Ein richtig heißer Sommertag, ein Longdrinkglas, eine Zitronenscheibe, Eis und ein gekühltes Tonic: Mehr braucht es nicht, um Gehirn und Körper wieder stilvoll auf Betriebstemperatur zu bringen. Die Spanier haben es uns vorgemacht.

Schon lange wussten die Menschen auf der Iberischen Halbinsel, dass zuckrige Limonaden in der Mittagshitze auf einem Madrider Platz wenig Freude machen, wohingegen ein Tonic mit seiner Balance zwischen bitter und süß die Lebensgeister in Schwung bringt. Und das vollkommen bleifrei!
Balance zwischen bitter und süß
Nun sind Tonics auch bei den Deutschen schwer angesagt. Man kann alles haben: von Indian über Mediterranean bis zu Schokoladen-Minz-Tonic von Peter Spanton. Letzeres ist allerdings eher etwas für Freunde des schrägen Geschmacks.
Nils Wrage ist Chefredakteur des schicken Fachmagazins „Mixology“. Der Boom des Tonics sei im Nachgang der Begeisterung für Gin entstanden, erklärt er. An die zehn große Marken gibt es heute, und er nennt neben dem bekannten Schweppes Marken wie Thomas Henry, Fevertree, Fentiman‘s sowie das Münchner Aqua Monaco und Goldberg aus Paderborn.
Chinin, Zitrusaromen und Süßung
Wie finde ich aber nun ein Tonic, das mir schmeckt? Darauf gibt es nur eine Antwort: Ausprobieren. Wer aus der klassischen Barkultur komme und eine gute Kombination zum Gin suche, werde sich am ehesten für ein Indian Tonic entscheiden, sagt Wrage.
Das sei ein Soda mit Chinin, Zitrusaromen und Süßung. Manchmal seien weitere Geschmacksnoten enthalten, zum Beispiel Ingwer oder Zitronengras, jedoch nicht immer aufgeführt.
Tonics sind nicht zuckerarm!
Übrigens ist es ein Irrtum zu glauben, dass Tonics weniger Zucker enthalten als übliche Brausen. „Klassische, handelsübliche Tonics enthalten im Wesentlichen praktisch genauso viel Zucker wie gängige Colas oder Zitruslimonaden“, betont Wrage. Daher sollte man auf die Deklaration schauen. Dort steht der Zuckergehalt pro 100 Milliliter.

Dry Tonics enthalten besonders wenig Zucker, was echten Barflies entgegenkommt. Bei Light-Tonics heißt es dagegen genau hinsehen: Sie können Süßstoffe enthalten oder auch nur zuckerreduziert sein. Zum Teil sind sehr sonderbare Süßstoffe auf dem Markt: Sucralose etwa, ein Saccharose-Molekül, bei dem Chlor-Atome eingebaut wurden. Klingt nicht wirklich lecker.
Abgrenzen von Limonaden
Im Prinzip habe das Tonic ein ähnliches „Luxus-Identitätsproblem“ wie der Gin, sagt der Experte, nämlich, sich abzugrenzen. Mancher Gin werde heute am Tisch designt und von einem Brenner im Auftrag für eine Firma hergestellt, ohne dass der Gin eine gewachsene Marke wäre. Auch der Wacholder, der für einen Gin eigentlich zwingend sei, gerate oft in den Hintergrund.
Bei den Tonics sei der Trend zu mehr Floralität aus Spanien nach Deutschland geschwappt, sagt Wrage. Häufig enthalten die Tonics mediterrane Kräuter, Hibiskus oder andere Noten. Oft werde das Tonic-typische Bittere stark zurückgefahren, um die Tonics süffiger zu machen: „Letztlich kann jeder trinken, was ihm schmeckt. Das sind dann aber oft mehr Kräuterbrausen“, sagt er.
Tipps von Nils Wrage für Gin-and Tonic-Kombinationen
- Berry bros. & Rudd/bbr: London Dry Gin No. 3, mit Fever Tree Indian Tonic. Der Gin ist mit 46 Prozent Alkohol recht stark und enthält nur sechs Botanicals. Das klassische Tonic von Fever Tree passt perfekt.
- Gin Mare, mit Indi-Tonic: Ein mediterraner New Western Style-Gin. Das Indi-Tonic aus Cadiz bringt mehr Zitrus-Aromen in den Drink. Von der Marke gibt es auch Limos und Cola.
- Plymouth Gin, Navy Strength, mit Golden Tonic von Monaco:
Dieser Gin hat mit 57 Prozent Alkohol ordentlich Muskeln. Das Tonic enthält nur wenig Zucker, sodass es die
Aromatik des Gins nicht stört.