreten und sich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Lange Jahre bis 2019 war sie Vorsitzende des Grünen-Ortsverbands Hotzenwald und darüber hinaus auch im Kreisverband tätig. „Das Waldsterben war für mich der Einstieg in die Energiepolitik“, betont sie.
Widerstand gegen Pumpspeicherwerk Atdorf
Die Themen, die ihr auf der ökologischen Seele brennen, sind vielfältig und wurden im Lauf der Jahre nicht weniger. Ein großes lokales Thema war der letztlich erfolgreiche Widerstand gegen das geplante Pumpspeicherkraftwerk Atdorf. Damit sei es gelungen, die Herrischrieder Wasserversorgung sicherzustellen, sagt sie. Ein weiteres Thema, das sie immer wieder beschäftigte und das sie auf vielerlei Ebenen kommuniziert, ist die Menschenrechtsfrage in Tibet. Als kleines Zeichen der Verbundenheit mit den Tibetern sorgt sie immer wieder dafür, dass am Jahrestag der gewaltsamen Niederschlagung des Tibet-Aufstandes (2001) öffentlich die Tibet-Fahne gehisst wird.
Die Liebe zur Musik, die sie mit ihrem Mann „Blondie“ Wallaschek teilt, ist seit vielen Jahren ein intensiver Teil in ihrem Leben. Sie singt in einer Bluesband. Nachdem sie bald ganz frei sein wird von allen politischen Ämtern, möchte sie wieder mehr kulturelle Veranstaltungen besuchen. So hat die Wahlenttäuschung also auch ihr Gutes.