Kläranlagen gehören zu jenem undankbaren Aufgabenbereich der Kommunen, in den zwar viel Geld investiert werden muss, der nach außen hin aber kaum Prestigegewinn bringt. Alleine auf 1,5 Millionen Euro belaufen sich 2024/25 in der Gemeinde Murg die Sanierungskosten. Doch das ist erst der Anfang. Weitere Millionen werden folgen. Der Gemeinderat informierte sich Montagabend bei einer Besichtigungstour.

Die Murger Kläranlage ist groß genug

Die gute Nachricht zuerst. Aktuell ist die Kläranlage biologisch auf 11.000 Einwohner und die Nachklärung auf 20.000 Einwohner ausgebaut. Das reicht erst einmal. Die Gemeinde Murg zählt gegenwärtig knapp über 7000 Einwohner.

Aber: „Seit 2023 sind wir wieder in einer großen Umbauphase“, erkärt Ronnie Schellin, Leiter der Murger Wasserver- und Abwasserentsorgung unter Verweis auf die Baugeschichte der Murger Kläranlage. 1964 wurde sie als rein mechanische Käranlage in Betrieb genommen, 1982 folgte die Erweiterung zur mechanisch-biologischen Kläranlage, 1995 bis 1999 standen der Umbau und die Erweiterung zu einer mechanisch, chemischen und biologischen Kläranlage auf dem Programm. Nach 30 Jahren ist es nun an der Zeit für Sanierungen.

Die Gemeinderäte bei der neuen Sandwaschanlage, die12 Tonnen Sand pro Jahr aus dem Abwasser filtert. Rechts Ronnie Schellin, Leiter der ...
Die Gemeinderäte bei der neuen Sandwaschanlage, die12 Tonnen Sand pro Jahr aus dem Abwasser filtert. Rechts Ronnie Schellin, Leiter der Kläranlage. | Bild: Chymo, Brigitte

Saniert wird aus Kostengründen nach und nach. 2023 waren Sandfangräumer und eine neue Sandwaschanlage (350.000 Euro) an der Reihe, hinzu kam die Betonsanierung (120.000 Euro). Schellin, der bereits seine Ausbildung in der Murger Kläranlage absolviert hatte, betonte bei dieser ersten Station der Tour, dass die Konzeptionierung all dieser Arbeiten vorab viele Jahre Vorlauf brauche. Im selben Jahr wurde auch die PV-Anlage auf dem Betriebsgebäude erweitert (25.000 Euro).

Die neue Zentrifuge für die Schlammentwässerung Links Gemeinderat Timo Strasser (FW).
Die neue Zentrifuge für die Schlammentwässerung Links Gemeinderat Timo Strasser (FW). | Bild: Chymo, Brigitte

Zweite Station für den Gemeinderat ist die Schlammentwässerung. Die neue Zentrifuge wurde bereits 2024 installiert. Zusammen mit den Nebenaggregaten schlugen diese Maßnahmen mit 490.000 Euro zu Buche. Dafür läuft hier jetzt alles automatisch, auch die Reinigung der Zentrifuge.

Der Gemeinderat unterwegs auf den Faulturm.
Der Gemeinderat unterwegs auf den Faulturm. | Bild: Chymo, Brigitte

In diesem Jahr ist der Faulbehälter das große Thema: Betonsanierung Faulbehälter innen, Austausch Pumpen, Verrohrung, Austausch Gasfackel, Erneuerung Schaltanlage (1 Million Euro). „Wenn alles nach Plan läuft, sind wir im Juli eventuell fertig“, hofft Schellin.

Blick in den Faulturm der Kläranlage. Von links Bürgermeister Adrian Schmidle, Bauamtsleiter Karl-Heinz Peter, Rechnungsamtsleiterin ...
Blick in den Faulturm der Kläranlage. Von links Bürgermeister Adrian Schmidle, Bauamtsleiter Karl-Heinz Peter, Rechnungsamtsleiterin Nicole Kammerer, Leiter der Kläranlage Ronnie Schellin und Gemeinderat Klaus Bossert. | Bild: Chymo, Brigitte

Für das Jahr 2026 sind ein Blockheizkraftwerk (BHKW), Gasaufbereitung und Austausch Gasheizgerät (450.000 Euro) auf der Agenda. Das BHKW zum wiederholten Male. Weil nicht ökonomisch, wurde eine Realisierung bisher verworfen. „Wir sind wieder mit den Ingenieuren in Abklärung“, hofft Schmidle angesichts der derzeit hohen Energiepreise auf eine jetzige Realisierung.

Kein Ende der Sanierungen

Auch für die Jahre 2027/28 steht bereits die Planung. Für 2027 sind 400.000 Euro veranschlagt, darunter alleine 200.000 für die Sanierung außen des Faulturms, ein Jahr später folgt dann der Austausch eines weiteren Aggregats (150.000 Euro). „Dann ist die Schlammbehandlung wieder auf dem neuesten Stand“, so Schellin. Andere Teile der Kläranlage werden allerdings ebenfalls 30 Jahre alt. Dazu gehören das Vorklär- und Belebungsbecken inklusive Maschinentechnik.

Drei Regenüberlaufbecken für 12 Millionen

Ganz zu schweigen von den Vorgaben des Generalentwässerungsplans, der für die Zukunft drei neue Regenüberlaufbecken vorschreibt. Die Kostenschätzung war im Jahr 2021 mit 12 Millionen Euro veranschlagt.