Die Vorfreude auf die Fasnet ist bei den Zünften groß – aber zugleich auch die Sorgen. Der Grund: Noch immer haben die meisten von ihnen nicht genügend Fahrzeugbegleiter für die Umzüge beisammen. Die Suche, so bestätigen alle, wird von Jahr zu Jahr schwieriger. Im schlimmsten Fall droht gar das Szenario, dass Wagen am Umzugstag in der Garage bleiben müssen.

Glonki-Gilde in Nöten

„Schwierig“, sagt Claus Boie von der Glonki-Gilde beim Thema Fahrzeugbegleiter. Eben ist er unterwegs zu einigen Villinger Schulen, um dort Werbeplakate für den Einsatz beim Umzug aufzuhängen. Boie hoffe, damit doch noch ein paar ältere Schüler ab 16 Jahren begeistern zu können.

Vor allem der Fasnachtsdienstag ist derzeit das Sorgenkind der Gilde. An diesem Tag fährt erstmals nach Jahren auch der mächtige Elferratsstamm wieder mit, allein er benötigt acht zusätzliche Wagenbegleiter. 32 solcher Helfer braucht die Gilde beim Großen Umzug insgesamt.

Die Glonki-Gilde, hier bei der Fasnet 2023, sucht händeringend Begleitpersonal für die Umzugswagen.
Die Glonki-Gilde, hier bei der Fasnet 2023, sucht händeringend Begleitpersonal für die Umzugswagen. | Bild: Roland Sigwart

Die Glonkis haben zwar einen festen Helfer-Stamm für die wichtige Aufgabe beim Umzug, doch auch hier brechen immer wieder Leute weg – beispielsweise wegen Ausbildung oder Studium. Und Neue kommen mittlerweile nur wenige nach: „Es wird immer schwieriger, da noch jemanden zu finden“, so Boie. Die eigenen Mitglieder wollen lieber selbst beim Umzug mitlaufen. „Es wäre wirklich schade, wenn ein Wagen deswegen stehenbleiben müsste“, mahnt er.

20 Euro gibt es für den Einsatz als Wagenbegleiter – hier bezahlen alle Zünfte nahezu gleich, erklärt Claus Boie. Doch der schnöde Mammon ist beileibe nicht alles, sagt er. „Das macht immer einen Heidenspaß und ist leicht verdientes Geld.“

Auch die Katzenmusik steckt derweil noch in argen Wagen-Nöten. „Es fehlen mindestens zehn Leute“, berichtet Michael Spormann, der Verantwortliche für die Wagenbegleiter. Die Katzen brauchen für Montag und Dienstag ebenfalls 32 Freiwillige, die aufpassen, dass mit den großen Gefährten und den vielen Zuschauern bei den Umzügen nichts passiert. „Das ist eine super Chance für die Leute, auch mal beim Umzug mitzulaufen“, wirbt er für die Aufgabe.

Jahr für Jahr kämpfen die Heringsdörfler darum, genügend Wagenbegleiter zu finden. Unser Bild stammt aus dem vergangenen Jahr.
Jahr für Jahr kämpfen die Heringsdörfler darum, genügend Wagenbegleiter zu finden. Unser Bild stammt aus dem vergangenen Jahr. | Bild: Trippl, Norbert

„Es ist furchtbar“, kommentiert Werner Betsch, Vorsitzender der Heringsdörfler, die Situation. Zwar hat der Verein eine Stammmannschaft mit rund zwölf treuen Wagenbegleitern, doch benötigt werden ungefähr doppelt so viele Helfer. „Allein der große Fisch braucht acht Begleiter“, zählt Betsch auf. Als kleiner Verein haben die Heringsdörfler mit dem Mangel besonders zu kämpfen. Vor Jahren, so erinnert er sich, musste deswegen schon einmal ein Umzugswagen zu Hause bleiben.

Ein Tipp vom Narro-Zunftmeister

Die Narrozunft hat zwar keine besonders großen, dafür aber viele kleine Gefährte. Weil die Narros mit einigen Schulen kooperieren, sieht es in Sachen Wagenbegleiter „ganz gut aus“, wie Zunftmeister Anselm Säger erzählt. Ganz gut, aber eben nicht perfekt. „Wir brauchen noch Unterstützung, noch ist nicht alles besetzt“, so Säger. Acht bis zehn Leute fehlen der Zunft bislang noch.

Fasnets-Taschengeld gefällig? Hier kommt ein Tipp

Und der Zunftmeister hat noch einen Tipp für Interessenten parat: „Wer am Dienstag bei uns mitläuft, kann nach Umzugsende schnell zurück rennen zum Aufstellungsplatz und dann noch bei den Glonkis oder einer anderen Gruppe mitlaufen.“ 40 Euro Fasnetsgeld sind so an diesem Nachmittag verdient.

Die Villinger Hexen haben kein Begleiter-Problem.
Die Villinger Hexen haben kein Begleiter-Problem. | Bild: Roland Sigwart

Einzig den Villinger Hexen bereitet das Thema keine schlaflosen Nächte – noch nicht, wie Sprecher Michael Merklinger betont. Bei den Grün-Roten müssen Neumitglieder Arbeitsstunden ableisten, eine Möglichkeit hierfür ist stets die Wagenbegleitung. Ob das auch in Zukunft so sorgenfrei bleibt? Wer weiß, meint Merklinger. „Wir merken hier schon auch, dass sich immer weniger Leute engagieren wollen.“