Schonach – Das Altenwerk Schonach hatte zum monatlichen Treff ins Pfarrzentrum eingeladen. Auf dem Programm stand ein Vortrag von Wolfgang Schyle. Der stellte vor etwa 50 Zuhörern die Geschichte der Gemeinde Schonach im Zeitraffer vor und berichtete von kriegsreichen Zeiten mit Schanzenanlagen auf dem Rohrhardsberg sowie der wechselhaften Zugehörigkeit Schonachs.

Schyle erklärte, dass die Heimatgeschichte ein großes Hobby von ihm sei. 750 Jahre Ortsgeschichte, das sei eine lange Zeit, betonte er. Wobei festzustellen sei, dass Schonach 1275 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde. Und zwar in einer „liber decimates“, zu Deutsch einem Zehntbuch, das heute im Original in den Archiven des Erzbistums Freiburg schlummert. Beschrieben wurde in der Niederschrift, welche Zehnten die Gemeinde als Beitrag zum achten Kreuzzug der Christen in das Heilige Land beizutragen hätte. Im selben Abschnitt ist übrigens auch die Nachbargemeinde Schönwald erwähnt, auch dort feiert man im kommenden Jahr 750. Geburtstag. Besiedelt sind aber beide Gemeinden wohl schon länger, denn die urkundliche Erwähnung weist darauf hin, dass 1275 eine Kirche bestanden haben musste.

Gebiet seit dem Jahr 1111 besiedelt

Die Gründung der Gemeinde Schonach geht auf das Kloster in St. Georgen zurück, wusste Schyle. Nachzulesen sei das unter anderem in der Ortschronik des Lehrers Anton Hodapp von 1925. Dort steht auch zu lesen, das Schonacher Gebiet sei mindestens seit dem Jahr 1111 besiedelt gewesen. Zurückzuführen ist die Annahme auf den Friedershof im Schonacher Obertal. 1906 war dieser durch Blitzschlag niedergebrannt, eine Inschrift in einem Balken wies auf die Erbauung im Jahr 1111 hin.

Schyle erzählte vom kriegsreichen 16. und 17. Jahrhundert. Bauernproteste, Bauernkriege, 30-jähriger Krieg oder der spanische Erbfolgekrieg folgten einander auf dem Fuß. Und auch die Region um Schonach war betroffen. So zog der Bulgenbacher Haufen während des Bauernkriegs im Mai 1525 über Triberg und eroberte die Burg. Im 30-jährigen Krieg zogen Weimarer Truppen vom Prechtal nach Schonach und erbeuteten hier den Niederschriften zufolge 500 Rinder. Wegen des Spanischen Erbfolgekriegs wurden auf dem Rohrhardsberg Schanzenanlagen gebaut, auf Befehl des Markgrafen von Baden, dem „Türkenlouis“, um sich gegen die Franzosen zu verteidigen.

Wechselhaft war auch die Zugehörigkeit Schonachs. Lange Zeit war man vorderösterreichisch, von 1797 bis 1803 herrschte der Herzog von Modena über Schonach. Und für eine kurze Zeit, nur sechs Monate, gehörte man sogar zu Württemberg.

Allerdings nur Schonach, der heutige Ortsteil Rohrhardsberg blieb badisch. Von 1806 bis 1871 gehörte man dann dem Großherzogtum Baden an, das als teilautonomer Bundesstaat im deutschen Kaiserreich aufging. Von der Zerrissenheit der deutschen Länder zeugt auch die Tatsache, dass der Karlstein bei der Besteigung durch Herzog Eugen zu Württemberg 1770 ein Vierländer-Eck war. Baden-Württemberg, Fürstenberg und Vorderösterreich trafen hier zusammen.

Industrie, Kriege und Krisen

Wolfgang Schyle führte die Industrialisierung Schonachs vor Augen, an den Beispielen der Messinggießerei Burger, die 1856 gegründet wurde und heute als Burger Group noch immer existiert. Auch die Strohflechterei war ein wichtiger Industriezweig, so etwa die Strohhutfabrik Sauter, die 1863 gegründet wurde und zu ihrer Blütezeit weltweit Geschäfte machte. Genannt wurde selbstredend auch die Uhrenindustrie. Weiter ging es ins 20. Jahrhundert, das gleich zu Anfang in den Ersten Weltkrieg stürzte, auf den die Weltwirtschaftskrise folgte. Näher ging Wolfgang Schyle auf den Zweiten Weltkrieg ein, nahm sich hier vor allem den Fall des 1945 auf dem Rensberg erschossenen Volkssturmmanns Karl Schwab an. Der Oberkircher war in den letzten Kriegstagen auf dem Nachhauseweg und wurde von einem SS-Mann getötet.

Nach Kriegsende folgte die Besatzung durch die Franzosen. Die setzten hauptsächlich Truppen aus der Kolonie Marokko ein, Schyle zeigte hier alte Aufnahmen der Besatzungstruppen, die die Gemeinde Schonach erhalten hatte. Es gab wohl auch Übergriffe der Besatzungstruppen, so Schyle, allerdings seien keine Protokolle auffindbar.

Der Vortrag von Wolfgang Schyle wird aufgrund des großen Interesses am 21.¦Januar um 19 Uhr in den Räumen der Strohmanufactur wiederholt.