Die Beschwerden häuften sich, die Vorfälle auch: Nachdem in den vergangenen Monaten mehrfach alkoholisierte Menschen in der Hegaustraße in Singen negativ aufgefallen sind, hat die Stadtverwaltung nun eine Allgemeinverfügung erlassen. Was bürokratisch klingt, erschließt sich dem Passanten schon mit einem Blick auf die seit wenigen Tagen hängenden Schilder: Alkoholverbotszone. Singens Ordnungsamtsleiter Marcus Berger erklärt auf SÜDKURIER-Nachfrage: Nach positiven Erfahrungen am Heinrich-Weber-Platz können Polizei und Ordnungsamt somit auch im Bereich zwischen August-Ruf- und Erzbergerstraße Platzverweise aussprechen und gegebenenfalls Alkohol beschlagnahmen. Denn allein mit Bußgeldern komme man erfahrungsgemäß nicht weit.

Ältere Menschen fühlten sich nicht mehr sicher

Zuletzt sei das Sicherheitsgefühl besonders von älteren Menschen beeinträchtigt worden, schildert der Ordnungsamtsleiter die Beschwerden der vergangenen Monate. Zwischen Sparkasse und Karstadt habe sich eine Szene gebildet, die Bürgern wie Händlern negativ auffiel. Sie sei laut und belästigend für andere, bei Polizeieinsätzen sei beispielsweise auch rumgeschrien worden. Die Polizei bestätigt auf SÜDKURIER-Nachfrage: Bedeutende Straftaten seien zwar nicht bekannt, doch die in der Straße präsente Trinkerszene ziehe allein durch Auftreten, Aussehen und Gehabe den Unmut von Anwohnern und Passanten auf sich.

Gerangel, Belästigung und Urinieren

„Neben szenetypischem Trinkverhalten kommt es hierbei zu lautstarker Auffälligkeit, Gerangel untereinander und vereinzelt zur Belästigung von Passanten, sowie zum Urinieren in den umliegenden Tiefgaragen“, erklärt ein Polizeisprecher. Vereinzelt würden die Personen auch Substitutionsmittel mit sich führen, was von den Anwohnern mitunter als krimineller Drogenkonsum beschrieben werde.

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Ein Fazit zur Alkoholverbotszone gibt es wenige Tage nach dem Anbringen der Schilder noch nicht. „Das muss sich erstmal rumsprechen“, sagt Marcus Berger als Leiter des Ordnungsamts. Die Allgemeinverfügung, für die es keinen Gemeinderatsbeschluss brauche, gilt seit Anfang Oktober und ist unbefristet. Die Polizei sei bereits in den vergangenen Monaten häufiger in der Hegaustraße präsent gewesen und werde das auch weiterhin sein. „Auch bisher wurde pöbelnden Personen ein Platzverweis erteilt und – falls verhältnismäßig – diesen der Alkohol abgenommen“, bestätigt der Polizeisprecher.

Polizei: Vielleicht sucht sich die Szene neuen Ort

Er hält einen Verdrängungseffekt für möglich: So wie sich die Trinkerszene vom Heinrich-Weber-Platz in die Hegaustraße verlagert habe, nachdem dort eine Alkoholverbotszone eingerichtet worden ist, könne es sein, dass sie sich auch jetzt einen neuen Ort sucht. Für Marcus Berger ist der Heinrich-Weber-Platz ein positives Beispiel für den Erfolg einer Alkoholverbotszone: „Da hat es funktioniert.“ Nun werde man beobachten, wie sich die Szene an der Hegaustraße verändere.

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