Geisingen – Der Name „Viehmarkt“ für den Platz beim ehemaligen Krankenhaus und heutigen Betreuten Wohnen sorgt bei manchem Neu-Geisinger vielleicht für Verwunderung. Die Bezeichnung ist allerdings ein Hinweis darauf, welch wichtige Bedeutung die Stadt Geisingen schon in ihrer frühen Geschichte hatte.

Auf dem Platz wurde jahrhundertelang Vieh verkauft, was der Fläche ihren Namen gab. Mit der Verleihung der Stadtrechte durch die Landesherren – in diesem Fall die Herren von Wartenberg und dann später diejenigen von Fürstenberg – ging auch die Verleihung des Marktrechtes einher. Die vier Jahrmärkte, die noch bis 2018 ausgerichtet wurden, erinnerten als letzte Marktveranstaltungen an die Zeit, als Geisingen ein bekannter und bedeutender Marktort der Ostbaar war.

Um die Einrichtung von Märkten wurde vor 700 Jahren genauso gerungen, wie heute beim Bau von großen Einkaufszentren. Neben Geisingen als einem der ältesten Marktorte besaß in der ganzen Region nur Hüfingen noch früher das Marktrecht, denn dort wird schon 1274 ein Wochenmarkt erwähnt. 1435 ist in den Archiven erstmals ein Wochen- und Jahrmarkt in Geisingen genannt. Vermutet wird allerdings, dass bereits die Herren von Wartenberg schon viel früher Geisingen zur Marktstadt erhoben hatten.

Neben Geisingen und Hüfingen waren Löffingen und Neustadt sowie Villingen alte Marktstädte. Um 1600 wurde auch in Donaueschingen ein Wochenmarkt durch Graf Heinrich von Fürstenberg eingerichtet. Die Jahrmärkte unterlagen während dieser Zeit dem Königsbann. Der Marktort erhielt auch die hohe Gerichtsbarkeit. Die Fürstenberger, die einige Jahre auf dem Wartenberg residierten, wollten die Geisingen auch als Marktort weiter ausbauen.

1753 wurde dann ein vierter Jahrmarkt eingerichtet, 1788 erhielt Geisingen die Genehmigung auch Viehmärkte durchzuführen. Bei den Jahrmärkten fanden dann auch Viehmärkte statt, was im Städtchen für ein reges Treiben sorgte. Die gesamte Hauptstraße war voller Marktstände, wobei die einzelnen Anbieter nach Waren getrennt ihre Stände aufzubauen hatten. Im 18. Jahrhundert berichtet die Chronik von den Geisinger Viehmärkten, die zu den beliebtesten der ganzen Baar zählten.

Auf den vier Viehmärkten wurden zwischen 700 und 1200 Stück Vieh aufgetrieben und zwischen 300 und 500 davon verkauft. Zu den vier Jahr- und Viehmärkten wollte man dann noch vier weitere Viehmärkte abhalten. Es gab zwar Einsprüche von vielen anderen Gemeinden, aber dennoch wurden 1861 durch die Seekreisregierung weitere Viehmärkte genehmigt. 1927 wurde die Zahl der Krämer- und Viehmärkte auf sogar zwölf erhöht.

Das Angebot an Rindern und Pferden nahm bei den Viehmärkten später immer mehr ab. Der Ferkelmarkt hielt sich noch bis in die 1980er-Jahre. Geblieben ist der Name des Marktplatzes, an dem Tiere ver- und gekauft wurden. Einziges heutiges Relikt ist das alte Waaghäuschen, das noch lange im Betrieb war und zur Bushaltestelle umgebaut worden ist.

Schließlich blieben dann noch die vier Jahrmärkte übrig, die mangels Interesse 2018 eingestellt wurden. Was heute noch jeden Freitag abgehalten wird, ist der Wochenmarkt, der aus dem Bauernmarkt hervorging. Die Bauernmärkte wurden 1994 auf Initiative des Landwirtschaftsamtes ins Leben gerufen. In Geisingen fanden sie beim Rathaus und später auf dem Postplatz statt. Dort verkaufen Anbieter aus der Region Waren wie Gemüse, Obst oder Fleisch- und Wurst sowie Geflügelprodukte.